
Maik, das Differential und ich
Es dauerte etwa 2 Wochen, 5 Telefonate und 6 verschwendete Fahrten zum BMW Händler bis ich endlich die lang ersehnte Dichtung bekam. Aber ich hatte eh ein schlechtes Gefühl bei der Sache.
Wir schreiben also den Donnerstagmorgen. Ich kam mal wieder von der Arbeit. Hatte diesmal sogar früher Feierabend gemacht da ja das Osterwochenende vor der Tür stand und ich danach auch noch Urlaub habe.
Zu Hause erwartete mich zum Glück ein Zettel mit der Nachricht, dass ich die Dichtung bei BMW abholen könnte.
Da es noch sehr früh war setzte ich mich erstmal an den PC und spielte Warcraft 3. Nach drei runden DotA wurde es dann auch Zeit mich auf den Weg zu machen.
Um 10 Uhr war ich mit Maik verabredet. Zuvor wollte ich noch kurz die Dichtung abholen.
Bei BMW angekommen wurde die Tresenkraft nach meiner Frage ziemlich unsicher.
Niemand fand die Dichtung. Scheinbar waren einige Böse Biber gekommen und hatten sie gefressen. Nach einigen Telefonaten stellte sich heraus, dass die Biber Menschenform hatten und immer noch auf dem Weg waren. Der Kurier sollte in ca 20 Minuten da sein. OK…
Meine Wartezeit vertrieb ich mir mit diversen tollen Handyspielen und dem Versuch Maik zu beruhigen, der extra nach einer durchzechten Nacht so früh aufgestanden ist. Denn er hatte Ferien …
Nachdem der Akku des Handys den Geist aufgab kam auch endlich der Kurier und ich stellte mich auch schon mal auf eine überirdisch hohe Rechnung ein. Eilauftrag einer Dichtung, 2 Wochen Lieferzeit. Musste was verdammt wertvolles sein dachte ich mir und holte schon mal die EC-Karte hervor. Die nette und gar nicht mal so unattraktive Dame an der Kasse störte mich in meinen Gedanken mit den Worten. :"1 Euro 49 bitte."
Mein Gesicht müsste man in genau diesem Moment am besten mit den Worten „What the fuck?!" beschreiben. Ich habe ca 10-mal soviel Spritgeld dafür verballert.
Aber egal, froh wie ein Glücksbärchi verließ ich den Laden und fuhr zu Maik und seiner Halle. Dieser hatte sich zum Glück die Wartezeit schon mal mit einem Bierchen vertrieben und war nicht mehr ganz so sauer.
Als gelernter und erfahrener Kfz-Mechaniker begann er sogleich damit den BMW auf zubocken und sich darunter zu schmeißen. Meine Aufgabe bestand lediglich darin mal den Gang raus zunehmen und wieder ein zulegen. Außerdem war es Arschkalt und ich bekam kalte Füße. Zum Glück gab es keine Probleme die Maik nicht beheben konnte und im nu war das Differential ausgebaut.
Dank der Anleitung zum schweißen klappte auch das Problemlos.
Jetzt hatte Maik ziemlich Pingelig die Simmerringe neu gemacht und die Dichtflächen gereinigt. Stolz wie Oskar übergab ich ihm nun die neue Dichtung. Ich musste für die Kämpfen wie ein Tier, hatte aber ja am Ende noch geschafft. Dachte ich zumindest bis kurz vor diesem Moment …
Wer mein Glück kennt, kann sich jetzt natürlich denken, dass es die Falsche war…
Wäre der Wagen zu diesem Moment fahrtauglich gewesen hätte ich sämtliche BMW Angestellten als Pylonen zu meinen Driftübungen benutzt.
Zu meinem Glück war er es nicht und ich habe immer noch keinen Totschlag in meiner Akte stehen.
Mein Vater der alte Schrauberkönig hatte mir zum Glück noch eine Dichtpaste mitgegeben. Maik war nicht gerade überzeugt davon, aber anders ging es jetzt ja nicht mehr. Ordentlich mit der Paste voll geschmiert fand das nun geschweißte Differential also den Weg unter den Wagen. Ich war wieder vollkommen damit überfordert die Gänge rein und raus zu machen und Maik lief zu Höchstformen auf.
Das Differential war schneller als ich Gucken konnte eingebaut und er wollte nun endlich sehen warum ich so einen Schwachsinn hab machen lassen.
Ich fuhr also aus der Halle, schlug das Lenkrad ein und gab einfach nur Gas.
Verdammt kam der Wagen jetzt schnell rum. Ich zog ohne Probleme meine Kreise. Erst links rum, dann rechtsrum. Maik konnte es kaum glaube und zückte sogleich sein Handy.
Gott hat das einen Spaß gemacht. Ich stieg aus und Zitterte am ganzen Körper. Der Wagen war jetzt ganz anders, so kannte ich ihn gar nicht. Aber er gefiel.
Mittlerweile völlig Müde lud ich Maik noch zum Essen ein und fuhr danach nach Hause um endlich zu Schlafen. Dort angekommen stand mein Vater im Garten Holz sägen. Erwartungsvoll guckte er zu mir rüber wie ich auf den Wendehammer fuhr um zu drehen. Ich wusste was er jetzt sehen wollte und zog es durch. Ich drehte etwa 3 Kreise und parkte dann Galant den Wagen vor unserer Einfahrt.
Als Dank erntete ich seinen Daumen und sein grinsen verriet mir ich hätte alles richtig gemacht. Wir verstehen uns bei so was. Er ist da kein Stück anders als ich und ich musste ihm versprechen ihn mal mit zunehmen wenn ich besser werde.
Aber jetzt war es endlich Zeit zum Schlafen. Ich fiel voller Vorfreude ins Bett und stellte mir mit letzter Kraft den Wecker auf 0 Uhr.
Ich erwachte und Griff im Halbschlaf nach dem Schlüssel und stürzte Halb angezogen aus dem Haus. Es regnete wie Sau und ich ärgerte mich Kurzfristig darüber den Pullover noch nicht ganz angezogen zu haben.
Das war mir aber alles vollkommen egal. Ich zog los die Welt neu zu entdecken.
Alle meine Lieblingsplätze waren jetzt an der Reihe. Ich würde mir Einen nach dem Anderen vornehmen. Der BMW enttäuschte mich in keinster Weise. Ich hatte das wonach ich suchte. Es schien alles wieder so einfach. Nicht zu vergleichen. Der Begrenzer kam diese Nacht voll auf seine Kosten und ich befürchte ich müsste jetzt einen Schrottplatz überfallen um das Reifenproblem zu lösen.
Diese Gedanken verschwanden aber wieder ziemlich schnell, da ich jetzt keine Zeit hatte für so was. Was jetzt zählte war der Kreisel des Könnens.
Ich wollte ihm jetzt endlich mal zeigen was ich drauf hatte.
Ich zog also mal wieder die mittlerweile umgebaute Handbremse, versuchte gegen zu lenken und drehte mich beim ersten Versuch schon raus bevor ich überhaupt das Gaspedal berührt hatte. Na klasse, hoffentlich hatte das keiner gesehen.
Ich drehte also ganz unauffällig das Auto und machte mich an den zweiten Versuch.
Ich probierte es noch mal, zog diesmal nicht so lange an der Handbremse und siehe da, mein Fuß schaffte es bis zum Gaspedal und steuerte mit sanften Gasstößen den Wagen um den Kreisel. Gott war das Cool. Einmal, zweimal, dreimal, Dreher.
Mittlerweile war es mir auch egal ob mich jemand gesehen hat, es ging gleich weiter.
Ich schaffte es ganze 6-mal zum Schluss und beschloss es damit auf sich beruhen zu lassen und suchte mir einen anderen Platz.
Ich war ganze 3 stunden unterwegs bis mir das Benzin ausging. Das war wohl auch ganz gut so, denn so langsam ließ die Konzentration nach und ich drehte mich jetzt öfter als das ich einen Drift schaffte.
Aber das ist es. Einfach Geil!