Meine Freundin, die netterweise meine Jungfern-Enduro-Fahrt bildlich festhalten wollte, stand Foto bei Fuß nahe dem Ziel. Sie ist es gewohnt, dass ich im 2-3 Minutentakt an ihr vorbeischieße. Wie ihr es euch bereits gedacht habt, dauerte das ganze ein „bischen länger“. Ich brauche euch nicht zu erzählen, wie sie da stand und auf mich wartete....
...ich sehe eine Frau, die meiner Mutter ziemlich ähnlich sieht, mit einem Jungen schimpfen, der genauso aussieht wie ich. Sie zeigt mit einer Hand auf das Motorrad, das im Schlamm liegt, mit der anderen mahnend den Berg hinauf, als wollte sie sagen: „Warum zur Hölle bist du noch hier unten??“
- ICH FÜHLE VIELE SCHNELLE SCHLÄGE -
...Die Sonne scheint. Ich beobachte meine Uroma, die falsch herum auf einer KMX sitzt und die Yungas-Straße auf dem Hinterrad entlang fährt....Ich bin verwirrt...
- MICH TRIFFT EIN HARTER SCHLAG -
Ich komme zu mir.
Die schnellen Schläge waren 946 Dreckbollen, die ein bekanntes Gesicht mit seinem Crosser ganz zufällig in meine Richtung befördert hatte. Der harte Schlag war ein ganz besonders Großer, den er mit der Hand geworfen haben musste. Die SAU!
Ich blicke hilfe suchend den Streckenposten neben mir an, der nur lacht.
„Sitz halt ned rum, geh Mopped fahren!“ sagt der, und deutete mit der einen Hand auf meine TT, mit der anderen den Berg hinauf - „Da geht’s lang!“
Also gut. Ich hatte eine Mission: Mindestens eine gewertete Runde fahren, sonst mache ich mich ganz lächerlich. Ich summe fröhlich „Down with the Sickness“, schüttel die schon schmerzenden Musklen (sagte ich schon, dass ich eine Luftpumpe bin?) und kleidete mich ein. Jetzt musste ich nur noch der TT beibringen, wieder anzuspringen.
Sie weigerte sich. Ich fluchte. Ziemlich laut.
„Du eldendes Mistvieh. Gleich wird aus Schlachross Schlacht-VIEH !!“
Das half. Sie ging auf einmal an, als ob nie etwas gewesen wäre.
Ein paar nette Jungs hatten seitlich am Berg eine alternative Route geschaffen, die schaffbar aussah. Einfach die Räder in die Rille einrasten und volle Möhre. Ich gab alles. Mit dem neu getankten Ehrgeiz schaffte ich den Berg fast ohne Probleme, ich fragte mich, warum ich überhaupt vorher 4mal umgefallen war. Ich Pfeife.
Nach einem U-Turn ging's neben der Auffahrt wieder runter.....
Nun ja, wie sagt man?
Runter kommt man immer.
Mit den Knien am Boden wusste ich, dass etwas nicht ganz nach Plan verlaufen war.
Ich hoffe ich bekomme irgendwann das Video zu sehen, wie ich den Berg runtergekullert bin.
Gedankennotiz: Bergab die Vorderradbremse sehr dosiert, aber am besten gar nicht nutzen. Sonst rutscht es einfach weg, am besten im 80° Winkel zum Rest der Maschine, und befördert den Fahrer über den Lenker wie ein Katapult.
Geil. Das hat Erinnerungswert.
Meine Androhungen von vor 2 Minuten hielt an, sie sprang auf den ersten Tritt an und feuerte mich nach einem erneuten U-Turn geradewegs den Berg wieder hinauf. Jetzt ging's, ich hatte den Bogen fast raus.
Ist eigentlich auch ganz einfach. Popometer für Rutscher auf Stumm schalten, Stützfüße ausfahren, viel Gas und mit der Kupplung dosieren um Stehenbleiben und Wheelies zu unterbinden. Fertig. Und dann halt den Berg rauf.
Es folgte eine lange und kurvige Fahrt durch den Wald, wo ich nur 2mal Stürzte und unzählige Male anhalten musste, um meine Kupplungshand auszuschütteln. Die Belastung der Hand war enorm. 4 Kilometer nur im ersten Gang, die Geschwindigkeit mit der Kupplung regeln. Und das bei völlig eingedrecktem Kupplungszug.
Ich hatte einfach keine Ahnung wie man es besser machen soll. Vielleicht muss man einfach nur, wie sagt man so schön, Trainieren?!? Ich bin ein völlig untrainiertes Riesesross. (P.s.: Jetzt weiß ich wenigstens, warum die Kerle einem fast die Hand abdrücken, wenn man ihnen die seine gibt)
Das schlimmste war, wenn die Kraft nachlies. Ich konnte die Kupplung nicht mehr richtig ziehen und die Kiste war kurz vorm abschnappen. Also die Spurrille mit einem nur teilweise kontrollierten Wheelie verlassen (was 2 mal nicht gelang *plumps*), mit beiden Händen den Kupplungshebel halten und den Leerlauf suchen. Scheiße, wenn man immer 1 – 2 – 1 – 2 durchschaltet und den Leerlauf nicht trifft. Kurz Gas geben fiel aus, wenn die Rechte Hand die Kupplung losließ hätte die Linke das nicht mehr halten können, so geschwächt war ich.
Beim Überholen hielt der ein oder andere mal kurz an und hielt die Kullpung für mich, was ich ganz nett fand. Die Verrückten waren ja auch schon bei der vierten Runde und hatten Zeit....
Nach knapp EINER STUNDE war die „Boxenausfahrt“ in Sicht.
Verdammte Scheiße, ich krieg ständig krampfhafte Lachflashs, weil mich immer wieder die Vorstellung heimsucht, wie der japsende Heinz den Schlammhang runterkugelt.....