Einsam ist sie im Hotel - deswegen schreibt sie doch mal schnell
Die Nacht ist vorbei. Es regt sich was. Ach, gut, zum Glück ist es nicht so weit. Dann mal aufgestanden. Ich öffne die Anhängertür und die Sonne strahlt mir entgegen. Huch? Hatte sich die Vorhersage geirrt, die am Tag zuvor noch arktische Temperaturen angedroht hatte? "So kann es weitergehen!", grinse ich diesmal in mich rein. Oschersleben und Sonne, vielleicht sogar noch einmal schön warm, da hatte ich nichts gegen. Fröhlich zog ich meiner R6 die Reifenwärmer an. Der Henning regt sich nicht. Hatte aber die Heizdeckchen schon am Vorabend angezogen, damit die mal wieder richtig schon feucht werden. Ach, dann steck ich die auch mit rein, wir wollen ja nicht so sein. Schließlich wollen wir C fahren und C ist ja ziemlich bald und die Reifen sind ziemlich kalt.
Eine halbe Stunde später wusste ich dann auch, dass das mit der Sonne ein böses meteorologisches Versehen war. Mit der Sonne stieg die Druckdifferenz und mit der Druckdifferenz die Windgeschwindigkeit. (da ist ja so ein blöder Berg in der Nähe...) Dazu noch versteckt sich die Sonne hinter Wolken. Und was ich am schlimmsten fand...es gab zwei Wolkenschichten, eine unter der anderen, mit unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten. Wetterumschwung. Da konnte alles passieren. Zerknirscht mache ich mich für die Besprechung bereit. Noch schnell eine Tasse Kaffee aufgießen. Der Henning regt sich nicht. Er ist aber schon lange sieben und groß und darf gerne von ganz alleine zu spät kommen. Bewaffnet mit Becher, Halstuch und Weste bemühe ich mich, dass mir das nicht passiert.
Es folgt das Übliche. Sachdienliche Hinweise zu Do's und Dont's und dann...dann...dann kommt diese Sache mit dem neuen Zeitplan. Ich sehe meine Chance, meinem Protest Ausdruck zu verleihen. Es werden wohl alle gehört haben.
Oschersleben. Arschkalt. Und ein Sprintrennen.
Wie haben wir das noch gelernt? Immer schön die Reifenwärmer prüfen. Vorne, hinten, innen außen. Vorne ist es leider so gar nicht warm. Ich schaue auf die Uhr. Ich schaue auf den Wärmer. Die Leuchte leuchet nicht. Boden 14°C, Rad 14°C, Wärmer 14°C. F*** - in 20 Minuten wird das nichts. Das Kabel hat oben beim Eingang in den Wärmer offensichtlich einen Wackelkontakt. Wie schön! Da hatte ich gerade den guten Capits zwei neue Stecker verpasst, da wollte das andere Ende auch Aufmerksamkeit. Hab ja auch sonst nichts zu tun.
Noch bevor ich mich damit stresse, lasse ich es sein. Das Kabel wird in die richtige Position gewackelt und sodann mit dem Klett fixiert. Aufmachen kann ich es auch, wenn es gar nicht mehr geht. Erledigt.
Während der Spätaufgestandene mich fleißig dafür verantwortlich macht, dass er zu spät für Gruppe C sein wird, denn schließlich war es ja meine R6, die wieder Öl wollte, und das musste ja der Henning einfüllen, denn der war der einzige, der das jemals richtig machen würde, parke ich meinen beunterwäschten Hintern im Auto. Mutti geht jetzt kaufen. Happa und ausreichend Treibstoff. Interessanterweise bei der Aral am preisgünstigsten.
Oschersleben. Arschkalt. Und Turn 1 schon gelaufen - ohne, dass ich gefahren war.
Es wird und wird nicht wärmer. Als ich endlich dazu komme, mir den Helm überzuziehen, ist die Temperatur immer noch viel zu niedrig. Der Windstopper wird mich hoffentlich retten.
Wie konnte das passieren. Vor zehn Jahren noch bekam ich bei Temperaturen über 20°C regelmäßig Schnappatmung und heute wünschte ich mir, dass wir endlich mal wieder in die Richtung 30°C gehen würden. Mit solchem Wetter konne ich nicht mehr arbeiten.
Ich konnte mit dem Wetter wirklich nicht arbeiten. Also, ernsthaft. Auf der Geraden ging es noch, aber jedesmal, wenn ich mich mit dem Kopf in den Windschatten bewegte, beschlug die Brille im Helm. Aaaaaaaaaah. Kanndochnichtsein!!! Wie soll man denn so fahren?!? Jede Kurve war verkorkst. Aber gut, wir müssen uns ja eh an Oschersleben gewöhnen. Nein,das hier ist nicht Assen. Nein, nein, Oschersleben...O - S - C - H - E - R - S - L - E - B - E - N. Ich fahre den Turn mehr schlecht als recht zuende.
Ich habe noch nicht alles abgestellt, da kommt ein kleiner Unbekannter auf uns zu. Er sieht freundlich aus. Aber irgendwie lächelt er so amüsiert. Das muss der Lutze sein. Nur, wieso guckt der so? Eigentlich muss er es nicht erklären, ich weiß schon. Er hat zugesehen. Ich erkläre, dass es an der Brille lag und hoffe, inständig, dass es überhaupt besser werden würde, wenn ich wieder was sehen kann.
Lutze erzählt, wie lange es schon her ist, dass er mal schnell gefahren ist, dass er nur ganz vielleicht nochmal fahren würde, weil die Kondition "und alles" fehlt, aber als er von seinen letzten "Krampfzeiten" erzählt, wegen derer er ja nicht unbedingt im Kreis fahren müsse (ja, so bei 1:40 oder so), müssen der Henning und ich irgendwie lachen. Es ist immer alles relativ.
Am Ende lässt Lutze zwei Sätze Beläge da und nimmt etwas Geld mit auf die Reise. Seine Raketenbeläge soll er mal lieber selbst fahren. Vielleicht kommt er ja nochmal mit seinem Bauchladen vorbei, zwecks Verkauf, falls es da im nächsten Jahr noch Veranstaltungen in Oschersleben geben sollte.
Ich hoffe, dass er sich nicht irgendwo versteckt, um Turn 3 auch noch zu begutachten (mir peinlich) und suche mir die andere Brille mit den schmaleren Gläsern. Da geht mehr Luft durch, vielleicht hilft es was. Währenddessen höre ich wieder Geschichten über Anti-Fog auf den Gläsern. Hab ich nie ausprobiert. Werde ich wohl auch nicht. Vielleicht doch. Mal sehen.
Wunderbar. Ich sehe was. Also gut, Linie finden, nein, hier ist nicht Assen.