Schnell bei der Tankstelle angehalten die Kanister gefüllt und hoch zur Strecke. Die sich an diesem Tag, an dem es fast windstill war, so präsentierte:

Nachdem wir noch eine Stunde hatten bevor es losging, beschloß ich die Pirellis Supercorsa SC3 (den Satz hatte ich für 220 EUR im Internet geschossen) aufzuziehen.
Gesagt, getan:

Nachdem ich beim freundlichen Reifendienst 20 EUR für den Reifenwechsel hinterlassen hatte (er hat sich wohl nicht mehr an meine selbstlose Hilfe beim Ausladen erinnert) montierten wir an meinen Schatz mit grob geschätzten Anzugsmomenten die neu besohlten Reifen.
Da mich sowas wie Ehrgeiz gepackt hatte, bin ich wieder rauf auf den Turm und hab mir noch einen Transponder gegönnt.
10:00 Uhr - die Boxengasse öffnete - und es ging wieder los.
Theoretische 6 Stunden heizen auf der Rennstrecke - Herz was willst Du mehr?
Reifenwärmer zum Beispiel!
Gleich nach der Ausfahrt aus der Boxengasse folgt eine langgezogene 90 Grad rechts in der ich mich beinahe hingelegt hätte. Die ganze Kiste rutschte gepflegt über Vorder- und Hinterrad.
Da man aus der Boxengasse kommend, noch nicht den Speed hat, war´s halbwegs leicht in den Griff zu kriegen - aber mein Herz schlug erstmal in Höhe der Knieschleifer.
Also - erstmal langsam... nach drei, vier Runden hatte ich mich halbwegs so weit, daß ich wieder etwas beherzter am Kabel zog.
So zog ich meine Runden, fuhr mal alleine, mal mit den Schweizern, mal mit Ulli und Meister Harbusch - es ging immer flüssiger - wobei die Schikane sich einfach nicht mit mir anfreunden wollte - vor dem Mistvieh fährt man "blind" über eine Kuppe in eine langgezogene links (eigentlich eine doppel links) wobei man in der zweiten links noch in Schräglage schon anfängt zu bremsen. bähh!
Mittagspause war erreicht und ich wollte mal schauen wohin sich meine Zeiten so bewegten - 2:05 stand da.
Es fuhren schon mal nicht alle mit Transponder - aber von denen mit waren einige langsamer als ich (jauchz!) einige mehr waren aber auch schneller als ich (schnauf!)
Schweizer 1 war auf meinem Niveau (wollte nur zeigen, daß ich das schreiben kann...) Schweizer 2 war knapp unter 2:10
Es gab den ganzen Tag schon Unterbrechungen weil der eine oder andere das Kiesbett besuchen mußte - jedoch war bis dahin alles glimpflich verlaufen.
Nach der Mittagspause habe ich´s langsam einrollen lassen um mich (gefühlt) kontinuierlich zu steigern - ich fuhr mittlerweile Turns mit 11, 12 Runden und kam auch konditionell immer besser klar. Schon mal weil ich bewußt lockerer auf dem Motorrad saß - ich zwang mich auch in, für meine Verhältnisse großer Schräglage den Lenker ganz bewußt locker zu lassen, und spielte ein bischen mit so Sachen rum wie:
Lenken mit dem Hinterrad; bewußter Lenkimpuls usw.
Mein Rumgespiele schickte mich am Nachmittag dreimal quer durchs Kiesbett - jedesmal vor meiner geliebten Schickane.
Da man, wenn man keinen Blödsinn macht und schön geradeaus weiterfährt, zwangsläufig wieder auf die Strecke kommt, war das selbst für mich Nasenbohrer zu bewältigen - Schweizer 1 stellte sogar die Behauptung auf, ich hätte die Schickane bewußt abgekürzt.
Dann war Schluß mit Lustig - Schweizer 2 hatte bei dem Versuch seine Zeiten zu verbessern sein Gefährt Ende der 900 mtr. Geraden hinten dermaßen überbremst, daß ihm die Kiste quer kam, sich wieder fing und ihn im hohen Bogen ins Kiesbett schmiß.
Was ihm ein gebrochenes Handgelenk und ein vorzeitiges Ende der Veranstaltung einbrachte.
Leicht bedröppelt fuhren wir die letzten Runden und ließen es eher vorsichtig ausklingen. Der abendliche Blick auf den Zeitenmonitor bescherte mir eine 2:01:90 - na wird doch langsam....
Nach dem üblichen abendlichen Boxenbier zurück ins Hotel, an der Bar ein paar SanMiquel oder wie das heißt gezwitschert - der Versuch uns die einzige weibliche Bedienung beim Essen mit einer Flasche Roja schön zu saufen scheiterte kläglich - und recht bald lagen wir im Bett.
Tag 3 - Jörg lernt anscheinend doch nix....
Am nächsten Morgen die übliche Prozdur, wobei ich diesmal Thomas beim Duschen den Vortritt ließ.....
Mit dem Vorsatz die 2:00 zu knacken machten wir uns auf den Weg zur Strecke.
Die Schweizer waren abgereist - so daß ich mich auf der Strecke mal an den einen oder anderen dranhängte und verschiedene Sachen ausprobierte.
Auffällig war, daß ich, sobald ich mal in der Kurve war den Speed der meisten mitgehen konnte, doch zu den schnellen Leuten auf der Bremse und beim Rausbeschleunigen einiges an Zeit liegen ließ.
Es ging so langsam auf die Mittagspause und ich beschloß die letzten knapp 20 Minuten vor der roten Ampel am Stück runterzuspulen.
Wie immer machte ich die ersten 2 Runden schön vorsichtig und zog Runde für Runde mehr an.
In der 5 oder 6 Runde bremste ich nach der langen Geraden, die darauffolgende scharfe Rechtskurve an (wie immer entweder zu früh oder zu stark oder und) stinksauer lenkte ich ein und zog das Gas auf - worauf mein Hinterreifen sich entschloß sauber hinten durchzurutschen und versuchte mich links zu übeholen, die ganze Fuhre stellte sich quer, und weil ich Seppl das Gas automatisch zudrehete, fing sie sich abrupt und mir schmiß es die Füße von den Rasten. Total schebs hing ich auf dem Moped und lenkte gleich in die Boxeneinfahrt ein.
Nachdem ich Fury abgestellt hatte schaute ich mir meinen Hinterreifen an:

Der Reifenmörder schlug also auch bei mir zu.
Nach der Mittagspause drehte ich noch ein paar leicht verkrampfte Runden. Hinten rutschte sie mir jetzt beim harten Beschleunigen aus Rechtskurven fast jedesmal - wenn man aber darauf eingestellt ist, macht das sogar fast Spaß.
Meine Zeiten bewegten sich wieder um die 2:01, bei einem Blick auf die aushängende Startaufstellung, stellte ich fest, daß immerhin 7 der für´s Rennen gemeldeten 28 Starter damit langsamer wären als ich.
"Nee - klar kannst du auch ohne offizielle Qualifying Zeit (bin ich nicht gefahren) das Rennen mitfahren - stellst dich halt in der Startaufstellung hinten an" teilte mir der freundliche Herr der Zeitnahme mit.
Als ich wieder vor unserer Box angekommen war, quittierte Christof meine Absicht mit einem Kopfschütteln. "Mit dem Reifen würde ich an deiner Stelle nicht ins Rennen gehen" ließ er mich wissen.
Mist! Jetzt war guter Rat teuer - was tun? Die Startaufstellung für die Klasse bis 600 ccm stand bereits.
Ach was solls - her mit einem neuen Hinterreifen. Ich schnappte mir Pancho und in Rekordzeit hatten wir das Hinterrad ausgebaut. Ich rannte hinter zum Reifendienst - und - niemand da! Das gibt´s doch jetzt nicht - wo steckt die Torfnase - also wieder vor die Boxen - da Stand der dynamische Herr aus den neuen Bundesländern und packte Pokale aus!
"Schnell...... Hinterreifen........ wechseln.......Pirelli SC3......... Reifen steht am LKW........." stieß ich außer Atem hervor.
Das 600er Rennen lief bereits und ich trabte vor an die Boxenmauer - die Jungs gaben sichs aber richtig.....ein paar Runden schaute ich mir das Treiben an - so jetzt aber hurtig - wieder hinter zum Reifendienst.
Da lag meine Felge - ihres schwarzen Mantels beraubt - eingespannt in die Montiermaschine - aber weit und breit kein Reifenmonteur!
Ja Scheißdreck - das 600er Renne ging gerade zu Ende - der erste Aufruf für die Klassen über 600 ccm schallte durchs Fahrerlager - das konnte ich vergessen - nicht mehr zu schaffen - leicht enttäuscht schlurfte ich zurück zur Box. Der zweite Aufruf und kurz darauf der letzte Aufruf für´s Rennen. Tja - dann halt ohne mich....... selber schuld.

Das Rennen war super zum Anschauen. Die MV Augusta Treiber prügelten vollkommen angstbefreit und spektakulär um den Kurs und schnell hatten sich zwei (die Testfahrer) vom Feld abgesetzt und knüppelten mit Zeiten von um die 1:43 - 1:45 um den Kurs (Jesus die hätten mich in den 8 Runden glatt überrundet.....) aber auch im Rest des Feldes gab es klasse Duelle.
Als das Rennen zu Ende war, wurden die ersten vier Plätze von MV Augusta´s belegt - wovon der Bernd aus unserer Box stolzer Dritter wurde. Kevin belegte in seiner Klasse 750 ccm einen super 5 Patz.
Für Christof und Egil lief´s nicht ganz so toll (8. und 13. wenn ich mich recht erninnere).
Wieder beim Reifendienst holte ich mein frisch besohltes Hinterrad ab - um 190 EUR!!!! erleichtert (er hat definitv vergessen, daß ich ihm beim Ausladen geholfen hab...... undankbarer Sack!) schleppte ich mein Hinterrad zurück - für was hatte ich eigentlich diesen nutzlosen Pancho dabei - etwas lustlos montierte ich die schwarz glänzende Pelle, schüttete ein paar Liter in den Tank und beschloß noch ein paar Runden in den spanischen Asphalt zu brennen.
Da war doch was? Ja klar! Wo hatte ich meinen Kopf? In der bereits geschilderten ersten Rechtskurve hätte ich mich beinahe wieder mit meiner neuen schwarz glänzenden kalten Pelle auf´s Maul gelegt.
Beim nächsten Training bin ich definitv Besitzer von Reifenwärmern.
Ich spulte ein paar Runden ab - als mich eine MV Augusta, dessen Fahrer einen Helm in den italienischen Landesfarben trug - auf der Bremse - wo? klar vor meiner heißgeliebten Schikane - überholte - Der kam mir gerade recht - grimmig und wild entschlossen an dem Sack zu Kleben wie die berühmte Scheiße an den Schuhen - hängte ich mich an ihn dran - ganze zwei Kurven lang - dann konnte man nicht mehr ernsthaft von hinten dranhängen sprechen - so weit war er mir da schon enteilt..... aber da kam ja die von mir und meiner 10er geliebte 900 mtr. Gerade! Meister Italo drehte sich kurz nach mir um und wir schossen die Gerade entlang - und was macht der Aushilfsrossi - latscht voll in die Hinterradbremse - die MV wild schlingernd rauschte er geradeaus ins Kiesbett.
Ich weiß - macht man nicht - aber mit einem klitzekleinen Lächeln beendete ich meine Runde.
So ging der dritte Tag an der Strecke zu Ende - wieder ein Abschluß Boxenbier - Benzingespräche - Ankündigung von Heldentaten die man am nächsten Tag zu vollbringen gedachte.
Im Hotel wieder ein paar Bierchen an der Bar (ich glaub von dem spanischen Bier kann man 10 Liter in sich reinschütten und würde nicht besoffen) - und auch der zweite Versuch die selbe Bedienung vom Vortag mit einem Liter Roja irgendwie in die Nähe einer atraktiven rassigen spanischen Schönheit zu saufen, schlug fehl. Aber nett war sie - hat uns noch einen Zahnputzbecher voll JimBeam spendiert - die Gute. Leicht bedüdelt zogen wir uns in unser Zimmer zurück.
Tag 4 - der letzte halbe Tag....
Ich mach´s kurz - die Luft war irgendwie raus. Körperlich und mental war ich müde - nur die Aussicht die nächten drei Monate wahrscheinlich nicht mehr zum Fahren zu kommen trieb mich auf die Strecke.
Da wir ja um 14:00 Uhr Richtung Heimat aufbrechen mußten (meine Regierung erwartete meine Anwesenheit bei einer lustigen Sylvesterfeier - ansonsten würden sie mich aus der Wohnung - meiner Wohnung - schmeißen), spulte ich noch ein paar Runden moderat und just for fun runter.
Es folgte das lästige Zusammenräumen und Einpacken, und nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Heimweg.
Thomas übernahm den ersten Turn - während ich versuchte mich auf dem Beifahrersitz zu entspannen - vor meinen geschlossenen Augen zogen die verschiedenen Bilder und Eindrücke der letzten Tage vorbei - blauer Himmel, super Leute, Kurven, ich auf dem Mopped, noch mehr Kurven - meine entjungferten Knieschleifer - VERDAMMT - meine Kombi - ich hatte meine Kombi nicht im Bus gesehen! Thomas - ach was frag ich den überhaupt.... meine Kombi baumelte einsam am Boxentor während wir bereits Alicante passierten.
Allerdings hatten die Boxenmitbewohner meinen faux pax auch bemerkt und ein kurzes Telefonat mit Micha von BiPro - und wir vereinbarten, daß ich die Kombi irgendwie, irgendwann bekomme.
Fazit
Motorradfahren ist geil!
10er fahren ist nochmal geiler!
Fahren auf der Rennstrecke ist nochmal geiler!
Fahren auf der Rennstrecke im Dezember ist dekadent und das geilste überhaupt!
Fahren auf der Rennstrecke ohne Reifenwärmer ist...... saudumm!
ENDE
An die Ulli noch ein dickes Danke für den tuffigen Halswärmer....
