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Lédenon September ’06 oder ‚Fine again’

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Lédenon September ’06 oder ‚Fine again’

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Beitrag von Mäddie »

Ich glaube, es geschah an einer Tankstelle, als ich mich erstmals seit Monaten wieder in aufzündgemässer Stimmung befand. Ich hatte mich nach meinem in vielerlei Hinsicht bösen Frühling/Sommer für Lédenon beim Bosee-Team eingeschrieben und wollte endlich wieder mal nach Benzin stinken und das wichtigste aller Gelenke auf Funktionsfähigkeit testen.
Eine Woche vor dem Event dann der Tankstellen-Vorfall: Ich tankte meinen coolen Golf aus dem 1. Weltkrieg voll und ertappte mich dabei, dass ich zum Zapfen nur den Zeige- und den Mittelfinger meiner Bremshand einsetzte. Ein Lächeln huschte über meine Lippen…
In dieser Woche hatte ich dann lustigerweise festgestellt, dass meine Heinzelmännchen die Sturzschäden an Granate nicht behoben hatten. Das sollte mir die restliche Woche noch ungemein versüssen! Besonders cool war natürlich, dass meine lediglich vier Monate alte Batterie ihr Leben schon ausgehaucht zu haben schien und mal überhaupt keine Lust hatte, die Kurbelwelle in Schwingung zu bringen. Batterien können richtige Ziegen sein… Ivo rettete mich schliesslich und konnte für den Folgetag noch eine auftreiben.
Am Samstag beluden wir dann Ivos Fiat Scudo nach althergebrachter Sardinen-Methode. Ich staunte wie jedes Mal, dass es uns möglich gewesen war, die Physik gnadenlos auszutricksen und den Rauminhalt eines Autos zu verdoppeln ohne Beulen in die Karrosserie zu schlagen. Das war der helle Wahnsinn!
Ivo hatte mir noch mitgeteilt, dass wir uns keine Sorgen machen müssten, dass uns an der Piste was geklaut werden könnte. Er würde seine mir bekannte Alarmanlage Missy - Modell ‚American Staffordshire’ - mitnehmen. 30 kg pure Muskelmasse mit Tyrannosaurus Rex-Gebiss, Lieblingsfrühstück Einbrecher… 8) Ist wirklich wahr!

Die Anreise war irgendwie unspektakulär bis auf den bekannten Aufstieg unmittelbar vor der Piste. Der Scudo wollte sich als waschechter Italiener jedoch keine Blösse geben und aktivierte im entscheidenden Moment den internen Turbo-Boost… Wuhui, was für ein flockiges Auto!
An der Piste erstmal Boden küssen und dann den ganzen Krempel aus Polen und Japan aufstellen. Missy hatte da ihre Fähigkeiten erstmalig unter Beweis gestellt und einen kleinen Nachbarhund dermassen erschreckt, dass wir es vorzogen, unseren Standort zu verschieben.
Ich vergnügte mich dann noch anschliessend mit dem Einbau der neuen Batterie und wir beschlossen später, dass es für den nächtlichen Rundgang um die Piste dann doch etwas spät war. Also warfen wir uns bald auf unsere coolen Matratzen und machten das Licht aus.

Tag 1:

Als Granate beim Warmlaufenlassen französische Luft ein- und ausatmete, vermisste ich meine Akra-Stereoanlage doch ein wenig. Aber die hatte ich ja am ADR gründlich eingedonnert und durfte wieder mit meiner Werksanlage fahren, hehe. Nunja, mit diesem Originalteil liess sich aber ja noch nicht einmal ein Reh in die Flucht schlagen! Also vereinbarte ich mit mir selber, meine Taktik abzuändern und mich nicht schreiend wie ein Indianer ins Getümmel zu werfen, sondern mich gepardenmässig auf leisen Sohlen an meine Beute anzuschleichen und dann im Flüstermodus zuzuschlagen. Sozusagen als Segelflieger an einer F-14 vorbei…
Egal, aufsitzen und erstmal bisschen Sightseeing für Touris betreiben. Ich fuhr Ivo hinterher, da ich von ihm weiss, dass er innerhalb kürzester Zeit vernünftige Linien findet. 1. Runde:

:shock: :shock: Witzig, seeeeeeeehr witzig hier…!!!

Es war offensichtlich, dass es hier wohl keinen einzigen langweiligen Millimeter geben würde! Das Layout musste allem Anschein nach wohl ein Herr mit Hörnern gezeichnet haben… Nach der ersten Kuppe, bei der es anschliessend senkrecht nach unten geht, sah ich nur Ivos Kopf schütteln. Er hatte ja so Recht! Davon abgesehen wollte ich in der Links vor der Start/Ziel-Gerade den Granate-Spezial-Geländegang einlegen, da ich sicher war, diesen Matterhorn-Anstieg ansonsten kaum erklimmen zu können. Nicht zu fassen, dass früher hier die Jungs und Mädels runtergeballert sind!! Der Start musste damals jeweils leicht adrenalinfördernd gewesen sein.
Die erste Runde war aber nicht nur diesbezüglich unterhaltsam. Nach der besagten Kuppe hörte ich ein metallisches Kreischen von meinem Hinterrad :roll: Da es nicht gleich verschwand, konnte ich es auch nicht einfach so ignorieren. Na super… Also rollte ich zurück in unsere Behausung und wollte mir die Sache mal anschauen. Das Gefummle mit dem hinteren Ständer gestaltete sich nun noch etwas fummliger, seit es mir diesen Sommer das Gewinde für die Prismenrolle abgerissen hatte :roll: Lustigerweise hatte ich auf Anhieb den richtigen Riecher, was das Geräusch wohl verursacht hatte. Eine vorwitzige Schraube mit Geltungsdrang hatte sich gelöst und schliff an der hinteren Bremsscheibe. Da diese Schraube zum Überleben nicht notwendig war, fand sie sogleich ein neues Zuhause in einer Mülltonne.
Zeit, Granate zu satteln! Ich war gerade dabei, mich in meine Handschuhe zu stürzen, als ich zusehen konnte, wie Granate plötzlich übel wurde und sie sich in Zeitlupe auf die Seite legte… Naja, immerhin hatte ich die erste Runde ohne Sturz überstanden... Ich fand ein paar Komplimente für meinen (Hinterrad-) Ständer, hob Granate auf und hoffte, dass es das letzte Mal für lange Zeit gewesen sei.
So, zweiter Versuch. Ich schlich mich auf den Kurs und behielt dieses Tempo gleich mal bei. Ich hatte ernsthaft das Gefühl, mich hier verfahren zu können! Nach dem ersten Turn war ich boxershortsmässig komplett im Eimer… Ich hatte noch nicht mal in Ansätzen verstanden, wie zur Hölle man hier zurechtkommen sollte.
Naja, das nächste Mal hatte ich jemanden erwischt, dem ich ein bisschen nachfahren konnte und hatte erstmals ganz leicht das Gefühl, dass es doch noch was werden würde mit mir und Lédenon. In diesem Turn zischte dann auch etwas grünes an mir dermassen bewusstseinstrübend vorbei, dass ich meinte, mir das lediglich eingebildet zu haben. Später stellte sich heraus, dass dem doch nicht so war, hehe. Immer diese Verrückten aus der CH-Meisterschaft…
Nach dem zweiten Turn stand ich bei 1:48 und Ivo meinte, dass er hier nur noch unwesentlich schneller werden würde (mit einer 1:43). Er hatte sich scheinbar ein bisschen umgesehen und befand etliche Stellen als etwas heikel im Sturzfall. Bisschen wie ADR… Er schien alles andere als begeistert, ich wollte noch kein Urteil abgeben, da ich eher noch mit mir als mit der Strecke zu kämpfen hatte. Vorsorglich stellte ich aber meinen Lenkungsdämpfer ein paar Klicks Richtung ‚hard as iron’.
Das Übel nahm seinen Lauf und zwar in Form einer RN09 mit Fahrer, die vor unserer Behausung anhielt. Ich wagte kaum hinzusehen, da ich sicher war, dass es mir wieder sämtliche Gehirnwindungen verbiegen würde, wenn dieser junge Mann seinen Helm entfernen würde. Ich wollte noch schreien: „Behalt ja den Helm auf!“ aber es war schon zu spät… Püüüüüüüh, falls es einen Gott tatsächlich gibt, hat er aber manchmal echte schöpferische Erholungsphasen. Der Reiter meinte, er sei der Ypse11 und hätte mein Shört bei der Fahrerbesprechung erblickt, worauf er sich gezwungen sah, vorbeizuschauen. Naja, gesichtsmässig war er bestimmt im Nachteil, aber in Sachen Vernunft machte er doch einiges wett! Wir quasselten noch ein bisschen rum und ich beschloss Ypse11 doch besser mit Thomas anzusprechen. ‚Der Ruin’ war im Übrigen auch noch mit von der Partie! Dazu aber später mehr…

Der Nachmittag ging dann bisschen besser und ich konnte mir von anderen Damen und Herren bestimmte Linienwahlen abschauen. So langsam machte der Kurs Spass, was ich am Morgen noch nicht für möglich gehalten hatte. Eine bestimmte Stelle hatte natürlich ganz grosses Potential auf meiner Top-Corner-Liste die Pole zu ergattern. Vergesst gewöhnlichen Sex mit LAGs! Das braucht kein Mensch mehr nach dem Durchfahren der Kurve, die irgendjemand mal als ‚Carrierrasse’ bezeichnet hatte. Diese Kurve ist die Ejakulat-Essenz schlechthin! Ihr kommt vorher aus einer eher schmalspeedigen und engen Links, beschleunigt raus und bleibt dabei immer schön artig am Gas und in tiefer Schräglage und dann passiert es: „Tha hell, wo ist die verdammte Piste geblieben?!?!“ Kein Asphalt mehr in Sicht… Man kommt sich dabei vor, wie auf einer nicht fertiggestellten Brücke, auf der lediglich 1m vor dem Abgrund ein Schild hingestellt wurde, dass besagt, dass diese Brücke hier vorläufig endet… Und vor diesem Schild hat man dann so knapp Mach1 drauf.
Das Strassenband taucht also ab und man fliegt sozusagen nach unten hinterher – blind! Witzig: Die Passage vor Carrierrasse nennen Französlinge auch ‚la gauche qui tue’ – die Links, die killt! Und so richtig Spass macht la Carrierrasse dann auch, wenn man das Gas schön offen hält und sich dann die Lenkerstummel beim Abtauchen balgen wie zwei wildgewordene Gemsen. Und ich übertreibe überhaupt nicht, wenn ich sage, dass es senkrecht nach unten geht. Dort presst es einem die Luft aus den Lungen und der Magen bleibt oben wie auf einer Achterbahn mit Looping. Jedes Mal hat es mir dabei die Lippen an den Hinterkopf gezogen…

Am Abend stand ich dann bei 1:42 irgendwas, Ivo hatte natürlich die 1:40 schon längstens geknackt und war irgendwo zwischen 38 und 39 :roll: Aber er wollte ja eigentlich gar nicht mehr schneller fahren, hehe.
Mir wurde nun aber auch schlagartig klar, dass das französische Wort Lédenon abgeleitet wurde vom deutschen Wort Leiden. Braucht mir niemand was anderes erzählen zu wollen! Mein Häuschen in Jerez de la Frontera werde ich jedenfalls schleunigst verticken und mich dafür in Bälde in einer der lédenonschen Boxen niederlassen und dort auch sesshaft bleiben.
Nochmal zum Mitschreiben: Lédenon bedeutet zu leiden und es im gleichen Atemzug zu lieben, zu jauchzen und dabei zu fluchen, sich 10 und 110 Jahre alt zu fühlen, zu schwitzen und sich gleichzeitig in die Kombi zu pissen. Das war mir schon am ersten Abend klar!
Nach dem Fahren war ich dermassen angefühlt mit Testosteron und Vasopressin, dass ich ernsthaft überlegte, mir eine von Wolles Jumbo-Packungen Ritalin einzuverleiben. Und um dem Fass vollends den Boden rauszuhauen hatte mein vestibulärer Apparat mittlerweile eine lustige Fehlfunktion entwickelt: Ich fühlte mich nur noch in aufrechter Position, wenn ich mit 45-grädiger Seitenlage umherlief. Dabei war es egal, ob links- oder rechtsrum… Dass der Kurs wirklich keine einzige Sekunde Verschnaufpause zulässt, machte mir auch körperlich zu schaffen. Ich war echt geplättet. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis wir uns freiwillig niederlegten. In meinem Kopf schwirrte mir noch ‚Fine again’ von Seether im Kopf herum, welches ich sogleich zu meiner Lédenon-Hymne erkor.


to be continued…
"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983
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Beitrag von Armitage »

Sehr schön. 8)

Und ich bleib dabei: Ledenon = Scheisspiste.



und jetzt steinigt mich...
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Beitrag von erni »

geiler erster teil, ich wäre jetzt bereit für die fortsetzung............ :lol:
ERNI

VORSICHT IM ANSAUGBEREICH!

rw-racingparts.de
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Beitrag von Phoenix »

Oh Dante ye give as hell. Cometh the next part to let the commons cheer and awe in the gaze of your draconian writings :twisted:
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Beitrag von Souhung »

Salüüü
ganz goil geschrieben.freue mich schon auf Teil.II (4Runde)

Gruss Souhung
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Beitrag von Assistent »

Hehe... geiler Leidensbericht. :D
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Beitrag von triple6 »

Hee Mäddie...

Geile Siäch!

Deine Worte in meinen Ohren - und ich spähe bereits nach Terminen für die diabolischen Windungen in Leideland für die nächsten 12 vollen Monde :twisted:
"...aber Marge, Versuchen ist der erste Schritt zu Versagen!"
~~Homer Simpson, Springfield 1998~~
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Beitrag von 46R2D2 »

Bild :mrgreen: Bild Bild

exquise monsieur! :wink:

Hier scheinen noch einige Talente im Verborgenen zu liegen.
Bei einigen.

sach mal so: goiler Berischt!
Mittendrin,statt nur dabei. :wink:
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein.

Albert Einstein: 1879-1955
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Beitrag von AlexR6 »

he he he mäddie als weidaaaaaaaaaaaa...........:)

man man man ich kann wirklich mitfühlen und erlebe die strecke gerade aufs neue..........:)

ein genuß diese strecke...ein genuß............

und eine absolute dicke EIER trecke............. ist unvergleichbar..............

für mich hatte der kurs 2 sehr harte stellen... eine davon hast du sehr schön beschrieben. :)

gruß

alex
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Re: Lédenon September ’06 oder ‚Fine again’

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Beitrag von ypse11 »

Mäddie hat geschrieben:
... Der Reiter meinte, er sei der Ypse11 und hätte mein Shört bei der Fahrerbesprechung erblickt, worauf er sich gezwungen sah, vorbeizuschauen. Naja, gesichtsmässig war er bestimmt im Nachteil,

to be continued…
der Antizynd haelt uns leider noch immer in Frankreich fest und er hat auch dafuer gesorgt, dass zunaechst die Festplatte meines Notebook mit allen Bildern beim Teufel ist.
Ich werde aber alles geben, damit die Bilder gerettet werden koennen und dieses Forum vor Deiner unbehelmten Fratze in Traenen aubrechen kann :twisted:

Den Film habe ich noch, wie ich Dich vor mir her treibe 8) :twisted:

viele Gruesse
Thomas
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