ACHTUNG! Bis auf Widerruf leider keine Annahme von Reifenwärmerreparaturen mehr.
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Wenn das Leben dir nur Zitronen anbietet, ja dann frag doch einfach noch nach Salz und Tequila!
So, hier also ein kleines Erlebnis aus meiner Jugend.
Natürlich habe nicht ich das erlebt sondern ein flegelhafter und ungezogener Bekannter, der zudem noch unartig war und Kaugummis auf den Gehweg spuckte.
Der Einfachheit halber befleissige ich mich, wie ja schon bekannt, der ich-Form, da mir das Schreiben so leichter fällt.
Ich wars aber nicht, damit das klar ist!!!
Für die Frührentner und Blindstopfen unter Euch werde ich auf kursive Schrift verzichten und etwas größer schreiben.
So denn:
Driften für Anfänger
Peter zeigte mir voller Stolz seine neue Fahrmaschine. Ein Mazda 323 mit Alus, tiefer und breiter.
Er sagte es nicht, aber ich sah es ihm an: Das war seine neue Waffe gegen meinen unbesiegbar scheinenden Ascona.
Sein bisheriges Auto, ein Passat mit riesigen Subwoofern, die direkt in die Lehne der Rücksitzbank eingebaut waren, hatte einfach zu wenig Strassenlage und die Pferde unter der Haube glichen eher faulen Eseln, denn feurigen Arabern.
Der 323 hatte serienmäßig 86 PS und war leicht. Der Motor wäre ein wenig gemacht, bemerkte Peter eher beiläufig, das Fahrwerk erste Sahne und die Gummis frisch und klebrig.
Peter grunzte: "Na Opel, wird Zeit, dass Du Abgas einatmest!"
Ich: "Du willst einen WM Kampf? Ohne Qualifikation?"
Peter: "Wirst schon sehen..."
Wie lustig, der kleine Kater zahnt.
Ich strich verliebt über die Motorhaube meines C-Ascona. Ein wenig bücken mußte ich mich schon, denn die Gruppe A Tieferlegung machte schon einiges her.
Der Einstieg in die Dorfschönheit war nicht einfach, aber sehenswert. Zunächst bücken, um an den Türgriff zu kommen, dann die Hosenträgergurte vom Recaro räumen, damit der Popo auch Platz hat.
Mit einem gut geübten Schwung, die Beine voraus, den Körper schlangenartig hinterhergefädelt, enterte ich den Mittelklassehit aus Rüsselsheim. Nach wenigen Minuten waren die statischen Schroth Bänder festgezogen.
Automatikgurte hatte ich mir kurz überlegt, sie aber als unrein empfunden und wieder ins Regal gestellt. Nur die statischen waren die guten.
Das 32 cm Momo lächelte mich mich seinen drei Speichen freudig an und ich umschloss mit einem kräftigen Händedruck seinen Lederkranz. Kein Airbag verdarb die Schönheit aus Leder und nacktem Metall.
Das GSI Instrumentarium freute sich ebenfalls mich zu sehen und blinkte farbenfoh als ich den Zündschlüssel umdrehte.
Der unverschämt offene K&N röchelte mit einem gänsehautfördernden Kehllaut und ließ die Ansaugluft ungehindert zum Doppelweber passieren. Der 1,6 Liter dohc Inline Four explodierte fröhlich das Gemisch
und die Supersprint Komplettanlage mitsamt Fächerkrümmer sorgte für einen bassig grollenden Abgang und ein leicht bezinschwangeres Bouquet, denn der Vergaser war leicht fett eingestellt, das brachte Drehmoment.
Der Leerlauf pegelte sich unruhig bei knappen 2.000/min ein, die 290er Schrick Nocke mit Mörderhub konnte nicht niedriger, ohne auszugehen.
Leicht bockend und springend, holperte mein Baby auf seinen dreifach einstellbaren kurzen Konis über den Schotterparkplatz hinter Peters Mazda her. Um die 7x15 BCW Alus spannten sich mächtige 205er Pneumant Rasierkante extra und sorgten für besten Strassenkontakt.
"Na mein Kleiner, der glaubt, so ein Reiskocher kann einfach so aus dem Stand den Commander besiegen? Ha... selten so gelacht!", sagte ich zu meinem Ascona.
Der Opel nickte mit seinem Vorbau wissend und hoppelte über den letzten flachen Bordstein auf die Strasse.
Peter machte ernst.
Schon einige Meter vor dem Ortsendeschild flutete er seine Brennkammern und brachte sich in eine vorteilhafte Position. Meine Drehzahl war zu niedrig, ich hatte erst direkt am Ortsschild mit seinem Angriff gerechnet.
Mit einigen Metern Rückstand begann ich die Verfolgung. Die Straße machte einige leichtere Kurven, die - wenn alles frei ist - voll gehen, also von Curb zu Curb quasi. Es war frei.
Peters Bremslicht flackerte vor der ersten Links kurz auf. "Schisser!", dachte ich mir und begrub das Gaspedal tief in der Teppichmatte. Ich verfehlte knapp den Einlenkpunkt, wollte aber nicht noch mehr Boden verlieren und ließ das Gas stehen.
Der Ascona schob leicht über die Vorderräder und zeigte mir eine Linie, die nicht mit dem Asphaltband übereinstimmte, wenn ich das alles so zulassen würde. Ich mußte aber.
Der rechte Vorderhuf rutschte ins Bankett. Das häßliche Geräusch loser Steinchen erklang, die mit Schallgeschwindigkeit im Radkasten rotierten und neben den unzähligen bereits bestehenden kleinen Kratern neue ins Blech stanzten.
Ich nahm die Lenkung leicht zurück. Das Gas blieb auf Anschlag.
Eine mönströse Staubwolke aufwirbelnd raste ich eine ganze Weile mit zwei Rädern im Bankett Peter hinterher. Doch mein Baby war brav, fing sich wieder und fand den Weg zurück auf den schwarzen Belag.
Peter hatte natürlich den mittleren Sandsturm im Rückspiegel beobachtet und zeigte mir den Vogel. Er war wohl noch nicht ausgelastet.
Eine starke Rechts nahte. Hier war es wichtig, ganz links - fast schon auf dem Curb - einzulenken, denn dann ging das leicht überhöhte Eck mit über 140 Sachen. Ein fester Glaube, dass danach nichts entgegen kommt ist natürlich nicht von Nachteil,
denn nach der Kurve ließen sich nur ca 200 Meter einsehen, dann ging es in eine unübersichtliche Links.
Peters Pummelheck-323 war inzwischen formatfüllend vor mir, der Abstand auf wenige Meter geschrumpft. Wir flogen beide auf die Rechts zu. Ich zackte ein wenig nach innen, um den Kerl nervös zumachen.
"Nicht bremsen, bevor nicht seine Laternen brennen!" rief ich mir zu... Sie wollten aber nicht angehen. Ich machte mir ernste Sorgen um uns beide, denn ich wollte den Plan, später als Peter zu bremsen, unbedingt ausführen.
Mein Freund hatte offensichtlich einen ähnlichen Plan, die Kombination unserer beider Vorhaben verhieß einiges an Lenkarbeit und instabilem Fahrverhalten.
Peter bremste nicht!
Ich schon...
Peter nahm mir 20 Meter ab und lenkte ein.
"Unglaublich!", dachte ich mir, während ich mir schon überlegte, was ich ihm denn als Erklärung für mein hasenfüssiges Verhalten präsentieren wollte.
Doch ich konnte das nicht mehr zu Ende denken.
Peters Mazda fing bereits vor dem Kurvenscheitel zu schwänzeln an. Es verstärkte sich im Scheitel und Peter arbeitete wild am Lenkrad, als wolle er einen neuen Rekord von Lenkanschlag zu Lenkanschlag aufstellen.
Er fing einen bösen Quersteher ab, der ihn nach links hätte abfliegen lassen. Sauber gemacht.
Die darauffolgende Korrektur misslang völlig.
Er flog nach rechts ab.
Rechts von der Strasse befand sich beinahe auf gleicher Höhe eine ebene Wiese. Peters 323 enterte selbige mit gut 120 km/h.
In der Zwischenzeit fuhr ich auch durch die Kurve und befand mich auf gleicher Höhe wie Peter, nur eben auf der Strasse.
Peter blickte nach links, ich nach rechts. Unsere Blicke trafen sich und verloren sich wieder, denn Peters Mazda sprang in unkontrollierten Sätzen über die Wiese.
Ein interessantes Schauspiel. Ich erwartete, daß der Mazda nun langsamer wurde und Peter wieder aus der Wiese fahren konnte.
Plötzlich tauchte der Mazda ab. Ein dumpfer Schlag drönhte zu mir herüber.
Eine unglaubliche Erdmenge spritzte auf einmal hoch. Es sah aus, als würde eine Granate explodieren.
Ich sah noch kurz das Heck des Mazda, dann verschwand es im Gras. Mein Gott.
Ich lachte wie ein Verrückter, als ich anhielt und umdrehte. Ich erkannte den Grund.
Quer zur Wiese verlief ein Bachbett mitsamt Bach darin. Peter nahm das Bachbett im 90 Grad Winkel und schlug in das gegenüberliegende Ufer ein. Daher also der Erdaushub.
Meine Tränen rannen unkontrolliert über mein Gesicht, mein Bauch verkrampfte sich und enstellte meinen ganzen Körper... ich brüllte vor Lachen.
Das muß eine Art Reflex bei mir sein, ich lache immer, wenn ich Fahrfehler sehe. Ich rannte zu Peter hin.
Der Mazda hing über dem Bach und hatte es fast geschafft, selbigem eine neue Flusslinie zu designen. Der Einschlag war gewaltig.
Erste Kröten und Frösche begannen mit dem Ablaichen am neugeschaffenen Weiher. Flora und Fauna beeilten sich, die Ufer zu besiedeln.
Neben diesem Treiben fiel mir auf, daß sich Peter kaum bewegte. Ich riss die Türe auf und rief: "Hey Peter, alles klar, geht's Dir gut??"
Wie kommt man in so einem Moment auf eine so eindeutig dämliche und sich selbst beantwortende Frage?
Natürlich war bei Peter nicht alles klar, natürlich ging es ihm nicht gut!
Er antwortete nicht. Ein kehliges Röcheln drang aus seinem Hals. Ich befürchtete zum ersten Mal, einer meiner Freunde hätte sich bei unseren Rennen ernsthaft verletzt.
"Du hast gebremst...", flüsterte Peter.
"Wie bitte!!", rief ich in den Mazda. "Du willst wissen, ob ich gebremst habe?"
"Ja.", krächzte es aus dem Auto.
"Also weißt Du... naja... es war schon sehr knapp und ich hab mir schon überlegt zu brem..."
"Du hast gebremst, Du Ei!" rief Peter "Du hast gebremst!"
Er drehte zum ersten Mal seinen Kopf zu mir uns grinste mich an.
Ich erstarrte. Das hatte ich noch nie gesehen.
Jetzt sah ich auch zum ersten Mal auf sein Lenkrad. Der obere Kranz war vollständig nach oben gebogen und berührte den oberen Teil des Armaturenbretts.
Peters Kopf schlug beim Aufprall mit voller Wucht auf den Lenkradkranz.
Das Ergebnis konnte ich nun auf seiner Stirn erblicken.
Ich beschwöre, noch nie sah ich einen detaillierteren Abdruck eines feingemaserten Lenkradkranzes auf einer Stirn.
Selbige war stak geschwollen und der Abdruck trat in seiner ganzen Breite von rechts nach links hervor.
Ich verspürte erneut einen heftigen Wunsch, laut loszulachen, aber das gequälte Gesicht Peters ließ mich nur glucksen.
"Hast Du Dir sonst noch was getan?", fragte ich ihn.
Peter: "Nein, ich glaube nicht, zumindest tut nichts anderes weh... Aber mein Kopf! Ich glaub' mir ist ein Panzer durchs Zimmer gefahren!"
Peter griff sich an die Stirn, fühlte den Abdruck und erschrak. Der Abdruck war inzwischen noch einmal kräftig gewachsen.
Endlich wollte er aussteigen. Ihm war, außer der rekordverdächtigen Stirnplastik, tatsächlich nichts weiter passiert.
Ich: "Wie fühlst Du Dich?"
Peter: "Ouh Mann... wie sieht denn mein Auto aus!"
Ich: "Das ist doch jetzt nicht wichtig, Hauptsache, Dir gehts gut."
Peter: "Du Heini hast leicht reden, Deine Karre ist ja auch nicht kaputt. Mein ganzes Erspartes ist den Bach hinunter!"
Ich fiel fast um vor Lachen, diese Redewendung... einfach göttlich.
"Ja, da hast Du wirklich recht... Komm, wir gucken mal, daß wir nach Hause kommen und Du Dein Horn verarzten kannst.
Peter: "Sieht es arg schlimm aus?"
Ich: "Naja, Du siehst aus wie ein gemaserter Neandertaler."
Wir mußte beide lachen.
Peter hat sich gut erholt, die Beule zierte ihn einige Zeit und war das Sommerhighlight in unserer Clique.
Das mit der Rennerei hat sich aber bei ihm gelegt.
Ist mir zu lang. habe kein Lust das zu lesen.
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Klar lese ich das, aber später. Vielen Dank schon mal Horscht!
ACHTUNG! Bis auf Widerruf leider keine Annahme von Reifenwärmerreparaturen mehr.
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