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Eure schönsten/coolsten/traurigsten Zündgeschichten...

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Beitrag von Lorbas »

wenn sogar 4 rädige geschichten erwünscht sind, kann ich auch was beisteuern. gehts ums driften 8)

Maik, das Differential und ich




Es dauerte etwa 2 Wochen, 5 Telefonate und 6 verschwendete Fahrten zum BMW Händler bis ich endlich die lang ersehnte Dichtung bekam. Aber ich hatte eh ein schlechtes Gefühl bei der Sache.

Wir schreiben also den Donnerstagmorgen. Ich kam mal wieder von der Arbeit. Hatte diesmal sogar früher Feierabend gemacht da ja das Osterwochenende vor der Tür stand und ich danach auch noch Urlaub habe.
Zu Hause erwartete mich zum Glück ein Zettel mit der Nachricht, dass ich die Dichtung bei BMW abholen könnte.
Da es noch sehr früh war setzte ich mich erstmal an den PC und spielte Warcraft 3. Nach drei runden DotA wurde es dann auch Zeit mich auf den Weg zu machen.
Um 10 Uhr war ich mit Maik verabredet. Zuvor wollte ich noch kurz die Dichtung abholen.
Bei BMW angekommen wurde die Tresenkraft nach meiner Frage ziemlich unsicher.
Niemand fand die Dichtung. Scheinbar waren einige Böse Biber gekommen und hatten sie gefressen. Nach einigen Telefonaten stellte sich heraus, dass die Biber Menschenform hatten und immer noch auf dem Weg waren. Der Kurier sollte in ca 20 Minuten da sein. OK…
Meine Wartezeit vertrieb ich mir mit diversen tollen Handyspielen und dem Versuch Maik zu beruhigen, der extra nach einer durchzechten Nacht so früh aufgestanden ist. Denn er hatte Ferien …
Nachdem der Akku des Handys den Geist aufgab kam auch endlich der Kurier und ich stellte mich auch schon mal auf eine überirdisch hohe Rechnung ein. Eilauftrag einer Dichtung, 2 Wochen Lieferzeit. Musste was verdammt wertvolles sein dachte ich mir und holte schon mal die EC-Karte hervor. Die nette und gar nicht mal so unattraktive Dame an der Kasse störte mich in meinen Gedanken mit den Worten. :"1 Euro 49 bitte."
Mein Gesicht müsste man in genau diesem Moment am besten mit den Worten „What the fuck?!" beschreiben. Ich habe ca 10-mal soviel Spritgeld dafür verballert.
Aber egal, froh wie ein Glücksbärchi verließ ich den Laden und fuhr zu Maik und seiner Halle. Dieser hatte sich zum Glück die Wartezeit schon mal mit einem Bierchen vertrieben und war nicht mehr ganz so sauer.
Als gelernter und erfahrener Kfz-Mechaniker begann er sogleich damit den BMW auf zubocken und sich darunter zu schmeißen. Meine Aufgabe bestand lediglich darin mal den Gang raus zunehmen und wieder ein zulegen. Außerdem war es Arschkalt und ich bekam kalte Füße. Zum Glück gab es keine Probleme die Maik nicht beheben konnte und im nu war das Differential ausgebaut.
Dank der Anleitung zum schweißen klappte auch das Problemlos.
Jetzt hatte Maik ziemlich Pingelig die Simmerringe neu gemacht und die Dichtflächen gereinigt. Stolz wie Oskar übergab ich ihm nun die neue Dichtung. Ich musste für die Kämpfen wie ein Tier, hatte aber ja am Ende noch geschafft. Dachte ich zumindest bis kurz vor diesem Moment …
Wer mein Glück kennt, kann sich jetzt natürlich denken, dass es die Falsche war…
Wäre der Wagen zu diesem Moment fahrtauglich gewesen hätte ich sämtliche BMW Angestellten als Pylonen zu meinen Driftübungen benutzt.
Zu meinem Glück war er es nicht und ich habe immer noch keinen Totschlag in meiner Akte stehen.
Mein Vater der alte Schrauberkönig hatte mir zum Glück noch eine Dichtpaste mitgegeben. Maik war nicht gerade überzeugt davon, aber anders ging es jetzt ja nicht mehr. Ordentlich mit der Paste voll geschmiert fand das nun geschweißte Differential also den Weg unter den Wagen. Ich war wieder vollkommen damit überfordert die Gänge rein und raus zu machen und Maik lief zu Höchstformen auf.
Das Differential war schneller als ich Gucken konnte eingebaut und er wollte nun endlich sehen warum ich so einen Schwachsinn hab machen lassen.

Ich fuhr also aus der Halle, schlug das Lenkrad ein und gab einfach nur Gas.
Verdammt kam der Wagen jetzt schnell rum. Ich zog ohne Probleme meine Kreise. Erst links rum, dann rechtsrum. Maik konnte es kaum glaube und zückte sogleich sein Handy.
Gott hat das einen Spaß gemacht. Ich stieg aus und Zitterte am ganzen Körper. Der Wagen war jetzt ganz anders, so kannte ich ihn gar nicht. Aber er gefiel.
Mittlerweile völlig Müde lud ich Maik noch zum Essen ein und fuhr danach nach Hause um endlich zu Schlafen. Dort angekommen stand mein Vater im Garten Holz sägen. Erwartungsvoll guckte er zu mir rüber wie ich auf den Wendehammer fuhr um zu drehen. Ich wusste was er jetzt sehen wollte und zog es durch. Ich drehte etwa 3 Kreise und parkte dann Galant den Wagen vor unserer Einfahrt.

Als Dank erntete ich seinen Daumen und sein grinsen verriet mir ich hätte alles richtig gemacht. Wir verstehen uns bei so was. Er ist da kein Stück anders als ich und ich musste ihm versprechen ihn mal mit zunehmen wenn ich besser werde.
Aber jetzt war es endlich Zeit zum Schlafen. Ich fiel voller Vorfreude ins Bett und stellte mir mit letzter Kraft den Wecker auf 0 Uhr.
Ich erwachte und Griff im Halbschlaf nach dem Schlüssel und stürzte Halb angezogen aus dem Haus. Es regnete wie Sau und ich ärgerte mich Kurzfristig darüber den Pullover noch nicht ganz angezogen zu haben.
Das war mir aber alles vollkommen egal. Ich zog los die Welt neu zu entdecken.
Alle meine Lieblingsplätze waren jetzt an der Reihe. Ich würde mir Einen nach dem Anderen vornehmen. Der BMW enttäuschte mich in keinster Weise. Ich hatte das wonach ich suchte. Es schien alles wieder so einfach. Nicht zu vergleichen. Der Begrenzer kam diese Nacht voll auf seine Kosten und ich befürchte ich müsste jetzt einen Schrottplatz überfallen um das Reifenproblem zu lösen.
Diese Gedanken verschwanden aber wieder ziemlich schnell, da ich jetzt keine Zeit hatte für so was. Was jetzt zählte war der Kreisel des Könnens.
Ich wollte ihm jetzt endlich mal zeigen was ich drauf hatte.
Ich zog also mal wieder die mittlerweile umgebaute Handbremse, versuchte gegen zu lenken und drehte mich beim ersten Versuch schon raus bevor ich überhaupt das Gaspedal berührt hatte. Na klasse, hoffentlich hatte das keiner gesehen.
Ich drehte also ganz unauffällig das Auto und machte mich an den zweiten Versuch.
Ich probierte es noch mal, zog diesmal nicht so lange an der Handbremse und siehe da, mein Fuß schaffte es bis zum Gaspedal und steuerte mit sanften Gasstößen den Wagen um den Kreisel. Gott war das Cool. Einmal, zweimal, dreimal, Dreher.
Mittlerweile war es mir auch egal ob mich jemand gesehen hat, es ging gleich weiter.
Ich schaffte es ganze 6-mal zum Schluss und beschloss es damit auf sich beruhen zu lassen und suchte mir einen anderen Platz.
Ich war ganze 3 stunden unterwegs bis mir das Benzin ausging. Das war wohl auch ganz gut so, denn so langsam ließ die Konzentration nach und ich drehte mich jetzt öfter als das ich einen Drift schaffte.
Aber das ist es. Einfach Geil!
Locker bleiben, Spass haben !

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Beitrag von Kradist »

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Beitrag von tommi »

Das war jetzt aber die extreme Kurzform :wink:

Thomas
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Beitrag von Prinzessin Horst »

tommi hat geschrieben:Das war jetzt aber die extreme Kurzform :wink:

Thomas
Aber der Inhalt ist komplett.
Passt doch 8)

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Beitrag von kiesbettkönig »

Moin Leude, hier meine Story einer total bekloppten Mopedtour:

Es war im Jahr 2003, ich hatte damals ne nagelneue ZX9R und auch ne nagelneue Freundin. Wir planten im Sommer unseren ersten gemeinsamen Motorrad-Urlaub. Es sollte nach Kroatien gehen, dort war ich alleine schon zig mal und hatte Freunde da unten.
Eine Woche bevor es losgehen sollte war alles in trockenen Tüchern: Urlaub genehmigt, alles top-geplant! Wir wollten Samstag morgens mit dem Motorrad im Münsterland losfahren und abends im Meer schwimmen gehen. Der Urlaub sollte zwei Wochen dauern!
Das einzige, was ich bei meiner Planung vergessen hatte war die Tatsache, dass ich am darauffolgenden Freitag, also eine Woche nach unserer Hinfahrt, meinen Scheidungstermin von meiner Ex hatte.....Scheisse.......und nun????
Ich rief bei Gericht an und flehte um Verschiebung des Termins.....schliesslich hatten wir den Urlaub gebucht!!!! Aber die freundliche Dame bei Gericht hatte da leider überhaupt kein Verständnis und teilte mir unmissverständlich mit, dass ich auf jeden Fall erscheinen müsste, da es sonst extrem unangenehme Konsequenzen haben würde!!!
Tja, was nun????
Also stellte ich einen total bescheuerten Plan auf!!!
Wir fuhren wie geplant also am Samstag morgen mit dem Moped los. 1350 km und 14 Stunden später kamen wir total fertig in Süd-Istrien an! Klamotten abladen, Badehose an und erstmal schwimmen gehen :lol:
Am nächsten Donnerstag morgen packte ich mir meinen Tankrucksack aufs Motorrad, sprang in meinen Lederkombi und knallte um 7 Uhr morgens in Pula los......volle Kanne den Hahn gespannt.....wir haben doch keine Zeit....und abends um 17:30!!! rollte ich in meiner Garageneinfahrt aus (ich glaub ich bin nicht einmal unter 200 gefahren). Ich wollte nur noch pennen aber da machte mir meine Nachbarin einen Strich durch die Rechnung! Also musste ich auf ihrer Terasse noch etliche Bier abpumpen und fiel um 24 Uhr in einen todesähnlichen Schlaf!
Freitag, 10 Uhr Gerichtstermin, eben scheiden lassen und schlafen! Schlafen ging nicht, weil den ganzen Tag mein Telefon klingelte....irgendeiner hat wohl gemerkt dass ich zuhause war :shock:
Nachmittags der nächste Schreck: Meine Hinterradpelle völlig runter....klar nach 3000km Autobahn. Ich meinen Kawa-Dealer angerufen: Theo hilfe 190/50R17 Pilot Sport bitte! Ich also um 17 Uhr mit Sack und Pack dahin, Reifen drauf, Klamotten auf die Karre und um 18 Uhr war ich wieder auf der Autobahn. Um 22 Uhr wurd es dunkel, ich in den Kasseler Bergen.....Blindflug!!!
Ich war soooo im Arsch und es wurd erst besser als in Italien der Morgen graute und ich die letzten 200 km vor der Brust hatte! Der Rest war Routine und so rollte ich um 9 Uhr morgens wieder in Kroatien ein! Schnell meinem Schatz nen Knutsch gegeben, 2 Bierchen gezischt und den ganzen Tag gepennt!!!
Dann hatte ich noch ne ganze Woche zum Erholen, bevor es wieder nach Hause ging!!!
War anstrengend, aber unvergesslich weil total bekloppt!!!!
Gruß vom Andy
Rücktritt vom Rücktritt, da kein würdiger Nachfolger in Sicht

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Beitrag von Prinzessin Horst »

Ein mir bekannter Bekannter trug mir via Mail eine Geschichte aus seiner Jugend zu.
Leider nicht über Motorräder sondern Autos.
Wenn Ihr der Autogeschichten überdrüssig seid, dann würde ich verzichten.
Wenn nicht, dann würde ich sie einstellen.
Soll ich?

Ich möchte noch ein mal kurz anmerken, dass alle Geschichten natürlich frei erfunden und selbsverständlich nicht von mir sind.
Ich bin ein fairer und rücksichtsvoller Autofahrer und respektiere die Vorschriften.

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Beitrag von kiesbettkönig »

Na los Prinzessin, raus mit der Story :D

Der Andy ist übrigens auch ein sehr rücksichtsvoller Fahrer..... 8)
Rücktritt vom Rücktritt, da kein würdiger Nachfolger in Sicht

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Beitrag von da Andi »

Prinzessin Horst hat geschrieben:Ein mir bekannter Bekannter trug mir via Mail eine Geschichte aus seiner Jugend zu.
Leider nicht über Motorräder sondern Autos.
Wenn Ihr der Autogeschichten überdrüssig seid, dann würde ich verzichten.
Wenn nicht, dann würde ich sie einstellen.
Soll ich?

Ich möchte noch ein mal kurz anmerken, dass alle Geschichten natürlich frei erfunden und selbsverständlich nicht von mir sind.
Ich bin ein fairer und rücksichtsvoller Autofahrer und respektiere die Vorschriften.
Jetz mach halt endlich :!: :!: und lass dich net so betteln [-o<
:wink:
Wollen Sie den Chef sprechen, oder jemanden, der sich auskennt ?
http://www.deutsch-andreas.de
Winterpause
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Beitrag von Prinzessin Horst »

Andy, Deine Turtleracer Seite ist so orange, dass ich die nächsten drei Tage die Ampelfarben nicht mehr auseinanderhalten kann... :x :shock:

Ist das Absicht?
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Beitrag von Prinzessin Horst »

Midnight race

Ich langweilte mich. Sehr sogar.
Die Druckmaschine ächzte mit 6000 Taschen/min am Anschlag ihrer Drehzahlreserve vor sich hin. Ich mußte Geld verdienen.
Deswegen der Nebenjob in einer Druckerei, 40 Kilometer entfernt von zu Hause. Mein Azubigehalt reichte vom ersten bis zum dritten des Monats. Danach war Ebbe.
Zum Glück kannte ich ein Mädchen, dessen Onkel der Besitzer eben jener Druckerei war. Natürlich hatte ich keine Ahnung von dem Druckerberuf, doch auf einer 35 Jahre alten Heidelberg Versandtaschen für Filmrollen drucken gelingt auch mir.
Also hatte ich den Job. Schon früh entdeckte ich das Tuningpotential der Heidelberg. Durch geschicktes Arrangieren der Taschen und stetes Überwachen der Abnehmer konnte ich die alte Krücke fast immer unter Volllast laufen lassen.
Das brachte Geld, denn ich wurde nach Stück bezahlt. Die normalen Drucker begnügten sich mit der Hälfte der Drehzahl, doch ich brauchte das Geld für meine Autos und Motorräder, sowie für die Begleichung diverser Rechnungen von Behörden und Großgrundbesitzern, die meine angerichteten Flurschäden nicht einfach ad acta legen wollten. Fuzzies!
Mein derzeitiges Einsatzfahrzeug war ein Ascona C Coupé. Wieder ein C Ascona. Der erste starb bei einem furchtbaren Überschlag, der mich mahnend daran erinnerte, in einer Kurve nicht vom Gas zu gehen - schon gar nicht mit einem Fronttriebler.
Ich hatte leider kein Geld für ein größeres Tuning, aber die Gruppe A Tierferlegung von meinem alten Ascona passte perfekt ins Coupé und im Motor kannte ich mich auch bestens aus. Ein wenig mehr ging immer.
Der neue Berg mit Versandtaschen stand schon, luftig geschüttelt, bereit, um bedruckt zu werden. Ich steckte mir eine Zigarette an. Natürlich war absolutes Rauchverbot, aber es war ja außer mir keiner da und ich genehmigte großzügig die Ausnahme.
"In einer Stunde kann ich heim.", dachte ich mir. Dann ist es zwei Uhr nachts. Wenn ich die 40 Kilometer wie üblich mit einem 120er Schnitt schaffte, dann könnte ich spätestens um halb drei im Bett liegen und würde drei Stunden schlafen können, bis mich der Wecker erneut zur Lehrstelle rief. Ein guter Plan. Ich sinnierte weiter vor mich hin, träumte von Rennen, die ich mit einem martialischen und bestialisch gehenden Ascona gewann. Dem Traum Ascona wuchsen armdicke Auspuffrohre aus dem Blech, Mördergummis drehten sich auf blankpolierten Felgen, jeder Gasstoß wurde mit einem röhrenden Brüllen und einem langen Feuerschweif bestätigt. Nackte Frauen räkelten sich auf und um den Killer Ascona. Ich versuchte eben, eine hübsche Dunkelhaarige mit einem Balkon, so groß wie die Terasse des Ausflughotels "Zum Schöner Bär" in Berchtesgaden, rittlings in meinem Ascona zu nehmen, als ich durch ein häßliches Geräusch der Druckmaschine aus meinen Träumen gerissen wurde. Die Abnehmer hatten vier Taschen auf einmal zwischen die Rolle gesteckt und die alte Heidelberg quietsche gequält vor sich hin.
Es war kurz vor zwei, also machte ich Schluß.
Mein Ascona empfing mich freudig und ich steckte ihm zur Begrüßung den Zündschlüssel in seinen Hals, respektive Zündschloß.
"Ok, 120 Schnitt ist Pflicht, sonst schlafe ich schlecht!"
Mich erwarteten ca 15 Kilometer Autobahn, dann 28 km Landstrasse um den Ammersee und 2 Kilometer durch meine Heimatstadt, bis ich daheim war.
Kein Mensch auf der Autobahn... gut. Mein Gasfuß grub sich ins Bodenblech. Der Ascona lief mit entspannten 200 über den Asphalt.
Kurz vor dem Autobahnende sah ich im Rückspiegel zwei Lichter. Sie näherten sich schnell.
"Mist!", dachte ich mir, "der Kerl überholt mich, kurz bevor es einspurig wird und tränt dann mit 100 über die Landstrasse!"
Das wollte ich nicht zulassen. Ich blinkte artig und enterte die linke Spur. Die Lichter tauchten ab. Ich erkannte an der Lichtform, dass es sich um einen BMW handelte.
Klar, dass der Kerl so schnell war, gegen einen guten Reihensechser ist kein Opel Vierer gewachsen. Aber er war hinten und ich vorn. Auf der Landstrasse zählt Engangement und Mut zur Lücke, nicht Leistung.
Der BMW würde sich auf der Landstrasse eh nichts trauen, daher maß ich seiner Lichthupe kein Bedeutung zu.
Das Ende der Autobahn verlief in einem schönen langgezogenen Rechtsbogen, der in die Bundesstrasse mündete, die mich nach Hause bringen sollte. Hier wollte ich dem BMW alle Motivation nehmen, weiter zu versuchen, mich zu überholen.
Spät auf der Bremse lenkte ich in die Rechts. Mein Opel zuckte etwas mit der Hinterachse, doch eine dosierte Zurücknahme des Lenkwinkels beruhigte den Rüsselsheimer wieder. Kaum meldete der Heckbereich Grip, steckte ich das Gaspedal in den Teppich. Mit der geringen Leistung war ein Dosieren nicht unbedingt nötig, das ging auch über den Lenkeinschlag.
Mit einer kleinen Staubwolke bog ich auf die Bundesstrasse. Es sah aus, wie ein Kondesstreifen. Ich mußte grinsen. Kurz bevor ich in die Bundesstrasse einbog, lenkte ich absichtlich ein klein wenig nach innen, damit die kurveninnere Seite über den Farbahnrand kam und Schotter und Staub aufwirbelte. Ich wollte der Szene eine gewisse Dramaturgie verleihen.
Das "Vorfahrt achten" Schild konnte ich getrost ignorieren, noch nie begegnete mir einer um diese Uhrzeit.
Später, viel später erschienen die Lichter des BMW auf der Bundesstrasse. Ich hatte aus dem Frührentner einen gebrochenen Mann gemacht.
Nicht ganz...
Der BMW nahm die Verfolgung auf. Er kam näher.
Erstaunt zog ich eine Augenbraue hoch, wissend, dass der Kerl da hinten nur auf der Gerade aufholen konnte. Ich lächelte mitleidig.
"Dich brems ich aus, wann und wo ich will" lachte ich in den Rückspiegel.
Eine Ortschaft vereitelte den ersten Überholversuch des BMW. Artig, wie es sich für einen Deutschen gehört, scherte er wieder hinter mir ein und verlangsamte.
Ich wußte, was er vorhatte. Sein BMW konnte mich problemlos nach der Ortschaft ausbeschleunigen. Die Bundesstrasse ging nur wenige huntert Meter durch den Weiler, dennoch war nur 60 erlaubt.
Diesem Plan kam ich zuvor. Ich ließ das Gas stehen und ballerte mit leicht überhöhter Geschwindigkeit durch die 60 Zone. Das Mehr an Km/h betrug nur einige Prozent, also keine Sorge.
Nachdem ich die Strasse von Laub und Kaugummipapier befreit hatte, grinste ich, denn der BMW war weit zurückgefallen. Das Grinsen verging mich jedoch schnell, denn der Münchner Sportsedan nahm wieder Fahrt auf.
"Hat der immer noch nicht genug?", brummte ich unwirsch. Die nächsten Kilometer führte die Strasse fast geradeaus, eine Gegenwehr von mir war kaum möglich. Mir blieb nur die Hoffnung, mich bis zur nächsten Kurvenkombination zu retten.
Es wurde knapp, das merkte ich. Der Bayerische Muskelprotz kam zwar näher, hatte aber in der Ortschaft eine herbe Niederlage erlitten, die er er wieder zufahren musste. Er kam näher und näher.
Ich sah bereits die schöne Rechts-Links-Rechts, die ab 160 km/h zu einer echten Mutprobe wird. Doch noch war ich machtlos. Die Niere des BMW formierte sich in meinem Rückspiegel zur Attacke.
Er überholte. Ich richtete meinen Augen fest auf die Kurve. Eine Chance hatte ich noch. So, wie mein Gegner bis jetzt gefahren war, hatte er immer bei Kurven gekniffen. Ich folgerte, dass er auch auf der Bremse eine Pussi sein müsste.
Sobald er an mir vorbei war, versuchte ich, die letzten Meter bis zur Kurve in seinem Windschatten zu bleiben. Plötzlich ging der BMW vom Gas. Damit rechnete ich nicht. Er war feiger, als ich dachte.
Ich zackte nach links und hielt Vollast aufrecht. Mit Mach 3 exkommunizierte ich die Flasche. Die Kurvenkombination rang mir volle Konzentation ab, denn in diesem Winkel fuhr ich sie noch nie an, schon gar nicht mit dieser Geschwindigkeit.
Die GoodYears wieherten nachdrücklich und waren "not amused" über das gewählten Tempo. Mit einem triumphalen Blick in den Rückspiegel stellte ich fest, dass der BMW weit hinter mir immer noch nach der richtigen Linie durch die Kurven suchte. "Das wars! Er ist geschlagen!" freute ich mich.
Doch nicht.
Er kam wieder näher. Der Kerl war aber hartnäckig. Nun gut, ich hatte nur noch einen Kilometer bis zur Abfahrt und dann wäre die Sache eh gegessen, dachte ich mir.
Aber ich wollte dem Autolegastheniker noch eine geile Show bieten. Die Ausfahrt war eine schöne, enge Rechts bergauf. Sie mündete in eine Kreuzung, an der ich links abbiegen mußte. Um die Uhrzeit kann man die Kreuzung als Kurve auf der Ideallinie fahren. Zumindest den ersten Teil der Kurve konnte mein Gegner noch sehen, also sollte er noch einmal was von mir lernen.
Ich blinkte artig rechts. Der BMW auch. "Was zum Teufel... Na gut, Alter, Du willst es, Du kriegst es!!"
Meine Hauskurve. Keine Gegner. Nur Opfer.
Ich lenkte in die Bremsspur. Kurz vor der Ausfahrt bremste ich hart. Ich kannte den Bremspunkt. Der Opel drehte sich auf der Bremse mit leicht ausbrechendem Heck in die Rechts.
Fantastisch, wie mein Ascona die Ideallinie traf. Ein leichtes Rattern unterrichtete mich, dass der innere Vorderreifen über die kleinen Pucks strich, die als Asphaltbegrenzung eingelassen waren. Wie Curbs.
Schön mitgedacht von den Stadtvätern. Sie hatten ein Herz für Motorsportler.
Oben an der Kreuzung war ich auf einer perfekten Linie. Von ganz außen lenkte ich in die Kreuzung ein. Mein Billarqueue, der bereits die ganze Zeit in meinem Kofferraum umherflog, stanzte mit einem häßlichen Geräusch eine kleine Delle von innen ins Blech. Das war es wert!
Blaulicht erhellte die Nacht. Ich sah mich um. Nichts zu sehen. Na gut, ab jetzt langsam nach Hause fahren. Der BMW bog quietschend um die Ecke. Mit Blaulicht!
Mich traf fast der Schlag. Ich hatte die Polizei die ganze Zeit hinter mir. Ade, Führerschein, ade, Auto, ade Leben... es war eine schöne, kurze Zeit.
Der BMW überholte mich und bremste mich aus. Mitten im Wohngebiet. Na toll.
Ein hochroter Kopf stieg aus dem Polizeiwagen. "Ach Du scheisse, ist der sauer!", murmelte ich vor mich hin.
Der Polizist machte einen äußerst wütenden Eindruck. Die Niederlage schmerzte seinem Ego.
Ich kurbelte das Fenster einen kleinen Spalt runter und verschloss die Türen. Der Polizist war einen Kopf größer als ich und seine Adern am Hals konnten als Benzinleitungen für ausgewachsene Verkehrsflugzeuge benutzt werden.
"Sagen Sie mal, sind Sie völlig bescheuert?!", brüllte der Herr General in mein Auto.
Ich: "Guten Abend, was ist denn passiert?"
Polizist (brüllt): "Was passiert ist? Das fragen Sie noch? Wollen Sie mich verarschen?"
Ich (leise): "Also, natürlich nicht."
Polizist (brüllt und wird im Verlauf so laut, dass seine Stimme überschnappt): Ich bin jetzt eine halbe Ewigkeit hinter Ihnen hergefahren und Sie haben alle Verkehrsregeln gebrochen, die ich kenne und Sie fragen mich auch noch blöd, was passiert ist?!
Die Augen des Polizisten glichen lodernden Flammenbällen, die er jederzeit auf mich zu werfen gedachte.
Mir wurde mulmig. Was sollte ich sagen, ohne dass er völlig ausflippt.
Ich: "Es kann keine Ewigkeit gewesen sein. Es ist gerade zwanzig nach zwei und ich bin erst um zwei losgefah..."
Polizist (rotes Gesicht, geschwollener Hals, Feuerbälle): Du selten dämlicher Vogel. Dir sollte man den Führerschein auf Lebenszeit nehmen. Du bist komplett durchgeknallt... (etc... Schimpfwörter ab 16)"
Ich ließ die Schimpftirade über mich ergehen und überlegte, ob ich ihn darauf aufmerksam machen sollte, dass er mich mehrfach geduzt hatte, aber ein bisher noch nicht erkannter Selbsterhaltungstrieb ließ mich darauf verzichten.
Polizist (nach ca 5 Minuten lautstärkster Beschimpfung): "Freundchen, gib mir Deinen Führerschein, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe."
Die im Umkreis von 200 Meter angrenzenden Bewohner von Mehrfamilienhäusern sahen mir zu, wie ich dem Polizisten meinen Führerschein gab. Ich küßte den rosa Lappen noch einmal zärtlich, weil ich gewiss war, ihn nie wieder zu sehen. Der Polizist stierte mich an und schüttelte fassungslos den Kopf, als er in seinen BMW stieg.
Ein alter Mann saß mit einem Feldstecher bewaffnet auf seinem Balkon und spickte mir ins Auto. Türen gingen auf, Rollos wurden hochgefahren.
Ich schwor mir, zukünftig ein stärkeres Auto zu kaufen, damit ich nie wieder auf der Gerade eingeholt werden kann. Vielleicht habe ich daher den Hang zu 1000cc Motorrädern... ich weiß es nicht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Polizist wieder, drückte mir meinen Führerschein in die Hand und grollte: "Ich hab' alle Deine Daten. Wenn ich Dich noch einmal bei so einem Scheiß erwische, dann garantiere ich Dir, dass Du auf ewig zu Fuß gehst. Wenn Du diese Strecke öfter fährst, dann solltest Du sehr genau aufpassen, wer vor oder hinter Dir fährt, Du Idiot!"
Damit ließ er mich stehen. Ich stand neben mir. Hat der Typ eben Idiot zu mir gesagt? Ist das wirklich mein Führerschein? Der Alte mit dem Fernrohr brüllte irgendetwas in seine Wohnung, eine Frau schrie irgendwas von Ruhe und Gott in die Dunkelheit. Es war unwirklich. Der BMW fuhr mit hoher Drehzahl weg. "Keine Sorge," dachte ich "ich verfolge Dich nicht. Kannst langsam machen."
Ich startete den Motor und fuhr heim. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit auf dieser Heimfahrt war miserabel.
Fast ein Jahr fuhr ich nur mit der erlaubten Geschwindigkeit zur Druckerei und wieder zurück. Der Anpfiff verlor nur langsam seine Wirkung.
Erst, als ich mir durch meine Überstunden einen Colt GTI 16V kaufen konnte, änderte sich einiges in meinem Fahrstil... aber das gehört nicht hierhin, ich bin ja schließlich ein anständiger Autofahrer.
Ich glaube, heute wäre ich dafür monatelang in den Bau gewandert...
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