Nachdem ich die Rechnung von etwa 900€ für drei Nächte, etwas Nachmittagskuchen und ein famoses Abendessen bezahlt hatte (und froh war, dass es nicht noch teurer geworden war, denn Lea schlief "im Bett der Eltern", was bedeutete, dass wir an Tag 1 eine Matratze aus dem Anhänger und etwas Bezugswäsche ins Zimmer trugen), fuhren wir durchschnittlich gut gelaunt los. 3 Personen hoben den Durchschnitt. Wir passierten abermals Burg Hasistein (Grüße von Hasi, der fuhr im Auto mit) und bewunderten die dichte Bewaldung. Hier in Osteuropa war teils noch richtig Natur. Meine ex-Chefin aus der Slowakei hatte damals, als ich noch im Wald joggen durfte, nicht ohne Grund gewarnt, ich möge gut auf die Bären aufpassen. Wir passierten Einkaufsläden und bewunderten das Gewusel, was uns allerdings nicht dazu animierte, mitzumachen. Und dann bewunderten wir Die Burg. wir waren schon da. Das Wetter war prima, und ich hoffte, wir bekämen die Chance, noch etwas von den GMM zu bewundern. Auch, wenn das Reinmogeln bedeutete. Ich versprach, fleißig "Oh" und "Ah" zu sagen und am Ende auch zu klatschen.
Die Schranke war zu. Ich rollte etwas vor. Die Schranke blieb zu. Henning, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, schlug vor, sich doch mit dem Stichwort GMM durchzumogeln. Ich bestand darauf, dass er das besser selber machen möge. Mir liegt das Lügen nicht so. Am Ende ging die Schranke hoch. Und ich hörte, dass man mit Bezug auf die lieben Kleinen Durchfahrtsmöglichkeiten bekam. Ob das so stimmte, ich hatte Zweifel.
Im Fahrerlager war trotz Pause noch etwas voll im Gange. Irgendwelche Privatmenschen fuhren in irgendwelchen Autos um die Strecke. Weil ich nicht im Weg stehen wollte, wurde das Gerät kurzerhand vor dem roten Wellnesstempel geparkt. Sich durchfragen, wer wegfahren wollte und wer blieb, wollte unser Henning nicht. Das war zu viel Arbeit, Stress und überhaupt zu viel verlangt von jemandem, der ein so furchtbares Schicksal erfahren hatte wie er.
Mit dem festen Entschluss, in Most fürchterlich viel schneller und maximal 1:49 zu fahren, studierte ich nach der Pause Fahrkönnen. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass es teils auch mal etwas langsamer aussah. Weniger froh war ich, dass der Hubschrauber anrücken musste. Aber das war ja dann doch nicht so schlimm, wie ich Tags darauf erfuhr.
Die Wagenburg mit allen Münzis, Hunden und -Besitzern sowie Kopfschmuckfrisurträgern konnte ohne Probleme aufgebaut werden. Und weil es nicht so warm werden sollte wie letztes Jahr, tat auch nicht so viel Schattenschnickschnack an der Markise Not. Lea und Jan wollen unbedingt mit zur Anmeldung, ohne Frage auch, um die Versorgungslage zu prüfen. Negativ. Keine Maschine für gefärbtes Halbgefrorenes. Au, Backe. Wenn das keine Rebellion gibt.
Unser Henning kaufte noch etwas ein - leider in einem entfernten Lidl, was ein wenig dauerte, und die Kindschaft ein wenig ungnädig stimmte. Aber nur ein wenig, konnte die Zeit doch genutzt werden, um sich weiter mit Ronja anzufreunden. Einer gut erzogenen Hundedame, die auch dafür sorgen würde, dass niemand Blödsinn an unserer Wagenburg vorhatte. Eigentlich war alles in Ordnung, wie es schien. Alle hatten an diesem Abend etwas zum Essen, und der Henning hatte selbstverständlich literweise Bier eingekauft.
Und ich? Ich hatte fest vor, in Most endlich schneller zu fahren. Was in Mugello funktioniert hatte, musste doch auch in Most klappen. Fing doch auch beides mit "M" an.
Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee
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über die es sich lohnt zu sprechen!
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- campari Offline
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Öfter mal die Hände waschen!!!
- campari Offline
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Hinter den Münzis hatte sich der Helíkopter-Ersatzpapa ein Zelt aufgebaut. Letztes Jahr war er noch hergekommen, um 12 Turns ausfallen zu lassen. Dieses Mal hatte er 18 Turns gar nicht erst gebucht. "Das wird wohl meine Zukunft sein, schließlich ist das hier die letzte Saison," dachte ich so bei mir, aber fand sein Leben jetzt auch nicht soo schlecht. Rumsitzen, betrinken, ab und zu mal nützlich machen, aber vor allem unterhalten, das waren alles mögliche Verben für seine Aufträge. Ich war froh, dass er so viel Zeit mitgebracht hatte, denn Jan und Lea würden mal wieder verdammt viel Spaß haben, obwohl Abraham sein Zebra vermutlich schon lange selbst organisiert hatte, weil es im Januar schon gebraucht wurde.
Heute Abend war es keine polnische gesellige Runde, die mit Geräuschen auffiel, sondern ganz beknackte Hafenegerveranstaltungsübrigbebliebene, die am EIngang der letzten Kurve wohnen blieben - offensichlich nur um zu feiern und ihre Motoren zu quälen. Missfallen ausdrückende Zwischenrufe aus der Nachbarschaft wurden ignoriert, und zuletzt heizte noch jemand im Fahrerlager hin und her. Das ging so lange, bis selbst der sonst sehr geduldige und verständnisvolle Irokesenmann die Schnauze vollhatte und hinstapfte. "Niederländer", ließ er verlauten, als er wiederkam, "die wollten noch was testen". Dass der Begrenzer funktionierte, hatten wir alle mitbekommen. Aber eventuell wollte man auch sehen, ob man so wirklich einen Motor kaputtmachte. Es war bald Ruhe, und ich konnte mich weiter auf meine Mission konzentrieren. 1:49, 1:49, 1:49. Ich hätte mir ein Buch davon geschrieben und unter das Kopfkissen gelegt, wenn das wirklich so funktionieren würde.
Einigermaßen zufriedene Kinder, die sehr erfreut über die Wagenburg und die eigene gesellige Nachbarschaft waren, schliefen gnädig ein. Mir machte diese eine Frage Probleme: Was, wenn ich hier überhaupt nicht mehr schneller werden konnte? Es war doch irgendwann der Peak erreicht? Ich konnte doch nicht Jahr für Jahr Sekunden wegschaufeln als wäre das Nichts. Was würde ich da machen? 180 Turns ausfallen lassen? Sollte ich mein Inkompetenzlevel in diesem Jahr erreichen, wäre das nur noch ein weitere Grund, einfach damit aufzuhören.
Heute Abend war es keine polnische gesellige Runde, die mit Geräuschen auffiel, sondern ganz beknackte Hafenegerveranstaltungsübrigbebliebene, die am EIngang der letzten Kurve wohnen blieben - offensichlich nur um zu feiern und ihre Motoren zu quälen. Missfallen ausdrückende Zwischenrufe aus der Nachbarschaft wurden ignoriert, und zuletzt heizte noch jemand im Fahrerlager hin und her. Das ging so lange, bis selbst der sonst sehr geduldige und verständnisvolle Irokesenmann die Schnauze vollhatte und hinstapfte. "Niederländer", ließ er verlauten, als er wiederkam, "die wollten noch was testen". Dass der Begrenzer funktionierte, hatten wir alle mitbekommen. Aber eventuell wollte man auch sehen, ob man so wirklich einen Motor kaputtmachte. Es war bald Ruhe, und ich konnte mich weiter auf meine Mission konzentrieren. 1:49, 1:49, 1:49. Ich hätte mir ein Buch davon geschrieben und unter das Kopfkissen gelegt, wenn das wirklich so funktionieren würde.
Einigermaßen zufriedene Kinder, die sehr erfreut über die Wagenburg und die eigene gesellige Nachbarschaft waren, schliefen gnädig ein. Mir machte diese eine Frage Probleme: Was, wenn ich hier überhaupt nicht mehr schneller werden konnte? Es war doch irgendwann der Peak erreicht? Ich konnte doch nicht Jahr für Jahr Sekunden wegschaufeln als wäre das Nichts. Was würde ich da machen? 180 Turns ausfallen lassen? Sollte ich mein Inkompetenzlevel in diesem Jahr erreichen, wäre das nur noch ein weitere Grund, einfach damit aufzuhören.

Öfter mal die Hände waschen!!!
- campari Offline
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Oh, wie schön, die Sonne scheint. Ach, das ist ja nett, eine Fahrerbesprechung!
Und vorher noch schnell die Reifenwärmer anstellen und so. Alles in Ordnung. Also dann, die erste Runde Most zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Whoaah, warum ist das hier so eng? Und wieso kommt da eine Kurve nach der anderen?!? Zwischen Kopfkratzen und dem Versuch, flüssige Runden zu fahren, machte ich immer wieder große Augen. Und dazu noch hatte ich das Gefühl, dass der Gasgriff schon wieder lose war und sich um den Stummel drehte.
Hallo, Frau Rennfahrerin! Klappt wohl doch nicht so mit der Performanz. Ah, nicht so schlimm, ich habe ja drei Tage. Erstmal einrollen. Aber das mit dem Gasgriff - merkwürdig.
Während mein vorderer Capit-Super-Duper-Reifenwärmer defekt im Anhänger ein trauriges Dasein fristet - es wurde glücklicherweise rechtzeitig bemerkt, wärmte mir des Hennings Italo-Produkt den Vorderreifen. Ich prüfte immer wieder, ob das auch so blieb. Alles Gut. Aber dieser Griff, das war merkwürdig. Besser nochmal drehen. Ich drehte. Etwas machte klack, und ich konnte den Griff weiter drehen als ich sollte. Nur drehte sich nicht das ganze Ding auf dem Stummel, sondern nur die Hülse - einfach weiter als normal. Und irgendwie ohne Widerstand.
Alles klar, Turn 2 fällt aus. Wo war bloß dieser Mann, wenn man ihn brauchte. Als Unser Henning eintraf, lud ich ihn herzlich dazu ein, auch mal am Griff zu drehen. "Was soll das denn schon wieder?", entfuhr ihm. Ich schaute fragend. "Der Gaszug ist schon wieder gerissen! So eine Scheiße!" Ja, in der Tat, zumal jetzt ja eigentlich meine Veranstaltung vorbei war. Und dann kam die heilige Inquisition. Ob ich denn nicht aufhören würde, daran zu drehen. Hä? "Das dreht man bis auf ist und dann bleibt das auf und zwar bis zum Bremsen", erklärte ich. "Ja, aber doch nicht kaputtziehen, das Ding. Nicht weiter als bis zum Anschlag!!!" Doppel-Hä. "Ich drehe, bis zum Ende und dann bleibt das so", antworte ich noch einmal. "Ja, aber da ist doch ein Anschlag!" Ich finde mich einem Mann gegenüber, der mich ansieht als wäre ich doof und motorisch beeinträchtigt zugleich. "Da ist kein Anschlag", unterstreiche ich, "man kann es drehen, aber da schlägt nichts an. Und sicher muss man da auch Zug drauf haben, sonst ist es ja nicht Vollgas", versuche ich weiter Mr Ride-by-Wire verständlich zu machen. Ich werde weiterhin zusammengefaltet als wäre mein Hobby Gaszüge zerreißen, nur damit sie jemand anders wieder einbauen darf. Völlig verzweifelt drehe ich mich um und gehe weg.
Warum man so viel Energie darauf verwenden will, ziellose Diskussionen zu führen, war mir schleierhaft. Ich hatte die Veranstaltung schon längst abgeschrieben. Aber nicht der Herr Mechaniker. Er könne ja, wenn es einen Fahrradladen gäbe oder eine Werkstatt oder so. Gut. Ich sehe zu, wie das kaputte Teil ausgebaut wird. Eine relativ dünne Metallader ist völlig auseinandergefusselt. OK, so ein Ding brauche ich also. Ich leihe mir Leas Fahrrad aus und fahre durch das Fahrerlager. Was, wie kann den sowas reißen? Nein, so etwas hat niemand. Herr Schnaase auch nicht, der erklärt mir nur, dass er dafür ein zweites Motorrad dabeihat. Argh! Kann doch nicht sein.
In einer Box werde ich fündig, aber es ist leider der Zug für die falsche Richtung. Als ich Henning vor der Nase damit herumwedele fällt ihm auf, dass der Metallkern viel stabiler, also dicker ist, also aus mehr Adern besteht. Ah-ha. So, so, das Original ist also viel stabiler. Interessant.
Das war schon Nummer zwei dieser Kurzhub-Euro-racing-Züge, die ich zerrissen hatte. Etwa alle zwei Jahre einen. Vielleicht war es an der Zeit, das Fabrikat zu wechseln. Unser Henning, der ja nichts zu tun hatte, wollte etwas basteln. Aber wenn das fertig wäre, dann müsse ich vorsichtig daran drehen. Sonst ginge es auch wieder kaputt. Ich fahre mit Leas Fahrrad in die Autoschrauberei an der Strecke. Nein, so etwas haben sie auch nicht.
Henning fährt los zur Shoppingtour. Der Vusi hatte noch Reparaturteile, aber es fehlte noch etwas.
Ich darf Turns ausfallen lassen und lasse mich vom Helikopterersatzpapa coachen, damit ich das auch gut hinbekomme. Anspruchsvoll, so etwas.
Shoppingtour erfolgreich. Sogleich macht sich der Henning an die Arbeit und hat nach Stunden des Fluchens und Frickelns etwas fertig. Wir haben noch zwei Turns an diesem Tag. Beim letzten Mal Gaszugreparatur hatte ich mich geweigert, damit zu fahren. Zu groß war die Sorge, dass es doch nicht ordentlich war und ich ein Sicherheitsrisiko in der Hand hatte. Dieses Mal wollte ich es probieren.
Ich fuhr also auf die Strecke und durch die Schikane, wollte Gas anlegen, und nichts passierte. Doch kaputt? Gefährlich?!? Ich bog bei der nächsten Möglichkeit rechts ab und fuhr über den Rettungsweg zurück. Das war mir lieber.
Kaum nahm ich den Helm ab, wurde ich misstrauisch befragt. "Das fühlte sich falsch an und funktioniert nicht so wie es soll," sagte ich. "Ich möchte damit so nicht fahren." Herr Chefmechaniker konnte mit so einem Feedback nicht arbeiten und wurde garstig. Das sei schon alles in Ordnung, kein Problem, er habe es ja geprüft. "Es funktioniert aber nicht, wie es soll. Dann fahr DU doch damit", lud ich ihn ein. Und glücklicherweise tat er das dann auch und stellte fest: zu viel Spiel im Zug.
OK. Tag 1 war gelaufen.
Vor lauter Ersatzteilshopping war leider das Einkaufen von Essen total zu kurz gekommen. Wir einigten uns, heute ins El Toro zu fahren und dann noch schnell beim Billa reinzuhüpfen und auch das Auto vollzutanken. Und während wir uns an zwei Jack Daniels-Doppelstockburgern vergnügten, kapitulierte die Kindschaft an ihrem reichhaltigen Essen. Schon wieder mussten wir Tellerschiebereien in Angriff nehmen, um das Essen ausreichend zu verzehren.
Auf unseren Kram passte solange die Wagenburg auf. Man konnte ja nicht wissen. Es waren Geschichten im Umlauf. Auch, wenn es schade war, ich bestand darauf, dass wir nicht alle zusammen aus dem Paddock verschwanden, um im Restaurant zu essen und hatte sämtliche Planungen in diese Richtung abgelehnt.
Völlig vollgefressen und mit moderaten Aussichten auf Bestzeiten zog ich mir die Decke bis an die Nase. Es war einfach zu viel passiert. So konnte doch niemand mehr schnell fahren. Wenn man nicht einmal mehr rechts drehen darf.
Und vorher noch schnell die Reifenwärmer anstellen und so. Alles in Ordnung. Also dann, die erste Runde Most zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Whoaah, warum ist das hier so eng? Und wieso kommt da eine Kurve nach der anderen?!? Zwischen Kopfkratzen und dem Versuch, flüssige Runden zu fahren, machte ich immer wieder große Augen. Und dazu noch hatte ich das Gefühl, dass der Gasgriff schon wieder lose war und sich um den Stummel drehte.
Hallo, Frau Rennfahrerin! Klappt wohl doch nicht so mit der Performanz. Ah, nicht so schlimm, ich habe ja drei Tage. Erstmal einrollen. Aber das mit dem Gasgriff - merkwürdig.
Während mein vorderer Capit-Super-Duper-Reifenwärmer defekt im Anhänger ein trauriges Dasein fristet - es wurde glücklicherweise rechtzeitig bemerkt, wärmte mir des Hennings Italo-Produkt den Vorderreifen. Ich prüfte immer wieder, ob das auch so blieb. Alles Gut. Aber dieser Griff, das war merkwürdig. Besser nochmal drehen. Ich drehte. Etwas machte klack, und ich konnte den Griff weiter drehen als ich sollte. Nur drehte sich nicht das ganze Ding auf dem Stummel, sondern nur die Hülse - einfach weiter als normal. Und irgendwie ohne Widerstand.
Alles klar, Turn 2 fällt aus. Wo war bloß dieser Mann, wenn man ihn brauchte. Als Unser Henning eintraf, lud ich ihn herzlich dazu ein, auch mal am Griff zu drehen. "Was soll das denn schon wieder?", entfuhr ihm. Ich schaute fragend. "Der Gaszug ist schon wieder gerissen! So eine Scheiße!" Ja, in der Tat, zumal jetzt ja eigentlich meine Veranstaltung vorbei war. Und dann kam die heilige Inquisition. Ob ich denn nicht aufhören würde, daran zu drehen. Hä? "Das dreht man bis auf ist und dann bleibt das auf und zwar bis zum Bremsen", erklärte ich. "Ja, aber doch nicht kaputtziehen, das Ding. Nicht weiter als bis zum Anschlag!!!" Doppel-Hä. "Ich drehe, bis zum Ende und dann bleibt das so", antworte ich noch einmal. "Ja, aber da ist doch ein Anschlag!" Ich finde mich einem Mann gegenüber, der mich ansieht als wäre ich doof und motorisch beeinträchtigt zugleich. "Da ist kein Anschlag", unterstreiche ich, "man kann es drehen, aber da schlägt nichts an. Und sicher muss man da auch Zug drauf haben, sonst ist es ja nicht Vollgas", versuche ich weiter Mr Ride-by-Wire verständlich zu machen. Ich werde weiterhin zusammengefaltet als wäre mein Hobby Gaszüge zerreißen, nur damit sie jemand anders wieder einbauen darf. Völlig verzweifelt drehe ich mich um und gehe weg.
Warum man so viel Energie darauf verwenden will, ziellose Diskussionen zu führen, war mir schleierhaft. Ich hatte die Veranstaltung schon längst abgeschrieben. Aber nicht der Herr Mechaniker. Er könne ja, wenn es einen Fahrradladen gäbe oder eine Werkstatt oder so. Gut. Ich sehe zu, wie das kaputte Teil ausgebaut wird. Eine relativ dünne Metallader ist völlig auseinandergefusselt. OK, so ein Ding brauche ich also. Ich leihe mir Leas Fahrrad aus und fahre durch das Fahrerlager. Was, wie kann den sowas reißen? Nein, so etwas hat niemand. Herr Schnaase auch nicht, der erklärt mir nur, dass er dafür ein zweites Motorrad dabeihat. Argh! Kann doch nicht sein.
In einer Box werde ich fündig, aber es ist leider der Zug für die falsche Richtung. Als ich Henning vor der Nase damit herumwedele fällt ihm auf, dass der Metallkern viel stabiler, also dicker ist, also aus mehr Adern besteht. Ah-ha. So, so, das Original ist also viel stabiler. Interessant.
Das war schon Nummer zwei dieser Kurzhub-Euro-racing-Züge, die ich zerrissen hatte. Etwa alle zwei Jahre einen. Vielleicht war es an der Zeit, das Fabrikat zu wechseln. Unser Henning, der ja nichts zu tun hatte, wollte etwas basteln. Aber wenn das fertig wäre, dann müsse ich vorsichtig daran drehen. Sonst ginge es auch wieder kaputt. Ich fahre mit Leas Fahrrad in die Autoschrauberei an der Strecke. Nein, so etwas haben sie auch nicht.

Henning fährt los zur Shoppingtour. Der Vusi hatte noch Reparaturteile, aber es fehlte noch etwas.
Ich darf Turns ausfallen lassen und lasse mich vom Helikopterersatzpapa coachen, damit ich das auch gut hinbekomme. Anspruchsvoll, so etwas.
Shoppingtour erfolgreich. Sogleich macht sich der Henning an die Arbeit und hat nach Stunden des Fluchens und Frickelns etwas fertig. Wir haben noch zwei Turns an diesem Tag. Beim letzten Mal Gaszugreparatur hatte ich mich geweigert, damit zu fahren. Zu groß war die Sorge, dass es doch nicht ordentlich war und ich ein Sicherheitsrisiko in der Hand hatte. Dieses Mal wollte ich es probieren.
Ich fuhr also auf die Strecke und durch die Schikane, wollte Gas anlegen, und nichts passierte. Doch kaputt? Gefährlich?!? Ich bog bei der nächsten Möglichkeit rechts ab und fuhr über den Rettungsweg zurück. Das war mir lieber.
Kaum nahm ich den Helm ab, wurde ich misstrauisch befragt. "Das fühlte sich falsch an und funktioniert nicht so wie es soll," sagte ich. "Ich möchte damit so nicht fahren." Herr Chefmechaniker konnte mit so einem Feedback nicht arbeiten und wurde garstig. Das sei schon alles in Ordnung, kein Problem, er habe es ja geprüft. "Es funktioniert aber nicht, wie es soll. Dann fahr DU doch damit", lud ich ihn ein. Und glücklicherweise tat er das dann auch und stellte fest: zu viel Spiel im Zug.
OK. Tag 1 war gelaufen.
Vor lauter Ersatzteilshopping war leider das Einkaufen von Essen total zu kurz gekommen. Wir einigten uns, heute ins El Toro zu fahren und dann noch schnell beim Billa reinzuhüpfen und auch das Auto vollzutanken. Und während wir uns an zwei Jack Daniels-Doppelstockburgern vergnügten, kapitulierte die Kindschaft an ihrem reichhaltigen Essen. Schon wieder mussten wir Tellerschiebereien in Angriff nehmen, um das Essen ausreichend zu verzehren.
Auf unseren Kram passte solange die Wagenburg auf. Man konnte ja nicht wissen. Es waren Geschichten im Umlauf. Auch, wenn es schade war, ich bestand darauf, dass wir nicht alle zusammen aus dem Paddock verschwanden, um im Restaurant zu essen und hatte sämtliche Planungen in diese Richtung abgelehnt.
Völlig vollgefressen und mit moderaten Aussichten auf Bestzeiten zog ich mir die Decke bis an die Nase. Es war einfach zu viel passiert. So konnte doch niemand mehr schnell fahren. Wenn man nicht einmal mehr rechts drehen darf.

Öfter mal die Hände waschen!!!