Sorry für die Zerspätung…, aber ich will ja nicht, dass irgendwo auf der Welt ein Korea schlecht wird...
Das Leiden geht weiter:
Tag 2:
Es war eigentlich alles wunderbar. Das Bosee-Team war wie immer veranstaltungsmässig formidabel drauf, es waren allerhöchstens 90 Aufzünder vor Ort und wir hatten geradezu saugutes Wetter. Gut, am Vortag war es vielleicht ein bisschen arg warm gewesen, weshalb ich auch kaum länger als 8 – 10 Runden am Stück durchziehen konnte. Ausserdem meldete sich mal wieder meine Kupplungshand, was leicht nervte…
Aber der Tag sollte nicht so gut beginnen. Als ich das erste Mal die Piste entern wollte, war erstmal die rote Flagge draussen. Aus dem Krankenwagen entstieg schlussendlich ein Aufzünder, dessen Gesicht ich (noch) nicht einordnen konnte. Er hinkte zwar und sah ein bisschen arg durchgeschüttelt aus, aber zumindest dem Auge nach nichts allzu wildes. Als die Piste wieder freigegeben wurde, konnte man auch unschwer erkennen, wo er gestürzt war. Es war die Kuppe of death und die Schlitterspuren auf dem Asphalt übel lang… Heilig’s Blechle!
Dass ich den Lenkungsdämpfer angehärtet hatte, machte sich sofort bezahlt. Ich bin zwar nicht so heikel, wenn es vorne oder hinten wackelt, aber hier in Leiden war es doch an der Grenze. Insbesondere an der Kuppe of death… Das Vorderrad hebt dort ohnehin jedes Mal leicht ab und zeigt bei der Landung auch unmissverständlich, dass es vorhanden ist. Ich spürte zwar die Pulsierungen an meinen Händen schon nach wenigen Runden wieder, aber das war auszuhalten.
Immerhin war es nicht mehr so heiss wie noch tags zuvor. Aber ich brauchte dennoch recht lange, um einigermassen in Schwung zu kommen. Kam noch hinzu, dass ich in der Links vor besagter Kuppe das Gefühl hatte, überhaupt kein Gefühl für den Grip zu haben

Über die Übersetzung brauchte ich mir überhaupt keine Gedanken zu machen, denn sie passte nach wie vor einwandfrei, danke noch mal an Assistent, 14:42 funzt primös! Im Übrigen war es auch er, der mich über die entscheidenden Schlüsselstellen informierte: ALLE!! Sehr witzig…

Vor der Mittagspause trugen uns Ivo und ich noch für das Rennen ein, welches um 1530 zusammen mit den wenigen 750ern über die Bühne laufen sollte. Für die insgesamt 10 Runden schüttete ich noch ein paar Liter Aufzünd-Weihwasser nach, um ganz sicher nicht liegenzubleiben. Naja, zumindest benzintechnisch sollte es nicht scheitern…
Ivo machte mir ein bisschen Sorgen, weil er sich seit dem Morgen mit Magenschmerzen rumschlagen musste. Und nein, die rührten ganz bestimmt nicht vom vorherigen Abend her! Was ihr auch immer denkt…

Nach dem ersten Turn war er sich noch sehr unsicher, überhaupt im Rennen teilzunehmen. Ich versicherte ihm, dass beim Fahren alles besser werden würde. Vor dem Mittagessen war er sich jedenfalls sicher, es probieren zu wollen. Guter Mann! Er würde es bestimmt nicht bereuen.
Ich wollte dann noch mal kurz in der Box von Ypse11 und den anderen üblen Konsorten vorbeischauen. Dort wurde mir dann auch mitgeteilt, wer der Pechvogel an der Kuppe war. Es war der von einigen aus dem Forum bereits gefürchtete ‚der Ruin’. Nun war auch klar, woher der Name rührte... Aber ich möchte hier klarstellen, dass es Ypse11 war, der diesen Spruch brachte (und nicht ich, obwohl er mir zugegebenermassen schon auf der Zunge bereitlag…). Naja, immerhin sah der Ruin aus, als hätte lediglich seine Laune einen Knacks abgekriegt und nicht seine Knochen. Ganz im Gegensatz zu seinem Untersatz, dessen Rahmen offensichtlich keine Lust mehr hatte über irgendwelche Pisten gescheucht zu werden

Gute Besserung an beide!
Ypse11 und ich vereinbarten noch eine gemeinsame Kamerafahrt am letzten Tag.
Sodele, Zeit für Rennen! Ich hatte zwar noch nicht das Gefühl, dafür bereit zu sein, da ich immer noch auf Linien unterwegs war, auf denen ich noch nicht einmal meine hässliche Nachbarin mit Fahrrad hätte knacken können. Aber was soll’s. Ich hoffte somit einfach auf eine Lokomotive, an der ich mich als Tender anhängen würde, was meine nicht so berauschenden Zeiten evtl. etwas nach unten verfrachten sollte. Im Abschauen war ich schon immer spitze!
Ivo und ich klopften uns noch mal ab und wir wünschten uns ein paar schöne Runden. Dann zottelten wir los. Beim Einsortieren auf meinem 14. Startplatz schaute ich nach links und rechts und war mir ungemein sicher, diese Herren auf ihren Einkaufswagen beim Start gleich mal einzutüten. Ich schaute extra böse, realisierte aber, dass dieser Effekt durch mein abgedunkeltes Visier voll für den Arsch war. Aber schön, dass ich über meine eigene Deppenhaftigkeit lachen konnte…
Der Start war in Ordnung und die genannten Rollschuhe aus meiner Reihe blieben tatsächlich allesamt schön hinter mir. Da ich normalerweise die erste Links kaum anbremsen musste, hielt ich es für keine schlechte Idee, den Gaszug nun gespannt zu halten, da man nach dem Start halt ein bisschen langsamer an die Ecke kommt. Nun, innen war kein Platz mehr, also halt aussenrum. Klappte vorzüglich, hehe. Dabei erinnerte ich mich aber noch kurz an den vorherigen Tag, als ich einmal an dieser Stelle einen ziemlichen üblen Stoppie hingemäht hatte. Übel deshalb, weil eben ungeplant… Nun, das Hinterrad landete erst, als ich bereits beim Einlenken war. Es lässt sich wohl erahnen, dass die Landung etwas … ‚ungemütlich’ … war. Der Tip von Ypse11, nur mit dem Motor die erste Kurve anzustechen, machte nicht nur deswegen durchaus Sinn.
Schon in der ersten Runde merkte ich, dass ich nun in einer Gruppe mitfuhr, deren Tempo doch etwas flotter als mein bisheriges war. Ungefähr so wie ich es vor dem Rennen geplant hatte.
Ich erinnerte mich wieder an Knight Rider und die zwei verschiedenen Fortbewegungs-Modi, die Kitt zuliess und Michael Knight auch jeweils angezeigt wurden: Cruising mode oder pursuit mode… Ich drückte also den pursuit mode-Knopp (dabei musste ich unweigerlich an einen Herrn Schulten denken – de point, de knopp…) und spürte wie Granate ein paar Flügel wuchsen und ein paar Extra-Hamster im Motorraum für das Laufrad aktiviert wurden. Dem laptimer drohte ich mit 230 Volt bei ungezogenem Verhalten und drehte am rechten Lenkerstummel nach unten. Der Drehzahlmesser meldete gehorsamst, dass er sich fast nur noch auf der richtigen Seite der 10'000 U/min-Markierung aufhalten würde, was mir sehr recht war. In der Links vor der Todes-Kuppe setzte dann wohl mein Limadeckel einmal kurz am Curb auf

Auf Start/Ziel wurde mir dann auch klar, dass es sich hierbei auch nicht um eine Gerade handeln konnte, sondern um einen langgezogenen Bogen. Und die Passage vor Start/Ziel fühlte sich mittlerweile auch mehr nach Wanderfalke im Sturzflug an…
Jedenfalls klappte so die Verfolgung der Vorauseilenden wunderbar und die Rundenzeiten verzogen sich tendenziell so langsam da hin, wo sie auch hingehörten. In der zweiten und dritten Runde konnte ich zwar an keinem mehr vorbeiziehen, aber das war halb so schlimm, da ich mich ohnehin freute, von der Vorhut rundenzeitenmässig etwas profitiert zu haben.
Ich segelte also vor mich hin, bremste die erste Rechts nach Start/Ziel wie gewohnt an und presste zwei Gangstufen zurück. Beim Gasanlegen war es dann schlagartig Ende mit Schub und der Motor liess nur noch ein missgelauntes Mooooooaaaaaah aus der Airbox vernehmen.
Aha??
Moment mal, was passiert hier gerade? Hatte ich eben meine Hamster ins Jenseits befördert? Ich hob meine Hand und war froh, dass die anderen mit ihren F-14ern unbeschadet an mir vorbeijagen konnten. Ich rollte raus in die Wiese und kurvte dabei um allerlei verbogene Lenkerstummel und ähnliches Sturzgemüse. Räumt den hier niemand diesen Schweinestall auf?! Sah ja noch schlimmer aus als beim Kanzler zuhause…
Anschliessend versuchte ich, den Motor wieder zum Leben zu erwecken. Es war aber nichts zu machen. Zuerst hatte ich ja den Verdacht, dass ich lediglich den Killschalter versehentlich betätigt hatte, aber dem war nicht so. Als ich die Zündung erneut anmachen wollte, passierte reingarnichts mehr, also musste wohl irgendwo ein Kurzschluss mit Sicherungsdurchbruch stattgefunden haben… Wunderschön!
Als ich so auf die Schnelle die üblichen verdächtigen Stellen an Granate durchcheckte, fiel mir bei der linken Fussraste auf, dass sie aussah, als hätte ich sie drei Tage lang in Castrol SRF eingelegt. Beim Beschnuppern gab es bezüglich Bremsflüssigkeit zwar Entwarnung, dafür roch es nach Batteriesäure. Der hintere Kotflügel war auch heftigst eingesaut. Da werden sich wohl ein paar Tröpfchen über die Batterie-Entlüftung verflüchtigt haben. Und wer mich kennt, weiss, dass ich Entlüftungen und deren Schläuche alles andere als liebe… Aber das war für das unangekündigte Verabschieden des Motors wohl kaum verantwortlich. Ich würde mich diesem faux-pas dann am Abend widmen.
Da das MyChron4 vom Zündkreis unabhängig ist, konnte ich aber immerhin noch schnell die Rundenzeiten abchecken. Jo, eine 40er und eine 41er, immerhin. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert... Allerdings bin ich die ja auch nur gefahren, weil ich gezogen wurde.
Anschliessend sass ich trotzdem leicht misslaunig in der Wiese und schaute mir die noch verbleibenden Runden an. Mann, es sollte verboten sein, den Leuten ihr Spielzeug wegzunehmen oder das Spielzeug spielunfähig zu machen, selbst wenn es eine Granate ist!
So wie ich es von Aussen erkennen konnte, wurde Ivo wohl Zweiter bei den 600ern, fett! Nach dem Abwinken schaute Ingo vom Bosee-Team mit seiner R6 vorbei und machte mir eindeutige Zeichen, dass er gedachte, mich zu huckepacken. Ich schmiss mich also auf die Sitzbank und Ingo düste los. Unterwegs fragte er mich, ob ich ohne Sprit liegengeblieben sei. Nun, das konnte ich ja verneinen, so ein Riesen-Depp war ich ja nicht

Also sagte ich ihm einfach, dass ich ein verwöhntes, zickiges Gefährt mein Eigen nannte. Ingo lachte und nahm das wohl als Ansporn, die Runde flüssig zu Ende zu bringen. In den Kurven winkelte ich meine kurzen Beinchen so gut an wie es ging, aber es nützte nichts und die Stiefel schliffen munter am Boden. Vor Start/Ziel meinte er dann noch beiläufig „Sooo und jetzt noch einen kleinen Wheelie“ – worauf ich als gut erzogener Junge natürlich heftigst protestieren wollte. Zu spät

Coole Sau, dieser Ingo!
Ich trottete im Fahrerlager dann zurück und wurde von einigen mitleidig beäugt. Mit meinen in zahlreichen Privatdetektivstunden geschärften Ohren hörte ich jeden noch so leise geflüsterten Kommentar: „Oh, der Kleine ist bestimmt gestürzt.“ – „Siehst du, Dörte, ich hab’s dir ja gleich gesagt, im Rennen fliegen sie immer wie die Fliegen!“ – „Sieht nach Highsider aus, so wie sein Arsch verschliffen ist.“ – „Wow, was für ein hübscher Kerl!!“ uswusw.

Als ich in unser Zelt ohne Möpp eintauchte, waren Ivos erste Worte: „Neeeeeeeiiiiiiiiin!!!!“ Ich entgegnete: „Scheisshaus kapüttgegangen ohne Sturz, aber immerhin 1:40 gefahren.“ – Er: „Ok… Ich 1:36.2“
Päuschen… Naja, durch so eine Ohrfeige lasse ich mir aber doch meine Laune nicht versauen!
Nach dem Rennen mit den Schwergewichtlern gingen wir dann Granate abholen, die sich zwischen zwei gesunden Moppeds zu verstecken versuchte. Hätte sie eine Rute gehabt, würde ich wissen, wo sich die nun befunden hätte. Zurecht!
Ich begab mich nun auf Fehlersuche und fand die Interruptus-Wurzel bald. Eine wunderschön durchgebrannte Hauptsicherung… Die Frage war nur wieso? Ich weiss es bis heute nicht… Also neue Sicherung reingetüdelt, Motor angeschmissen und Granate lief als wär nie etwas gewesen. Die bien cuit-Sicherung wurde von Ivo die Sicherung des Antizünd benannt. Aber ich glaube ja nicht an den Antizünd-mambo-jambo, sondern dass ich wohl eher vor weiterem Übermut beschützt werden musste, hehe.
Das einzige, was mich wirklich nachdenklich werden liess, war, ob morgen Granate noch mitspielen würde. Witzig in dem Zusammenhang, dass mir Ypse11 am vorigen Tag noch von Masseproblemen an seinem Power Commäänder berichtet hatte und deshalb den ersten Morgen streichen konnte. Wieso musste mir das jetzt in den Sinn kommen?!
Ich beschloss, nicht mehr angesäuert zu sein und holte meine Feierabend-Tasse hervor… War ja trotz dem DNF ein cooler Tag!
Die Fete… Sie begann mit dem Nicht-Finden des alles entscheidenden Boxenschlüssels. Wie sich herausstellen sollte, ein nicht ganz einfaches Unterfangen, einen solchen Schlüssel zu finden, wenn er erstmal weg ist… Ich glaubte, Arthur schickte die gesamte Tafelrunde los, um ihn aufzutreiben!
Jedenfalls wartete Ypse11 an vorderster Front vor der Box, völlig unerwartet, hehe

Nunja, irgendwann war die Box offen und ich sah mich gezwungen, mir einen Becher Bier einzuverleiben. Das tat ich aber nur, weil die Bosee-Jungs im Gegenzug Manowar auffahren liessen, das taten die bestimmt extra für mich. Ihr habt richtig gehört, Manowar und wie es sich gehört auf ganz leiser Stufe! Ich fühlte mich hier in diesem Saulärm wohl wie ein Fleischfresser in der Metzgerei…
Das sollte sich ändern, als ich einen jungen Mann neben Ypse11 erblickte, der mir vorgestellt wurde mit den Worten: „Der treibt sich auch auf r-vier-f rum…“ Es war der Mann mit dem unanständigsten Avatar überhaupt, nämlich dem, welches nur die Hälfte der Wahrheit zeigt: Gollum!
Ich konnte es kaum glauben, endlich ein Aufzünder, der jünger aussah, als er tatsächlich war! Vielleicht liess ich mich aber auch nur durch das Mineralwasser täuschen… Es war jedenfalls schnell klar, dass Gollum genauso verrückt war, wie alle anderen. Seine Jugendhaftigkeit war also das einzige, das mich überraschte! Ich war mir aber sicher, dass er tagsüber bei Sonnenlicht genauso unvorteilhaft aussehen würde, wie alle anderen Aufzünder… Nicht dass Gollum noch das Gefühl hat, ich liesse ihn besser dastehen, als es wirklich der Fall war!
Irgendwann standen Ivo und ich zusammen mit anderen Schaulustigen vor den zwei Lappentöpfen des Fotographen, der eine Diashow von den zwei bisherigen Tagen laufen liess. Es war mir ein Rätsel, wieso jedes Mal von Ivo und anderen Nasen ein Riesengelächter losrauschte, wenn es Bilder von meinem Botanik-Abstecher zu sehen gab. Noch schlimmer war es natürlich bei den doggy-style-pics von mir und Ingo…

Gibt es eigentlich auch Kleber für die Möpp-Front, die besagen, dass man auf gar keinen Fall photoisiert werden will?!

Nach etlichen grausamen Gesprächen mit anderen Kinderschreck-Gesichtern, bei denen es hauptsächlich um das morgige Niedermähen und Zerhäxeln von mir und Granate ging, beschloss ich, mich auf meine bereits liebgewonnene Matratze zu schmeissen. Wenn Steine tatsächlich schlafen können, dann ungefähr so wie ich zu dem Zeitpunkt…
Der dritte und letzte Teil wird dann etwas kürzer ausfallen. Bis dahin…
"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983