Und dann schauten wir eine Weile Troy Corser. Ich wollte schon immer ein Video von Troy Corser in Aragonien haben.

Nächste Runde. Es ist mittlerweile kurz vor vier, die Sonne senkte sich, und ich wollte doch gerne noch ein wenig fahren. Es half nichts. Egal, wie oft ich versuchte, Monsieur le Coach mitzuteilen, dass ich durchaus lange fahren konnte und nichts gegen eine längere Trainingsrunde hatte, er zog immer den Schluss, dass das nicht sinnvoll wäre, denn so nach zwanzig Minuten wäre man ja dann auch zu kaputt, um weiter üben zu können. Ich fügte mich, er war ja der Rennfahrer.
Nach noch etwas Pause fuhren wir wieder los und ich übte weiter. Bremse hier, einlenken da. Und Hindernisse elegant umfahren. Und umfahren werden. Insgesamt hatten wir aber freie Strecke. Einige Teilnehmer hatten nur drei Tage gebucht und waren bereits fleißig am Einräumen. In der langen Links hinter der Corkscrew hatte ich immer noch Probleme, den rechten Zeitpunkt zum Schalten zu finden. Und auch das Schalten ging wieder nicht ganz optimal. Ansonsten lief alles recht ordentlich. Als er dann vorfuhr, zog er ab wie eine Rakete. Zumindest im Gegensatz zu mir. Ich konnte nicht dranbleiben. Er hatte es für mich übertrieben - und mein Schutzmechanismus sprang an. Buuuuh, der ist soooo schnell, das schaffst du nie, halt mal besser Abstand.

Er merkte bald, das das so nichts wurde. Ja, leider, man kann mich nicht "ziehen". Ich kann immer nur selber fahren, langsam, langsam Sachen üben und umsetzen. (außer jemand muss unbedingt gespalten werden, der Fall lag aber nicht vor)
Als wir das nächste Video ansahen, räumte Monsieur le Coach ein, dass ich doch noch mehr Platz hätte, um was auszutesten. "Plus de confiance!" Versuchte er, mich zu ermutigen. Und mit großen Augen zeigte er auf die letzte Kurve vor der Geraden "honestly, braking at 200 is not bad for me". Ich könnte nur ein wenig mehr schnell fahren im mittleren Drittel. Ja, das mittlere Drittel, das war da, wo ich im Rennen ein wenig mehr schnell gefahren war, mit dem Ergebnis, dass ich mir danach ganz schnell fast in die Hose machen musste. Nein, in der Kurve war nichts mehr zu holen.
Und dann zeigt er mir noch eins zwei andere Sachen. Am Berg kann ich mehr Durchziehen (wer kann das nicht...) "you have the space to try, it is all safe". Ja, sag das mal einer Mutti von drei Kindern, die alle noch nach Hause fahren muss. Hmpf. Er hat ja recht. Jedes Mal, wenn Herr Bantli vorbeiflog, sah man gut, was alles so ging. Aber ich war nicht Herr Bantli.
Und hier - die lange links nach der Corkscrew - "you can see that you are too aggressive on the gas" - gibt es das überhaupt? Mit ner 600er? Noch bevor ich anfange zu grübeln, schaue ich genauer hin. Das Heck wackelt rauf und runter. Wenn es nicht vom dumm Schalten kommt, was kann es dann sein. Er überlegt. Vielleicht ist das Federbein zu hart. Ich hätte ja nun schon einen harten Reifen. Und dann kann das schonmal vorkommen. Und überhaupt, mein Reifen ist nichts mehr für mich bei diesen Temperaturen. Ich seufze. Wie viele von den Dingern hatte ich noch zuhause. Der Hinterreifen. Ich muss was tun. Er empfiehlt, bei Pirelli zu bleiben, aber bitte in Richtung soft zu gehen.
Ich gehe in die Reifenbox und bestelle das neue schwarz, rund, Loch in der Mitte, um zu testen, ob ich damit besser fahren kann. Morgen sollte es genau so warm werden und der SC3 würde kaum den ganzen Tag halten. Unser Henning hatte bereitwillig erklärt, das Ding am Abend noch einzubauen, während ich einkaufen würde.
Als wir uns anziehen, um den letzten Turn so gegen zwanzig nach fünf anzugehen, sage ich nochmal, dass ich gerne länger fahren würde. Scheint nicht angekommen zu sein. Nach nicht einmal zwanzig Minuten biegt Monsieur le Coach ab. In meinem rechten Ohr macht es "bip, bip, bip", bis um sechs die karierte Flagge weht.
Als ich dann die R6 in der Box abstelle, schaut mich Monsieur le Coach erstaunt an. Ich grinse: "J'ai dit que I can do long distance race." Oh, là, là, solch Kondition hatte er mir gar nicht zugetraut. Ja, wie soll er auch. Wir kannten uns ja nur kurz. Er bestätigt nochmal, dass ich gut fahre, aber ich bräuchte wirklich, wirklich plus de confiance, dann würde das schon was. Und ich sollte nochmal jemanden auf das Heck schauen lassen und eventuell noch was weicher einstellen. Und ich hoffe, dass zumindest diesmal unser Henning darauf hören wird.