DerMajo hat geschrieben: ...
So, nun waren wir vor zwei Wochen bei einem unverbindlichen Beratungsgespräch eines Baufinanzierers. Wir haben recht schlecht gerechnet. Da ich vor kurzen Papa geworden bin, haben wir bei meiner Freundin nur das Eltern- und Kindergeld als Grundlage genommen zzgl. meines drastisch unterbezahlten Gehalts. Und selbst in dieser Rechnung war es machbar, dass wir einen Kredit von ca. 395.000 Euro aufnehmen konnten, mit einer Tilgungsrate von 2% und einer Zinsbindung von 15 Jahren zu knapp unter 2%. Da war noch nicht mal ein KfW-Kredit eingerechnet. Und trotzdem kamen wir auf eine monatliche Rate von ca. 1200-1300 Euro und etliche Banken, die uns den Kredit gewähren würden. Man muss aber dazu sagen, dass wir kaum Eigenkapital (ca. 20.000 Euro) und eine Muskelhypothek von ca. 20.000 Euro eingerechnet haben. Ich war echt verblüfft über die Rechnung und hatte mir das Ergebnis sehr viel schlimmer vorgestellt.
Da es der Gemeinde dort auch recht gut geht, geh ich davon aus, dass die Nebenkosten um die 300 Euro liegen. Nun mieten wir ab nächsten Monat für 950 Euro warm eine 88qm Dreiraumwohnung. Die Wohnung in Berlin 84qm Zweiraum wird für den Nachmieter sicherlich über 1000 Euro warm kosten. Aus meiner Sicht lohnt sich da für uns ein Hausbau allemal.
Nach einen neuen Job wird auch gerade gesucht, sodass der finanzielle Teil auch mehr als abgesichert sein sollte. Wir können es auf jeden Fall kaum erwarten aus Berlin raus zu sein und ich für meinen Teil kann es auch kaum abwarten mich direkt mit dem Bau zu beschäftigen.
Mein einziger Wehmutstropfen ist die Laufzeit des Kredits. Ich denke, dass ich kurz vor der 40 stehe bis wir anfangen zu bauen. Dann hätte man etwas mehr als 25 Jahre Zeit das Haus zu bezahlen bevor die Rente kommt. Ob das so passt ist die Frage.
Da du ja so dezidiert die Rahmenbedingungen darstellst, erlaube ich mir einige Anmerkungen/Hinweise.
1. Vor der Gesamtlaufzeit würde ich mir mehr Gedanken über die Restschuld nach der Zinsbindung in 15 Jahren machen. Welche Rate "droht" dann, wenn der Zinssatz dann z. B. bei 5% (zzgl. Tilgung) liegen sollte? Ist die Belastung dann auch noch tragbar? Ich persönlich halte jede Finanzierung für latent gefährdet, wenn die aktuelle Einkommenssituation (die man dafür aber auch nicht künstlich schlecht rechnen muss) keine Gesamtannuität (Zins + Tilgung) von 7 - 7,5% ermöglicht.
2. KfW subventioniert nur den Zins, die Programme haben aber idR kürzere Laufzeiten, dadurch ist der Tilgungsanteil größer und die monatliche Anfangsbelastung steigt. Müsst ihr dann entscheiden, ob ihr die Finanzierung über den Zins (dann eher mit KfW) oder die Anfangsrate für euch optimieren wollt.
3. Was meinst du mit 300€ Nebenkosten? Grundsteuer? Abwasser? Also GrundbesItzabgaben? Wenn man sich nicht in die Tasche lügen will, die Bewirtschaftungskosten nicht unter 3€/qm Wohnfläche rechnen.
4. Baukindergeld eingeplant? Zwingend in die Rückzahlung einbringen, wenn so wenig EK vorhanden ist. Welche Möglichkeiten bietet das finanzierende Institut?
5. Wohnriester geprüft? Muss man sich sehr gut informieren, ist sicher nicht für jeden was. Aber wenn, spart das einige zehntausend Euro bei den Gesamtkosten der Finanzierung, also zumindest mit beschäftigen. Leider sind aber viele Finanzierer zu faul oder haben keine Ahnung. Erfordert also ggf. Eigeninitiative. Und nix erzählen lassen. Wohnriester ist
nicht nur über Bausparverträge möglich!
6. Finanzierungspartner (wenn mehrere gleichwertige zur Verfügung stehen) auswählen, die einen oder mehrere Tilgungssatzwechsel während der Zinsbindung zulässt. Wenn die Frau dann normal verdient und dein lnagfristiges Einkommen ggf. nach Jobwechsel feststeht, besser Rate (und damit Tilgungsanteil) erhöhen, statt auf Sondertilgung zu setzen. Die werden meist ohnehin durch andere "wichtige" Anschaffungen vernascht. An die höhere Rate gewöhnt man sich (wenn man nicht übertreibt) und das hat den höchsten Effekt zur Verkürzung der Laufzeit (nach der Tilgungssatz-/Ratenerhöhung neuen Tilgungsplan anfordern, dann sehr ihr direkt den Effekt). Kann ein guter Berater ausrechnen, was ihr verändern müsst, um in 25 Jahren "fertig" zu sein (ausgenommen Zinsänderungsrisiko nach 15 Jahren).
Alles Gute!
LG
Andi
Erst hatten wir kein Glück, und dann kam noch Pech dazu. (J. Wegmann)