Zum Inhalt

Street Triple Cup reloaded 2010

hier könnt Ihr Alles rund um MotoGP; SSP; SBK; IDM u.s.w. diskutieren...

Moderatoren: as, Chris

  • Rolf42 Offline
  • Beiträge: 87
  • Registriert: Montag 3. Juli 2006, 11:50
  • Lieblingsstrecke: Assen
  • Wohnort: Wuppertal

Kontaktdaten:

Beitrag von Rolf42 »

Ich habe mich nicht auf mein Glück beim PS-Gewinnspiel verlassen, sondern heute einfach mal die Nennung abgeschickt.

Ich freu mich aufs Zünden mit möglichst vielen Hässlichen.

Gruß Rolf

PS: hat noch jemand einen Felgensatz für eine Street Triple?
  • Benutzeravatar
  • Barni Offline
  • Beiträge: 260
  • Registriert: Sonntag 22. März 2009, 10:43
  • Wohnort: nahe der Hauptstadt

Kontaktdaten:

Beitrag von Barni »

@ Matthias

Ich wage es mal, dickes B wie Brückenstein :wink:
sonst müßte es Barni oder Belgier sein :lol:

@ Rolf

das war die bessere Variante :wink:
Gruß Barni
  • Benutzeravatar
  • lupito Offline
  • Beiträge: 114
  • Registriert: Samstag 8. August 2009, 17:04
  • Motorrad: F042
  • Lieblingsstrecke: Mugello / Ledenon

Kontaktdaten:

Beitrag von lupito »

Barni hat geschrieben:@ Matthias

Ich wage es mal, dickes B wie Brückenstein :wink:
sonst müßte es Barni oder Belgier sein :lol:
... ich dachte schon Bernd das Brot ... :icon_jokercolor
1, 2 oder 3 ...
  • Benutzeravatar
  • Hajo Offline
  • Beiträge: 3017
  • Registriert: Mittwoch 19. November 2003, 09:33

Kontaktdaten:

Beitrag von Hajo »

@Rolf42
Gratulation zu der Entscheidung :!: :D Möge der Spaß immer mit dir sein 8)

zum dicken B
Dachte auch erst an Bernd das Brot, aber der ist nicht dick. Daher bin ich auf Birgit Schrowange gekommen, aber die schreibt man anders :lol: :lol:

Gute Nacht
45
Straßendreifachpokal
Jeder hat einen anderen Weg zur Party
Bild
  • Benutzeravatar
  • Matthias Offline
  • Beiträge: 794
  • Registriert: Donnerstag 13. November 2003, 16:58
  • Kontaktdaten:

Kontaktdaten:

Beitrag von Matthias »

Hallo Rolf,

Glückwunsch zur Nennung, Fax ist angekommen. Endlich mal ein echter Kerl in XXL! Nicht so ein dünner Hering wie der Herr Dreimann! Sauber. Das war übrigens 9990-Euro-Paket Nummer 7. Möge es Dir Glück bringen.

Gruß,
Matthias
  • Rolf42 Offline
  • Beiträge: 87
  • Registriert: Montag 3. Juli 2006, 11:50
  • Lieblingsstrecke: Assen
  • Wohnort: Wuppertal

Kontaktdaten:

Beitrag von Rolf42 »

Hallo Matthias,

Startnummer 7 wäre auch ok ;-).

Barry Sheene ist kein schlechtes Vorbild. Aber als Kandidat für "dickes B" kommt er wohl nicht in Frage.

@ Hajo, Barni

Danke zur Begrüßung. Man sieht sich.

Gruß Rolf
  • Benutzeravatar
  • lupito Offline
  • Beiträge: 114
  • Registriert: Samstag 8. August 2009, 17:04
  • Motorrad: F042
  • Lieblingsstrecke: Mugello / Ledenon

quick shift

Kontaktdaten:

Beitrag von lupito »

"Erfreulicher Nachrichten: Micron Systems aus Fürth ist neuer Sponsor und Partner des Triumph Street Triple-Cup 2010. Die Unterstützung der T-Cup-Teilnehmer wird im Bereich Dynojet-"Quickshifter" liegen, dessen Einsatz seit dieser Saison zugelassen ist. Die genauen Konditionen ..."

Das ist fein !
Ich wollte mir kürzlich den Triumph quick shift in meine 09er Cup triple implantieren - geht nicht laut Rahmen ID. :(
Somit gibt es eine nette Alternative für die Altmetallfahrer.
Das Reglement wird wohl nur diese beiden Quick shifts zulassen - si/no ?!
(Tellert ?)
1, 2 oder 3 ...
  • Benutzeravatar
  • Bundy Offline
  • Beiträge: 1273
  • Registriert: Mittwoch 4. Februar 2004, 22:27

Kontaktdaten:

Beitrag von Bundy »

Matthias hat geschrieben:Hallo Rolf,

Glückwunsch zur Nennung, Fax ist angekommen. Endlich mal ein echter Kerl in XXL! Nicht so ein dünner Hering wie der Herr Dreimann! Sauber. Das war übrigens 9990-Euro-Paket Nummer 7. Möge es Dir Glück bringen.

Gruß,
Matthias
Ich versteh nicht, dass die 20 9990-Pakete nicht längst weg sind... So ein geiles Angebot hat die Welt bislang noch nicht gesehen...

Bleibt so englisch und schön,
34, nach Diktat 3 Tage verreist nach Korea
  • Benutzeravatar
  • Hajo Offline
  • Beiträge: 3017
  • Registriert: Mittwoch 19. November 2003, 09:33

Kontaktdaten:

Beitrag von Hajo »

Guten Tag

Da der Winter immer noch da ist und irgendwie auch die Ruhe weg hat, sich mal in irgendeiner Form dünne zu machen, hier zum Zeitvertreib ein paar Impressionen zur ersten Kontaktaufnahme mit einer Streety. Diese Erzählung ist ursprünglich 2008 erschienen, hat aber nix von seiner Freude am Spaß des Seins verloren. In diesem Sinne viel Spaß für alle, die das Ding noch nicht kannten:


Rauchende Colts, Partikel 1

Montagmorgen, irgendwo in Niedersachsen, der Wecker klingelt unerbittlich. In großen Lettern steht auf dem blöden Ding was von 06:50 Uhr, ohne Sommerzeit eigentlich sogar 05:50 Uhr. Definitiv viel zu früh, um den neuen Tag elanvoll zu begrüßen. Werner Gnade, 36jähriger Aufzünder aus Leidenschaft, hatte einige Vorzüge. Frühes Aufstehen gehörte definitiv nicht dazu. Auch die widerwillig im Mund herumstochernde Zahnbürste hilft seinen Lebensgeistern noch nicht über den Berg. Ein Blick aus dem Fenster tut ein Übriges. Alles bedeckt und diesig. Ein stinknormaler Arbeitstag liegt vor ihm. Toll.

Während seine wenigen, hauptsächlich am Hinterkopf befindlichen Haare die übliche Waschung erhielten, schweiften seine Gedanken zurück zum gestrigen Sonntag, dem ersten herrlichen Frühlingstag anno 2008 überhaupt. Werner hatte ihn zum Einfahren seiner brandneuen Cup Street Triple genutzt und war seit Ewigkeiten mal wieder auf öffentlichen Straßen unterwegs. Trotz Einfahrpflicht, Unmengen an schnarchnasend durch die Gegend drömmelnden Dosenfahrern und ziemlich eingerosteten Knochen hatte Werner so viel Spaß dabei, dass er abends schon um 21 Uhr todmüde ins Bett fiel. Total kaputt, aber glücklich und zufrieden wie lange nicht mehr. Leider war er aufgrund diverser „Hier guck mal, ich hab was neues, ist die nicht schön?“-Stops bei Freunden und Bekannten nicht allzu weit gekommen. Nur bescheidene 190 km standen auf der Habenseite. Auch bei ganz optimistischer Betrachtung zu wenig, um die Kleine demnächst in Hockenhausen schon bis in den Begrenzer zu jagen. Die Wetterprognosen kannten für die nächsten Tage ebenfalls nur eine Richtung, nach unten. Tja, blieb also eigentlich nur der Prüfstand, um den Boliden im Stand einzurollen. Das war so uncool wie auf dem Heimtrainer eine Tour de France-Etappe nachzufahren.

Während letzte Hand an die Bartstoppeln gelegt wird, kommt Leben in die Schaltzentrale von Werner. Im Radio sagen sie für heute bis zu 15° an, zum Abend hin eher bedeckt. Hmm, heute ist weder Monatsabschluss noch sonst was Wichtiges auf der Arbeit. Da muss doch was gehen. Montag morgen, 8 Uhr, und die Woche kann nur gut werden. Bereits in voller Montur erfolgt mit schwiegermutterschmeichelnder Stimme der Anruf in der Firma. „Duuuuhh, Holger?...kann ich heute eventuell etwas später kommen?....ich bin auch spätestens mittags da...biiiitteeeeee...“. Fünf Minuten später brabbelt der Dreizylonker zufrieden vor sich hin und läuft langsam warm. Das zuvor demontierte rote Kennzeichen sitzt wieder an seinem Platz und muss erst um 14 Uhr zurück beim Händler sein. Freude, Freude. Das Leben ist manchmal granatenstark!

Die Wahl des heutigen Reiseziels fällt spontan auf Celle, danach mal sehen, was noch an Zeit übrig bleibt. Natürlich wird die Stadt mit seiner bekannten Altstadt nicht auf direktem Weg angesteuert, sondern an jeder Weggabelung nach Lust und Laune hakenschlagend. Ist sowieso egal, der Weg ist heute das Ziel. Nach den ersten Kilometern steht fest, dass die ausgelobten 15° noch nicht mal ansatzweise in der Realität angekommen sind. Trotz zweifacher Unterwäsche schwankt die gefühlte Temperatur um den Nullpunkt. Um Werner herum tobt der tägliche morgendliche Rushhour-Wahnsinn der arbeitenden Bevölkerung. Alles macht einen hektischen Eindruck, vereinzelt kommt mal ne Hupe ins Spiel, gestresst und irgendwie angespannt dreinblickende Bürger in ihren beheizten Blechdosen, eben alles wie immer. Wirklich alles? Nein, nicht alles, ein kleines weißes Moped fällt aus dem Rahmen. Werner, der mit jedem Kilometer mehr friert, erfreut sich eines freien Vormittags. Im Augenblick liegt die Freude allerdings noch etwas im Nebel. Es ist gottverdammt noch mal scheißend kalt auf der Triumph. Mit leicht neidischem Blick betrachtet unser Frühaufzünder die beheizten Bürgerkäfige um sich herum, irgendwie ist er weich geworden seit damals, als er als 16jähriger auch bei –10 Grad auf der 80er unterwegs war. Damals gab es aber auch keine Alternative, entweder so die Kumpels besuchen oder eben gar nicht. Mit Grausen schießt ihm die Fahrt auf dem Soziussitz der CB50 seines Kumpels Ralf durch den Kopf. Ralf hatte die viertaktende kleine Honda in penibler Heimarbeit liebevoll optimiert. Komplett andere Übersetzung, am Zylinderkopf ungezählte Tage und Nächte herumgefeilt, und sogar den Auspuff umgeschweißt. Ergebnis waren zwar nur bescheidene 3-5km/h mehr Höchstgeschwindigkeit (entsprach immerhin 50 km/h), aber das war Ralf egal, jeder hat mal klein angefangen. Auch die längere Sitzung beim Dorfsheriff, der selbst das modifizierte Kettenblatt mit Kreide markierte und die Zähne auszählte, konnte Ralf nicht seinen Stolz nehmen. Werner erinnerte sich an den Aufkleber, den Ralf damals an seinem Boliden anbrachte, nachdem er ihn leicht auf Chopper getrimmt hatte: „Low Rider“. Irgendein fieser Geselle machte daraus recht schnell „Slow Rider“, was Ralf ziemlich persönlich nahm. Wie auch immer, Werner würde jedenfalls die 30 km lange Fahrt bei –15 Grad nie vergessen, nur knapp entkam er damals dem sicheren Eistod und brauchte geschlagene 30 min vorm Ofen, bevor die Finger wieder einzeln bewegbar waren. Wie man freiwillig bei gefühlten –45 Grad zum Elefantentreffen fahren kann oder mal eben zum Nordkap, natürlich im tiefsten Winter, wird Werner wohl nie verstehen. Überhaupt, was heißt hier eigentlich gefühlt? Früher gab’s im Radio exakt eine Temperatur, 15°, Punkt. Heute schreiben die ja fast ein Buch drüber. Wer gibt da wohl die Losung aus? Ein kleiner Dicker, ein großer Schlanker oder gar eine nicht repräsentative Umfrage unter einer Schnittmenge unverdächtiger Passanten der Stiftung gefühlte Temperatur e.V.? Gibt es vielleicht den Herrn Otto Normal-Fühler, wohnhaft in Castrop Rauxel, den der ungepflegte Kachelmann jeden Morgen anruft und nach dem werten Befinden fragt?: „Oochh, heut fühl ich mich irgendwie etwas nasskalt bei maximal 11°, je nachdem ob mich meine dusselige Kuh heute noch ranlässt, könnte die gefühlte Temperatur zum Abend hin noch etwas steigen, andernfalls rummst es heute Abend aber mal gewaltig und es gibt ein Gewitter mit Temperaturabfall weit unter 10 Grad...“. Werner wusste es nicht. Fakt war jedenfalls, dass er bei einer Umfrage den Schnitt heute nachhaltig nach unten ziehen würde. Gestern, am Sonntag, war es definitiv wärmer. Mit leuchtenden Augen denkt er an seine erste Kontaktaufnahme mit der Triple zurück....

-------------------------------------------------------------------------------------

Teil 2:

[Sonntag, 30.03.2008, morgens um 8:30 Uhr]
Schön und jungfräulich stand sie da, die kleine Dame aus England in ihrem weißen Dress. Klar, schwarz wäre auch okay gewesen und geht ja eigentlich immer, aber das haben sowieso alle. Werner wollte diesmal bewusst was besonderes, etwas, was dieser außergewöhnlichen Insulanerin noch besser gerecht würde. Weiß mochte eine Modefarbe sein und eher an Handelsreisende in weißen Passat Variant erinnern, aber die Streety trug ihren herausgeputzten Anzug wirklich würdevoll und mit einer geradezu entwaffnenden Unbekümmertheit und Leichtigkeit. Passte wunderbar zum Charakter der Kleinen. Mehr Motorrad brauchte kein Mensch.

Tja, da war sie also nun, noch keinen einzigen Kilometer auf der Uhr, eben nigelnagelneu, das kleine Spaßgerät. Frisch aus Hockenheim mitgebracht, extra rechts im Bully vertäut, damit auch während der Fahrt ein kurzer Blick auf das neue Familienmitglied möglich war. Werner konnte sich an den Details gar nicht satt sehen. Zunächst sei an die 3-1 Auspufffraktion bemerkt: Ihr habt mal gar keine Ahnung. So! Diese schlank unterm Heck sitzenden Remus-Hexacone-Tüten in polierter Edelstahlausführung sind einfach phänomenal ejakulativ, Punkt. Darüber brauchen wir auch gar nicht zu diskutieren, die 3-2 Optik gehört einfach zur BabyTriple, Doppelpunkt. Von oben betrachtet wirken die rechts und links hinter der Sitzbank keck herausstehenden Tüten fast wie Flakabwehrgeschütze, Triplepunkt - wer ihnen zu nahe kommt, frisst Blei. Die güldenen Pazzohebel sind für die Rennstrecke ebenfalls fast zu schade. Weiter unten strahlen das Öhlins und die LSL-Anlage um die Wette. Was für ein Anblick! Werner graute ein wenig, hatte er es doch noch nie geschafft, am Ende der Saison ohne Kampfspuren da zu stehen. Aber irgendwann war ja immer das erste Mal, also warum nicht in 2008? Er versprach der Streety, immer schön auf sie aufzupassen. Ehrlich.

Noch schnell den Kennzeichenhalter und die vorderen Blinker dran, dann konnte es endlich zum Einrollen von Mensch und Maschine losgehen. Tja, schnell ging an diesem Sonntagmorgen erstmal gar nix. Werner stellte nach kurzer Kontrolle fest, dass die Stecker für Lichtschalter und vordere Blinker nur durch demontieren von Tank und Airbox zugänglich waren. Für so was war jetzt keine Zeit, verdammt. Kurzes Zwiegespräch mit Engelchen und Teufelchen, dann war klar, das geht auch ohne. Während Werner die Blinker als Dummys montierte, überlegte er sich diverse Ausreden. „Ja, Herr Wachtmeister, ich weiß auch nicht was meine Mechaniker da wieder verzapft haben, ich werde gleich morgen früh ein Machtwort sprechen“ oder vielleicht “Oh, die gehen nicht? Sonst war das immer so ein Wechselspiel von An – Aus oder geht – geht nicht, aber dass da jetzt gar nix mehr kommt? Ich glaub’s ja nicht, diese englischen Fahrzeuge haben aber auch einfach keine Qualität. Nix im Vergleich zu ihrem Dienstdaimler, wirklich eine Farce. Man sollte nur noch deutsche Fahrzeuge kaufen.“ Ja, irgend so was in der Art würde ihm schon einfallen. Helm auf, leichte Dehnübungen in der über den Winter im Hüftbereich seltsamerweise geschrumpften Kombi und kurze Gasstöße, die die Remusteile zu rauchenden Colts werden ließen, und los ging’s. Schöner breiter Lenker, Abstand zwischen Sitz und Fußrasten absolut ausreichend, volle Konzentration auf das originale Schaltschema. Nix wäre peinlicher als das Triebwerk aus Versehen mit 3 km auf dem Tacho in den Drehzahlhimmel zu jagen. Runter bedeutet runter, hoch bedeutet hoch, ist doch gar nicht schwer. Hoffentlich würde die Schaltumkehrung von LSL rechtzeitig vorm ersten Training ankommen. Etwas störend war die viel zu hohe Einstellung von Schalt- und Fußbremshebel, aber zum lockeren Einrollen reichte es allemal….


[Montag, 31.03.2008, ca. 9 Uhr]
Die Gedanken an Gestern wärmen Werner ein wenig am heutigen kalten Montagmorgen. Außerdem wird es irgendwie überhaupt nicht richtig hell. An einer Stelle am Firmament scheint es etwas weniger dunkel zu sein, aber wirklich freundlich wirkt das alles nicht. Werner schaut in den rechten Spiegel. Der kleine Scheißer ist nicht ganz festgezogen, dreht sich immer wieder Richtung Fahrer und Werners Blick fällt so auf ein tiefschwarzes Visier. Das Öffnen des selbigen hätte jeden Vampir zum sofortigen Platzen gebracht. Mein Gott, die Welt ist ja bunt, das ist da draußen ja gar nicht mehr dunkel, sapperlot! Schöne Sache das. Für einen ersten kurzen Moment weiß Werner, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat und es ein außergewöhnlicher Vormittag werden würde. Die frische, kalte Luft schafft eine ungeahnte Klarheit in seinen Gedanken und reduziert ihn auf Dinge, die viel zu oft selbstverständlich erscheinen oder im täglichen Alltagstrott schnell in Vergessenheit geraten.

Ein lange verborgenes Gefühl kommt in Werner hoch, ein Gefühl, das früher normal war und das man deshalb wohl überhaupt nicht zu würdigen wusste, ein Gefühl, das im Laufe der Jahre still und heimlich untergegangen war, ohne dass man es überhaupt gemerkt hatte. Aber heute, jetzt und hier, an einem stinknormalen, eher kalten Montagmorgen, ist es da, das Gefühl der Freiheit. Der Freiheit, das zu tun, wozu man gerade Lust hat, unabhängig von allen Verpflichtungen, die das Leben so mit sich bringt. Kein Telefonterror mit EDV-Problemen, keine Internetseiten, die für die bevorstehende 100-Jahrfeier vorbereitet werden müssen, kein Altpapier, was seit Tagen weggebracht werden musste, kein Rasenmähen oder irgendwelche renovierungsbedürftigen Dachgeschosse. Einfach nix. Heute Vormittag ist nur ein Termin im Terminkalender, da steht „Seele baumeln lassen“. Herrlich. Die einzige Entscheidung die aktuell ansteht ist, ob man an der nächsten Kreuzung nun rechts oder links fährt. Und wenn selbst das zu schwierig ist, fährt man einfach geradeaus, was soll’s, die nächste Kreuzung kommt bestimmt. Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit. Ab und zu hört Werner beim Warten an roten Ampeln sein Mobiltelefon klingeln. Scheiß drauf, wenn’s was Wichtiges ist, wird derjenige auch noch mal anrufen. Bis 14 Uhr ist Herr Gnade für niemanden zu sprechen, und das ist auch gut so.

200 m voraus taucht ein gefühlt 98jähriger Rentner in seinem Benz E320 auf...
Straßendreifachpokal
Jeder hat einen anderen Weg zur Party
Bild
  • Benutzeravatar
  • Hajo Offline
  • Beiträge: 3017
  • Registriert: Mittwoch 19. November 2003, 09:33

Kontaktdaten:

Beitrag von Hajo »

Partikel 3 der Geschehnisse

...200 m voraus taucht ein gefühlt 98jähriger Rentner in seinem Benz E320 auf. Irgendwie seltsam, je älter die Menschen werden, desto langsamer bewegen sie sich fort. Ist doch total kontraproduktiv. Ich meine, gerade die älteren Semester sollten doch eine gewisse Grundhektik haben. Die Jungs stehen wahrscheinlich mittags in der Küche und überlegen ernsthaft, ob es sich noch lohnt, die Fünf-Minuten-Terrine warm zu machen oder ob sie vorher eh tot umfallen. Ist ja auch normal, aber gerade dann freue ich mich doch, wenn ich schnell an meinem Ziel bin und meine Nachfahren noch mal in die Arme schließen kann. Nun ja, die Realität sieht bekanntermaßen anders aus. Die Staatskarosse rollt mit exakt 65 mls/h vor Werner her. Ja, richtig gelesen, die kleine Street Triple ist so neu, dass selbst der Tacho noch denkt, er wäre still in good old Hinckley, Königreich of Great Britain. Da ausnahmsweise auch Werner mal gar keine Hektik verspürt und 65 mls exakt 5000U/min im letzten Gang entsprechen, rollt er einfach hinterher. Das scheint dem alten Sack aber nun überhaupt nicht zu passen. Er spult das komplette Programm ab, brutales Rechtsfahren, immer langsamer werden, Blinker setzen, ständiges Kontrollieren des Rückspiegels. Allein, es hilft ihm nix, Werner denkt gar nicht daran, zu überholen. Dieses Schauspiel lässt er sich nicht entgehen. Wer weiß, was als nächstes kommt.

Ortsausgang, das Speedlimit von 50km/h ist off, neue Taktik, Flucht nach vorn. Der Daimler sackt hinten in die Knie, finaler Kickdown des 3.2 Liter-Triebwerks, leichter Rauch unterm Heck, jetzt oder nie. Wahnsinn. Was ’ne geile Show. Werner hat Tränen unterm Helm. Ob dem rüstigen Kerl noch niemand gesagt hat, dass heutige Motorräder weit brutaler anreißen als jede NSU Quickly oder BMW R45? Wie auch immer, bei exakt 75 mls/h kommt der Benz schon wieder in die Waagerechte, wahrscheinlich hat das bei Daimler gegen Aufpreis erhältliche RSP (RentnerSchutzProgramm) eingegriffen und voll automatisch eine komplette Schubabschaltung eingeleitet. Erst nachdem der Benz aus dem Warp-Feld heraus war und wieder unter 70 Meilen fiel, wurde die Kontrolle an den Greis zurückgegeben. Werner tippt kurz die Bremse an, um nicht aufzulaufen. Okay, genug gesehen. Nicht, dass der gute Mann noch ’nen Herzkasper kriegt. Werner setzt sich kurz neben den Weißhaarigen, zeigt respektvoll seinen Daumen für die gelungene Aktion und entschwindet mit herrlich sattem Abschiedsgruß aus den Remustüten. Trotz der vorschriftsmäßig montierten DB-Eater liegen die Äußerungen beim Beschleunigen eher an der illegalen Grenze. Was jedoch beim Gaswegnehmen passiert, dürfte jeden Aufzünder in Verzücken bringen. Dieses Brabbeln, das fast ein wenig nach scharfen Nockenwellen, Überschneidung und damit leichten Fehlzündungen im Schiebebetrieb klingt, konnte glatt süchtig machen. Je höher die Ursprungsdrehzahl und brutaler das Gas wegnehmen, desto geiler das Brabbeln. Herrliche Spielerei...

Irgendwo zwischen Sehnde und Burgdorf taucht eine Gerade auf, die jedem amerikanischen Highway zur Ehre gereicht hätte. Soweit das Auge reicht, geht’s erst mal geradeaus. Zeit, nachzudenken, denn fast wäre es gar nicht zur heutigen Ausfahrt gekommen. Werners Gedanken schweifen zurück zum gestrigen


[Sonntag, 30.03.2008, 10:30 Uhr, gefühlt eher 08:30 Uhr]:
Nix ging mehr. Irgendwo an einer gottverlassenen Landstraßenkreuzung in Niedersachsen. Die kleine Triple schwieg. Nein, eigentlich brabbelte sie ganz brav vor sich hin. Allerdings nur so lange, wie kein Gang eingelegt war. Diese Prozedur, meist ein eindeutiges Zeichen des Fahrers, nun abfahren zu wollen, quittierte die Triumph jeweils mit einem satten „Plonk“. Aus die Maus, Ende im Gelände.

Werner Gnade legte seine Stirn in Falten. Das konnte doch noch nicht alles gewesen sein. Er hatte immerhin einen Auftrag, nämlich den, diese Lady einzufahren. Alles war vorbereitet, Wettervorhersage lag bei schmeichelhaften 15-17°, rote Nummer war organisiert, Cup-Triple halbwegs straßentauglich gemacht und betankt, Moppedklamotten aus dem Winterschlaf geholt und ein paar Freistunden beim Familienrat beantragt. Kurz: Alles perfekt. Und nun das. Werner hatte sich nach den ersten Metern lediglich vom ordnungsgemäßen Sitz des roten Kennzeichens überzeugen wollen, was er am Vorabend fachmännisch mit zwei Kabelbindern fixiert hatte. Die Triple hatte aktuell gerade mal lächerliche 9 Meilen auf dem Tacho stehen. Tja, und nun deutete alles darauf hin, dass das Gleiche passierte wie damals, als Werner mit seinem getunten Peugeot Speedfight 100 unterwegs war. Dieser lief zwar kurzzeitig 120 km/h, fraß aber vor lauter Freude nach nur 5 km seinen eigenen Kolben, was Werner zu einem peinlichen Anruf bei der Familie nötigte.

Also gut, nur die Ruhe. Werner, im realen Leben EDV-Mensch bei einem mittelständischen Büromöbelhersteller, wandte mehrmals den ältesten aller IT-Tricks an: „Wenn’s die Software nicht mehr tut – boot!“. Ausschalten, einschalten, geht wieder. Nun denn, finaler Versuch: Zündung erneut aus, Gedenkminute warten, Zündung an. Ein kurzer Druck auf den Starter und die wunderschönen, leicht vor sich hinqualmenden Remustüten brabbelten ihre Freude wieder ziemlich ungedämpft in die Landschaft. Wie hat so was wohl ne E-Nummer bekommen? Na ja, egal, darum ging’s hier nicht. Noch schnell ein Stoßgebet zum allmächtigen Gott der Zündunterbrechung geschickt und beherzt auf den Schalthebel gelatscht. Sie läuft....sie läuft...sie läuft immer noch... YES SIR, leck mich fett, das verdammte Ding läuft! Wie einfach es doch war, einen erwachsenen Menschen glücklich zu machen. Jetzt aber schnell, bevor sie es sich anders überlegte. Alsbald rollte Werner mit seiner frischen Liebe wieder mit maximal 5000 U/min im letzten Gang vor sich hin. Endlich fiel ihm auch ein, was das Problem sein dürfte. FranzenFrank, seines Zeichens großer Häuptling der Cup-Triples, hatte bei Übergabe der weißen Schönheit doch erwähnt, dass sie den Kupplungsschalter wegen des weg gefallenen linken Lenkerschalters überbrücken mussten. Das war definitiv die einzige logische Erklärung für diese Anomalie und es sollte zum Glück auch die einzige bleiben….
Straßendreifachpokal
Jeder hat einen anderen Weg zur Party
Bild
Antworten