Die Vorbereitungen waren wie immer locker, mein einziger Mitarbeiter, mein Vater, hatte einen schlimmen Rücken, Kawa verbot mir das Zünden (Felgenrückruf) und im Brüllschwein (SP1) war immer noch ein mächtig defektes Lenkkopflager.
Nun fragt sich der geneigte Leser sicher, was will er mit dem Brüllschwein?
Da mir letztes Jahr die GSXR wegen einem Elektronik-Problem den Dienst versagte und auch Chris erhebliche Probleme mit seinem Moppet bekam, liegt es wohl an der besonders hoch dosierten kosmischen Strahlung am Pan, das die Männermoppets durch Kinkerlitzchen den Dienst versagen und sich deshalb psychische Fracks über Gebühr mit Spirituosen betäuben. Also noch ein Alteisen als Ersatz in den Bus.
Montag um 16.30 mit meiner Freundin Keks und dem gelben Blitz nach Ungarn gezündet. Um halb Eins die neuen Boxen und Bauten am Pann bewundert, den ganzen Kram um den Bus geräumt und Augen zu. Um 7 Uhr kam auch der Traktor mit dem Kehranhänger und fuhr immer wieder die gleiche Stelle in der Nähe meines Busses ab, bis ich den Widerstand aufgab und die Nacht für beendet erklärte. Zufrieden fuhr er von dannen.
Schnell Michas Fahrerbesprechung angehört, ich wollte wissen, ob die sich die Bedeutung gelber Flaggen geändert hat.
Angemeldet, aufgezündet. Ich war sofort wieder in der alten Pan-Routine.
Ich nutzte das freie Fahren vor dem Zeittraining ordentlich aus.
Kurz vor elf dann eine Ermahnung von Thomas Thieme, ich würde die Strecke zu sehr belegen, ich hätte in Runde dreißig meine schnellste Zeit gefahren
) Die Kawa ging gut, war sehr stabil auf den zwei Wheelie-Stellen, lag sehr ruhig in den schnellen Ecken. Ich hatte ein leichtes Rubbeln beim Bremsen Ende Start-Ziel. Nach ca. 50m bremsen ging’s los. Ich tippte auf die Gold Fren Bremsbeläge und tauschte sie gegen Originale aus. Die waren in der Wirkung eh viel besser.
Leider verstärkte sich das Problem, ich zog das Lenkkopflager nach, was aber auch nix brachte.
Da es sich um eine extrem komprimierte Veranstaltung handelte, gab es am späten Vormittag dieses sonnigen und heißen Dienstag auch schon die Zeittrainings. Heiß = 1. Die alte Metzeler/Pirelli-Weisheit sollte sich bewahrheiten. Den 190er aus den Oschersleben-Rennen hinten rein, raus, und die Kawa lag perfekt. Grip ohne Ende, Spaß bis an die Ohrläppchen. Erste Runde 2.04.7, mein Gott, meine Gixxer-Bestzeit pulverisiert. Der kleine Freens war zufrieden und fuhr beseelt seine Runden.
Vinzenz, der das erste Mal am Pan war, überholte mich im Laufe des Zeittrainings und ich fuhr hinterher. Die mangelnde Streckenkenntnis machte er durch extrem hackende Fahrweise wieder wett, unglaublich so quer und wackelnd fahren sie nicht mal in der IDM. Allerdings fuhr er eine 2.04.8!!!!
Das „Hubraumquanzen“-Rennen wurde von Doppelstarter Herbst gewonnen, gefolgt von Lenzer.
Sandor Bitter aus der Endurance WM stand mit einer 2.02 bei den Herren auf Pole und Stephan Herbst (ZX10R) auf Platz zwei, gefolgt von Freens Jaeckel, dann Vinzenz Müller auf seiner Bike-Promotion Superbike R1.
Der Vorstart war ok, wir stehen wieder, das Mädel nimmt sein Flagge, zeigt auf die Ampel, ich mache den Gang rein… es klackt nicht… , uahhh, ich habe den Schalthebel dann weiterhin nach oben gedrückt, in der Hoffnung der erste bleibt drin.
Das tat er auch, aber ein Gixxer fuhr rechts an mir vorbei, scherte vor mir ein und haute in die Bremse. Da half nur ein Stoppie und die Erkenntnis reifte, dass die Kawa Original-Beläge doch die besten sind! In der ersten rechts hatte ich zwei Mann vor mir, die da meiner Meinung nach nix zu suchen hatten, in der langsamen der beiden folgenden Linkskurven war alles wieder im Lot.
In der nächsten rechts hat es Vinz dann übertrieben. Das Motorrad kam zu quer, er flog ab, und rollte quer zur Fahrbahn über die Strecke, wurde von Bitter erfasst und ich kam grad so innen vorbei. Es gab einen Abbruch und als dann der Rettungshubschrauber kommen musste, war die gute Stimmung weg.
Gute Besserung, Vinz!
Das Herrensprintrennen wurde dann auf Mittwoch verlegt, und ich nutzte die verbleibenden Minuten, um das Brüllschwein zu testen.
Und dann fing die Scheiße an! Ich fühlte mich wie Chris letztes Jahr!
Mittwoch Morgen, 9 Uhr. Die Sonne schien, die Luft war voller Viecher und ich ließ die Kawa kurz warmlaufen. Kawa aus, Reifenwärmer runter, Uvex-Mütze auf, Kawa wieder an. „Poff“! Ein kleines Geräusch beim Starten. Merkwürdig.
Warm up auf wenige Runden beschränkt, die Gedanken schon wieder auf das Rattern der Bremsen umgeleitet.
Nach kurzer Siesta zum Vorstart, Kawa aus, nicht zu lange laufen lassen, zuviel Wärme kostet bestimmt 1,5PS. Wieder gestartet, „Poff“, alles raucht. Micha guckt mich fragend an, ich entscheide mich für die Warm up Lap. Langsam…funzt…kurz vor der StartZiel-Geraden fällt mein Blick auf meinen rechten Stiefel.
Naß! Fuck! Auf die Kurbs, bloß den Kumpels nicht die Strecke versauen, in die Boxengasse. Micha kommt, sieht das Elend, und sagt ich soll mit dem Brüllschwein hinterherfahren. Von der Idee begeistert, renne ich zum Brüllschwein. Dann erste Zweifel, wo ist der Schlüssel? Alles kalt, verdammt, Transponder vergessen. Ein netter Aufzünder war pfiffiger als ich und brachte mir selbigen. Ich habe ihn einfach in meinen Kombi gesteckt. Keks gab mir den Schlüssel.
Mit Wut im Bauch fuhr ich Motor und Reifen lauwarm, die Post ging ca. anderthalb Minuten vor mir ab.
Brülli taugte, als es warm war, für 2.07er Zeiten und Sieger Stephan grüßte mich beim Überrunden.
Dann fing der Spaß an. In der Mittagssonne haben ein Kawaschrauber und ich die Zehner auseinander gerissen. Die Ventildeckeldichtung war auf zwei Zentimeter rausgedrückt. Dort kam das ganze Öl her. Sehr gelungen sind die tausend Stecker und Kabel an der Einspritzanlage. Auch dass man die beiden äußeren Kerzenstecker nicht ohne Motorhalterungen zu demontieren entfernen kann.
Der Schrauber machte Mittag und hatte noch Pedros Duc zu reparieren.
Ich stand da, mein Kopf wurde weich, ich versuchte das Steckerpuzzel zu lösen. Drei Stunden später schaltete ich die Zündung ein, der Lüfter fing gleich an zu laufen, und eine kleine FI Leuchte blitzte mich verträumt an.
OK, ich war fertig, die Kawa nicht.
Da war er wieder, der blasphemische Gedanke, „ich hör auf“.
Aufzünden braucht kein Mensch.
Sofort knackte die Akrapovic-Anlage des Brüllschweins in der Hitze. Ich spürte wie der Eisenhaufen mich auslachte. „Das von dir, der Bekloppteste unter der Sonne? Nimm mich, presse eine 2.06 und lass die Puszta erbeben!“
Ich war inzwischen voll unter dem Einfluss des Sonnenstiches, Sprit rein, Banane als Ersatz für verschraubtes Essen und los. Pirelli Cup. 30 Minuten bei 30 Grad.
Wegen meiner 2.04 von gestern wurde ich auf die Pole gestellt. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, schließlich fuhr ich die Zeit mit dem Kawa-Schrotthaufen.
Der Start war sehr unrund, ich musste zu hart ankern, und ein paar Quanzen fuhren vorbei. In jeder Kurve schliff irgendwas, den Funkenregen sah man sogar auf Hamis Video. Ich fuhr 2.07/08 Rundenzeiten, es ging um gar nix, aber ich war sauer. Meise auf seiner R6 kam nach ein paar Runden vorbei und ich konnte nicht folgen.
Dann ein Knall, und das Brüllschwein machte seinen Namen alle Ehre. Eine Endtopfhülle hatte sich losvibriert und ich hatte ungedämpften Zweizylinder Sound. Das sollte man erlebt haben. Unglaublich, was unter Vollgas aus dem Krümmer kommt. Ich beschloss auf Zeichen zu warten, sollte der Topf zuviel wackeln, würde man mich sicher warnen.
Die Konzentration war dahin, ich machte kleine Fehler. Ein ungarischer Riesenflugsaurier zerplatzte auf meinem Visier. Ich war körperlich am Ende,
hatte Verfolgungswahn und spürte einen imaginären Biaggi an meinem Hinterrad.
In der letzten Runde fuhr ich durch die Bodenwelle auf das gelbe Haus zu. In der schnellen rechts klappte mein Vorderrad bei über 200km/h ein.
Ich rutschte, und rutschte, unglaublich schnell. Es war heiß und die Kindskopf großen Steine des Kiesbettes klopften mich weich. Ich überschlug mich, das Visier flog weg, war eh schmutzig, und ich kam zur Ruhe.
Das Brüllschwein hatte es dem pannonischen Kiesbett ordentlich besorgt, es sah aus als wenn ein Meteorit eingeschlagen wäre.
Ich war am Ende, ich sah gelbe Häuser mit blauem Dach und ein Streckenposten fragte mich ständig „gehen gut?“.
Er konnte mit meinen „vielleicht“ und „ weiß nicht“ nix anfangen.
Hand und Fuß taten weh, als ich vom Lumpensammler abgeladen wurde.
Sofort wurde ich von allen rührend umsorgt, als hätte ich die Welt gerettet, ich bekam Kühlakkus, Schmerzmittel und Trost.
Ich danke besonders Lenzer, der die SP1 saubermachte. Robbe sowie Familie Ruckriegel für das eiskalte Bier und eine Wanne mit eiskalten Wasser für meinen Fuß.
Ich werde in Zukunft häufiger Stürzen… Quatsch.
Donnerstagmorgens um vier, voll wie eine Armee sizilianischer Zementmischer und damit fast schmerzfrei, betrachtete ich mein Brüllschwein.
Kühlwasser tropfte auf eine Pappe, der Stummel hing hinab, der Tank war zerknüllt. Heck krumm.
Das Brüllschwein lachte. „Zu langsam, Zangengeburt! Mich machst du nicht kaputt!“ Stimmt, Rahmen und Motor waren OK. Meine Kawa hätte ich wohl eintüten können.
Am Donnerstag war ich bei dem Vier-Stundenrennen Boxencrew für Schmidt/Meise und habe jedem meine blaue Hüfte gezeigt, die mich jetzt hier beim Sitzen quält.
Das Angebot von Thomas Thieme, in Brünn eine MZ zu testen, musste ich leider ablehnen.
Nach ein paar schönen Stunden in der Therme in Sarvar fuhren Keks und ich nach Hause.
Danke an alle, die mir geholfen haben!
Freens
PS: Wenn mir jemand bei dem Kawa-Problem helfen kann, bitte melden! Warum drückt es die Ventildeckel-Dichtung raus?
) amusiert....... aber das beste: du warst genauso unkaputtbar wie das brüllschwein......das ist doch das wichtigste..... 
