Ich habe, nachdem ich letztes Jahr entschieden habe, überwiegend nur noch auf der Rennstrecke Motorrad zu fahren, mit zarten 53 Jahren bei Hafeneger die Rookie-Schule "absolviert". Motivation waren zunehmende Kontrolldichte auf meine Hausstrecken und daher unschöne Kontakte zur Rennleitung und daraus resultiereden Konsequenzen sowie schwere Motorradunfälle im Freundeskreis. Aufhören wollte ich aber auch nicht. Besonderen Ehrgeiz bzgl. Ergebnisse oder Rundenzeiten habe ich nicht, mir geht es um Spaß. Dazu gehört für mich aber auch eine gewisse "Präzision". Naja, da ich daneben eben ein Typ bin, der Dinge gerne richtig macht, eben mit Rookie-Schule. Hat meinem Ego zugegebenermaßen etwas Überwindung gekostet, da ich ja so ein Landstraßen-King bin/war
War letztlich sehr lehrreich, mit einigen "Überraschungen" (eben insbesondere, was den Unterschied zum Motorrad fahren auf der Landstraße zu Rennstrecke betrifft) und soagr sehr spaßig. Wer das nicht kennt: Die Rookie-Schule wird ausschließlich in OSL durchgeführt, dort sind abeseits der Strecke auf dem Gelände ausreichend viele und große asphaltierte Plätze, wo man verschiedene "Stationen" mit seinem Instruktor durchläuft. Geht um richtiges Bremsen, lenken, Körperhaltung, Schräglage etc.. Kein verkapptes ADAC-Sicherheitstraining, sondern Vorbereitung auf das sichere Befahren einer Rennstrecke. Darüber hinaus wurde natürlich auch das richtige Verhalten auf der Strecke eingebläut. Nachmittags sind dann 3 instruktorengeführte Turns angesetzt, mit Videoanalyse, Besprechung Brems-/Einlenkpunkte, Orientierung auf der Strecke generell, Linie und OP mit TrackSheet nachvollzogen etc.
Ich hatte damals den 2. Tag dazu gebucht und bin natürlich in die langsamste Gruppe D/gelb eingestuft worden. Bei Hafeneger gilt immer Transponderpflicht, nach dem ersten Vormittag wird ggfs. neu eingruppiert. Und beim 1. Turn ohne Instruktor wurde mir erstmal bewusst, wie extrem wichtig dieses Rookietraining für mich war. Die breite Strecke usw., da fällt ohne "Hilfsmittel" die Orientierung und die Einschätzung sehr schwer. Da die Rookieschule aber keine verpflichtende Voraussetzung für eine Teilnahme ist, werden in gelb auch alle eingestuft, die sich selber in der Selbsteinschätzung als Anfänger bezeichnen und keine Referenzzeit vorweisen können. Und für mich war -wenn man den Begriff verwenden will - das die "Todesgruppe". Und abei geht es nicht um Speed, denn langsam war (und bin) ich auch

Es geht schlicht um Orientierung und das Verhalten auf der Rennstrecke. Ich hatte bei meinen Runden (ich habe versucht, den Raserimpuls zu unterdrücken und das Erlernte weiter zu vertiefen, auch unter Inkaufnahme nur langsamer Verbesserung der Rundenzeiten) so viel unberechenbares Verhalten (Linie, Bremspunkte mitten auf der Geraden, um dann zur Kurve wieder hinbeschleunigen zu müssen, quasi das volle Programm) gesehen, dass ich dem Ansatz der hier schon mal geäußert wurde, wie beim Golf eine "Platzreife" einzuführen, durchaus Symphatie entgegen bringe.
Die "Saison" 2019 habe ich ebenfalls bei Hafeneger Ostern 4 Tage in Brünn gestartet. Es gab die Möglichkeit, die Vormittags-Turns für einen (aus meiner Sicht) Spottpreis von 40€ oder so unter Gruppen-Instruktion zu fahren, ähnlich wie die nachmittags-Turns in der Rookie-Schule (separater Turn, nicht in einer "normalen Gruppe eingegliedert). Zu Saisonbeginn und vor allem auf einer unbekannten Strecke für mich ein Muß. Danach hatte man zumindest schon mal einen (gefahrlosen) Eindruck von der Linie und durch die Visualisierung durch Track Sheets und Wiederholung auf der Strecke auch die Oríentierungs- und Einlenkpunkte "auf dem Schirm".
In der hier gemeinten zweitlangsamsten Gruppe C/blau finde ich es eigentlich sogar etwas besser als in D/gelb in Bezug auf die Berechenbarkeit. Ich stimme aber auch zu, dass der "Ehrgeiz" oder das Verlangen nach besserer Rundenzeit ausgeprägter ist als in D und daher, weil wir immer noch von "fortgeschrittenen Anfängern" und ehrlich gesagt auch von "langsamen Vögeln" reden können, steigt die Anzahl brenzliger Situationen. Es liegt aber mMn in der Natur der Sache, wenn man etwas erlernen will und sich steigern/verbessern möchte, steigt auch die Fehlerquote. Als wir alle von der Kinderschnabeltasse auf das Trinken aus dem Glas umgestiegen sind, war das auch beschwerlich und fehlerbehaftet - bei dem einen mehr, dem anderen weniger

Und ich scheue mich nicht, zuzugeben, dass ich auch ständig Fehler einbaue. Und schlimmstenfalls (bisher Gott sei Dank noch nicht vorgekommen) kann so etwas natürlich auch zu einem Sturz und in der Folge auch zu einer "Beeinträchtigung" von Mitfahrern führen. Umgekehrt kann ich durch Fehler anderer ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Das muss ich einfach auf der Rennstrecke in einem gewissen Maße akzeptieren. Es schadet aber sicher nicht, dass man sich mental darauf vorbereitet, auch mal überholt zu werden und dass dabei auch eine ungewollte "Nähe" entsteht, vielleicht eben auch aufgrund einer Fehleinschätzung des Überholenden. Ich bin eben eine Lusche, umgeben von Luschen.
In den schnelleren Gruppen ist dann vielleicht das fahrerische Level höher und die Skills nähern sich an, dafür ist nach meiner Beobachtung der Ehrgeiz größer und die Fehlertoleranz gegenüber anderen geringer. Außerdem will man hier tlw. mit der Brechstange seine Rundenzeit "retten". Ist aber wie gesagt nur ein subjektiver Eindruck und sicher pauschalisiert.
Nach meiner (unwissenschaftlichen) Beobachtung kommt es aber nicht zu gravierenden Häufungen von Vorkommnissen, die eine Unterbrechung nach sich ziehen, in den unterschiedlichen Gruppen.
Und rücksichtslose Idioten finden sich auch gruppenübergreifend, möchte ich meinen. Da finde ich es abstrus, dass hier weniger bis nicht sanktioniert wird, aber wehe, dein Auspuff ist ein bisschen zu laut
Zum Schluß: Ich habe für mich, wenn ich in einer unschönen "Rotte" auf der Strecke lande, das durchfahren der Boxengasse für mich entdeckt.
Viel Spaß und bleibt bitte alle sitzen!!
LG
Andi
Erst hatten wir kein Glück, und dann kam noch Pech dazu. (J. Wegmann)