Hier noch kleiner Bericht zum letzten Rennen:
2. Lauf DMC 6 Stundenrennen Nürburgring am 04.07.2010
“Alter schützt vor Geschwindigkeit nicht!“ oder
“Die Auferstehung des Alteisens!“
So oder so ungefähr lässt sich am besten unser sehr ereignisreiches(zumindest abseits der Strecke) Raceevent am 04.07.2010 auf dem Nürburgring beschreiben.
Für den 2. Lauf der DMC 6 Stundenrennen gab es für die Teams von Moto Mittrach Racing 1 und 2 personelle Änderungen. So waren Lutz und Abbo an diesem Wochenende nicht dabei.
Demnach mussten diese Teams mit je zwei Fahrern an den Start gehen.
Bei Team Wilder Strauss blieb alles beim alten, Alex und Max stellten sich der Herausforderung unverändert zu zweit. Soweit zur Ausgangssituation.
Da ich am Abend zuvor noch auf einer Hochzeit war, ist es mir nicht möglich über das vorabendliche Grillen zu berichten. Es ist aber davon auszugehen, dass sich das Team mit reichlich Steaks, Würstchen und dem notwendigen Übel namens Salat gut gehen ließ.
Meine Anreise erfolgte mitten in der Nacht, so dass ich gegen 3.30 Uhr im Fahrerlager angekommen die Augen im Auto schließen konnte. Dankenswerterweise nahm Ralf meine Bella mit zum Ring und Cafe kümmerte sich für mich um Abnahme und Anmeldung. Dies senkte den Stressfaktor ungemein.
Da es in den frühen Morgenstunden begann zu regnen, zeigte sich die Eifel von ihrer bekannten Seite. Der Regen brachte nämlich nicht die erhoffte Abkühlung, ganz im Gegenteil, dichter und äußerst warmer Nebel umhüllte das Feld der Ehre. Mit einer Sichtweite von ca. zehn Motorradlängen musste das erste Zeittraining ausfallen.
Im weiteren Verlauf des Morgens wurde die Sicht zunehmend besser und mit dem zweiten Zeittraining konnte das erste Kräftemessen bei nassen Bedingungen beginnen. Als ausgewiesene Regenschwuchtel überließ ich es Cafe uns bei der Vergabe um die Startplätze zu vertreten. Schnell waren die Regenschuhe bei Cafe`s Alteisen aufgezogen und Cafe machte sich auf zur Mission “Regenwunder“. Was dann folgte, lässt sich bis heute nur ganz schwer beschreiben.
Da auch bei diesem Rennen das Teilnehmerfeld sehr groß war, rechneten wir uns eine Position im gesicherten Mittelfeld aus. Aufgrund der Bereifung meiner Bella konnte ich die Qualifikation ziemlich entspannt am Zeitenmonitor verfolgen. Entsprechend unserer Erwartungen suchte ich Cafe auf Seite 2 des Zeitenmonitors. Doch da war er nicht zu finden. „Ok, was soll`s, Startposition bei nem Langstreckenrennen ist sowieso nicht so wichtig“ murmelte ich vor mich hin, während ich Cafe im letzten Drittel des Starterfeldes suchte. „Mist, da ist er ja auch nicht! Der wird doch nicht gestürzt sein?“, kaum fertig gedacht, überquerte Cafe die Start/Ziel Linie. Auch wenn ich es für völlig abwegig hielt, suchte ich Cafe auf Seite 1 von unten nach oben. Beschreiben kann ich es nicht, aber ich muss geschaut haben wie ein Buschmensch beim ersten Schneefall, als ich unsere Namen nach Ablauf der Hälfte der Qualifikation im Ranking auf Position 9 wiederfand. Auch heftiges Reiben der Augen half nix. Da stand es, dargestellt von wunderschönen gelben Pixel auf schwarzem Hintergrund: Pos 9 Hans/ Hauß!!! Ungefähr zwei Minuten vor Ende der Qualifikation wurden wir dann auf Platz 13 durchgereicht. Platz 13? Noch immer ein sensationelles Ergebnis.
Acht Sekunden bevor die Qualifikation durch leidenschaftliches Flaggenschwenken beendet wurde, schaffte es Cafe noch einmal auf eine gewertete Runde herzubrennen. Jetzt folgten spannende 2:30 Min. Ungeduldig, schlimmer wie kleine Kinder die auf`s Christkind warten, standen wir an der Boxengasse und erwarteten die letzte gewertete Runde von Cafe.
Dumpf und laut bollernd knallt Cafe mit seinem Alteisen aus der Coca-Cola, beschleunigt die Gänge aus und überquert so ziemlich als Letzter die S/Z Linie. Bääääääääm!
Hans/ Hauß Position 7! Aus, aus, aus, die Qualifikation ist aus! Cafe ist Siebter!
Die Sensation war perfekt. Cafe schaffte das Unmögliche. Mit sehr viel Leidenschaft, Erfahrung und abnehmenden Verkehr auf der Strecke parkte er seine Ducati 996 auf Platz 7.
Wow, Cafe, das war wirklich spitze. Und das in Deinem Alter!
Ralf fuhr für Team 1 Startplatz 11 raus und Team Wilder Strauß beendete die Quali auf Platz 45.
In der Box angekommen, galt es keine Zeit zu verlieren. Cafe´s Duc wurde zügig für den Start vorbereit.
Als dann der Feuerball rauskam trocknete der Asphalt wie auf Knopfdruck rechtzeitig zum Start des Rennens ab. Beim Einnehmen der Startposition muss wohl (auch wenn es Cafe´s Verdienst war) mein Gang so aufrecht wie selten gewesen sein. Und irgendwie, die Luft da vorne unter den Top Ten ist ganz anders. Was für eine herrliche Perspektive!
So, genug geschwärmt! Jetzt zur Trendwende des Tages: So gut wie die Qualifikation verlief, so bescheiden verlief der Start und der Rest des Rennens. Warum auch immer, fast 50 Plätze gingen beim Start verloren.
Im folgenden fuhr Cafe konstant seinen Turn zu Ende bis er den Transponder an mich übergab. Mit neuen Reifen war ich in den ersten Runden zu verhaltener Fahrweise verpflichtet, aber so recht fühlte ich mich nicht wohl auf der Bella. Zu sehr setzte mir trotz ungezügeltem Konsum von Wasser und isotonischen Getränken im Vorfeld die Hitze zu. Wie Flasche leer drehte ich meine Runden und kämpfte am körperlichen Limit von Position zu Position, dachte ich zumindest. Nach 30 Minuten Fahrzeit wurde mir signalisert doch freundlicherweise die Box aufzusuchen. Ahnungslos folgte ich natürlich der Forderung meines Teams. In der Boxengasse angekommen, wurde der Transponder mit den Worten „Die letzten 30 Minuten waren für die Katz, der Transponder hat nicht funktioniert!“ ausgetauscht und ich wieder auf die Strecke geschickt. Völlig ausgelutscht machte ich mich wieder auf den Weg den Rückstand erneut aufzuholen. Nach weiteren 15 Minuten steuerte ich erneut die Box an, aber nicht wegen leuchtender Spritlampe im Cockpit sondern wegen absoluter Kraftlosigkeit und Übelkeit. Ein Weiterfahren konnte ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mir und den anderen Fahrern gegenüber verantworten. Unglaublich wie schnell man einen Doppel D-Ring Helmverschluss öffnen kann. Rekordverdächtig steuerte ich, in der Box angekommen, die Toiletten auf. Dann kam der große Hammer! Es war einfach nur noch zum Kotzen. Totalausfall nach Turn 1. Cafe zog zwar anständig wie er ist noch seine Runden aber an ein ernsthaftes Weiterfahren war aufgrund der 2er Besetzung nicht mehr zu denken.
Auch wenn man noch so sehr will, aber es gibt Momente im Leben da muss man seine Grenzen anerkennen. Im weiteren Verlauf des Mittags ging es mir zwar zunehmend besser, aber da war der Drops schon längst gelutscht. Um für mich an diesem Tag den Frieden mit diesem Rennen zu schließen, raffte ich mich noch mal auf und nahm den Asphalt der Rennstrecke erneut unter die Räder. Und siehe da, die Zeiten purzelten und es stellte sich wieder so etwas wie Spaß ein. Nach einem heftigen Rutscher bei 250 (zufälliger Blick aufs Dashboard) in der Hatzenbach wollte ich dann mein Glück auch nicht weiter herausfordern. Nach einem Nickerchen auf den Klappstühlen in der Box wurde das Abschneiden der anderen zwei Teams von der Boxenmauer aus verfolgt. Irgendwie ein Scheißgefühl.
Nach 6 Stunden war es soweit. Der zweite Lauf fand ein sehr spannendes Ende, lediglich 7 Sekunden trennte das Siegerteam nach 160 absolvierten Runden vom Zweitplatzierten. Respekt! Meine Anerkennung gilt aber auch all denen die diese Hitzeschlacht gemeistert haben.
Abgesehen von Team 2 fällt die interne Teambilanz auch sehr positiv aus.
Für Ralf und Hagen hat sich die Anschaffung größerer Tanks bereits im in diesem Rennen ausgezahlt. Entgegen zum ersten Lauf am 13.06.10 waren die beiden nicht gezwungen unmittelbar vor Rennende einen Boxenstopp einzulegen. Mit 30 Sekunden Vorsprung auf den Platz 7 konnte Team 1 das Rennen als Sechster abschließen. Auch für Alex und Max war Platz 43 in der Gesamtwertung durchaus positiv und konnten damit die ersten Punkte in dieser Saison einfahren.
Absoluter Höhepunkt des Tages im negativen Sinne stellte der Hubschrauberflug nach Koblenz unseres kleinsten Teammitgliedes Carl dar. Inzwischen geht es ihm soweit gut, zeigt jedem stolz sein großes Pflaster auf der Brust und stellt schon wieder reichlich an. Gott sei Dank!
Mit dieser letzten Probe der Nervenkostüme aller Beteiligten fand dann ein sehr ereignisreicher Tag sein Ende.
Auch wenn dieser Tag aus persönlicher Sicht eher suboptimal verlief, ist die Freude aufs nächste Rennen am 01.08.2010 unverändert sehr groß. Mit etwas zeitlichem Abstand betrachtet, war auch diese Art der Erfahrung in meiner noch jungen Motorsportkarriere sehr wertvoll.
Wir sehen uns am Ring...
Grüße
PfalzRacer aka Dr. House