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Brünn Prospeed 11.-13. Juni

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Brünn Prospeed 11.-13. Juni

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Beitrag von Hajo »

So, da hier ja allgemeines Berichteeinstellen abzugehen scheint, will ich nicht länger schweigen und hab den etwas älteren Bericht vom Junievent auch endlich mal in Richtung Vollendung gebracht. Es wird ein Zweiteiler. Hier also Part I der Mär:

Da ich mein Mopped heile aus Most zurückgebracht hatte, dachte ich mal wieder leichtsinnigerweise, dass außer Putzen nicht viel zu tun war. Es endete mal wieder wie immer und ich schraubte die letzten beiden Nächte vor der Abreise länger als meiner Frau lieb war. Erstaunlicherweise hatte ich schon zwei Wochen vor Abreise den Einbau meiner AHK abgeschlossen (ein geiles Teil!) und es mussten wirklich nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigt werden. Reifenwechsel, also Räder raus, Übersetzung ändern inkl. Ritzel, also Verkleidung, Ausgleichsbehälter und Ritzelabdeckung runter. Standgas wieder auf Normalniveau anpassen, dazu muß der Tank hochgeklappt werden, wozu wiederum das Racingheck weg muß. Bremszangen/-Kolben schön sauber machen, also Beläge raus. Radialpumpe verbauen, also alte Anlage runter, ohne den ganzen Vorderbau mit Bremsflüssigkeit zu fluten... Ich hab dann kurz Pause zum Abendessen gemacht und musste feststellen, dass mal wieder nur ein Gerippe auf meiner bescheidenen Schrauberbühne stand! Egal, nachdem ich festgestellt hatte, dass die Radialpumpe ein anderes Feingewinde hatte als die Orginalpumpe, verfluchte ich den kleinen Italiener, der das Ding herstellte und hängte wieder die orginale Hebelei dran. Irgendwann hatte ich wieder ein komplettes Mopped auf der Bühne, toll! Da es aufgrund der kurzen Zeit zwischen den Events unmöglich war, allzuviel Kleinigkeiten zu verlegen, gestaltetete sich das Beladen des Bullys recht einfach. Nach dem Pack- und Press-System verstaute ich alle wichtigen und unwichtigen Dinge im Bus und ging um kurz nach Mitternacht zufrieden ins Bett. Abfahrt war für den nächsten Morgen um 6 Uhr angesetzt. Mir war dieses Mal Hoppel als persönlicher Schrauber zugeteilt. Hoppel ist der weltbeste Schrauber unter der Sonne, da er auch im normalen Leben beruflich schon an allem geschraubt hat, was sich bewegt. Heini und ich sind immer entsprechend erfreut, wenn er sich bereit erklärt, uns seine Dienste für warmes Essen und einen trockenen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen.

Vor den Rennwochenenden schlafe ich immer wahnsinnig tief und lag um 5 Uhr mal wieder putzmunter unter meiner kleinen Decke. Nach 12maligem hinundherdrehen war es 5:05 Uhr und ich stand endlich auf. Ich reinigte mich von innen und außen nach allen Regeln der Kunst und war um 5:45 Uhr bereit für die Abfahrt. Mein analoges Rundinstrument zeigte mir freudig eine große 6 an! Hoppel sollte nun nach Plan um die Ecke biegen... Es passierte aber nix... 6:15 Uhr immer noch nix. Ich ließ das mobile Telefon von Hoppel einen kleinen Morgenappell machen, aber der Appell verhallte im Morgengrauen... 6:30 Uhr wählte ich den feststehenden Anschluß von Hoppels Homebase. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich ihn da nicht erreiche. Zu meiner Belustigung ging aber kurz vor meinem geplanten Auflegen ein ziemlich aufgeregter Menschling ans Telefon: „Faaahrt loooos, ich hab verpennt, ich schaffe es nicht mehr, das wird alles nix.....“ Ich konnte meinen Gegenüber als Hoppel identifizieren und soweit beruhigen, dass sein Puls wieder unter 100 fiel. Ich versprach ihm, geduldig zu warten und er solle sich in Ruhe anziehen und ausgehfertig machen. Kurz nach 7 Uhr schoss ein MX-5 mit Lichtgeschwindigkeit in unsere verkehrsberuhigte Spielstraße, es spielte aber zum Glück gerade niemand in ihr. So kamen wir mit einer guten Stunde Verzögerung los und ich befahl meinem Bully mitsamt dem angedockten Wohni vollen Schub, um die anderen Teammitglieder einzuholen. Schließlich hatten die das Frühstück und den Kaffee gebunkert! Auf der A14 war es schließlich soweit und wir gegrüßten freudig die anderen Gaskranken. Wir belegten mit nicht weniger als 3 Wohnwagengespannen den kleinen Parkplatz fast komplett und ernteten von anderen Anwesenden merkwürdige Blicke. Heini hatte mal wieder Sommer befohlen und lief im Muskelshirt, kurzer Hose und Schlappen durch die Gegend. Man hätte ihn auch für den Anführer einer Zigeunersippe beim anstehenden Jahresurlaub halten können. Es wusste ja niemand, dass wir mal wieder ca. 1600 km durch die Gegend fahren wollten, nur um ein paar sinnlose Runden im Kreis zu drehen.

Hoppel erzählte, dass er wirklich nix für sein Verschlafen könne, da er alle Wecker gestellt hatte, die er finden konnte (inkl. einem alten Wecker auf einem Porzellanteller, damit die Schepperwirkung erhöht würde). Er war auch erst um 1:30 Uhr ins Bett gekommen und außerdem war sein Anzug nicht rechtzeitig aus der Reinigung gekommen und sein Auto hatte einen Platten und dann war da die Sintflut...Ich dachte kurz an Jake und Elwood und hatte seinerzeit schon den beiden die Geschichte nicht abgenommen! Nachdem Heini satt war, ermunterte er die mitgereisten Frauen, das Essen einzupacken und unser Konvoi setzte sich in gemäßigtem Tempo in südöstliche Richtung in Bewegung. Aufgrund der Tatsache, dass sowohl Heini als auch in dieser Saison andere Transporter fahren als letztes Jahr, fehlten unsere Funkgeräte, die eigentlich seit letztem Jahr zu unserer Ausrüstung gehörten. Hierüber kann man während der Fahrt herrlich saublödes Zeug reden, um sich ein wenig zu belustigen. Naja, nächstes Mal sind die wieder dabei!

Ab Dresden wurden wir von diversen Baustellen unterhalten, die unseren Zeitplan endgültig über den Haufen geworfen haben. Da ich schon kurz nach unserem Frühstücksstopp für kleine Schräglagenkönige musste, stand meine Blase kurz vor der ultimativen Explosion und ich verfluchte jede Bodenwelle. Irgendwann war mir alles scheißegal und ich stellte mich mitten im Stau vor einer der vielen Baustellenampeln an eine unschuldige Leitplanke und ließ es laufen :oops: Herrliches Gefühl! Heini hat das schamloserweise fotografiert, aber das Bild ist zensiert!

In Tschechien ging es in ähnlichem Tempo weiter, da der Tscheche als solcher ziemlich schmerzbefreit auf der Autobahn Baustellen mit einspuriger Fahrbahn einrichtet. Irgendwann fuhr eine Corvette mit unglaublich cool aussehendem Superbagaluten auf dem Standstreifen an uns vorbei. Im Schlepptau ein Alfa mit einer wirklich schmeichelhaft anzuschauenden Frau von zierlicher Figur. Da auf dem Standstreifen mal wieder ein verrecktes Auto Platz genommen hatte, musste Mister –40 Grad und die schmeichelhafte Frau auf unsere Spur. Da ich mein Gespann kupplungschonend rollen lies, drängelte sich der Corvettetreiber problemlos rein. Normalerweise hätte ich ihn jetzt in ca. 13 Sprachen gefragt, ob er noch alle Latten am Zaun hat und ihn mit diversen Hupeinlagen und vulgären Kraftausdrücken auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht, aber ich war mir bei dem Sack nicht so sicher, ob er dann ne abgesägte Schrotflinte oder ähnliches aus den Tiefen seiner Poserkarre holt. Also beließ ich es beim Beobachten der zierlichen Frau. Kurze Zeit später kam eine Tankstelle, an der wir unsere Wasservorräte auffüllen wollten. Hier sahen wir das Corvette/Alfa Gepsann schon wieder und erfreuten uns am sehr schönen Fahrwerk der Frau. Irgendwann kamen wir dann im Lager der Fahrer an und wir mussten feststellen, dass das Hauptlager durch diverse Kollegen völlig zugestellt war. Wir suchten uns daher einen etwas abgelegenen Platz, wo wir unsere immense Wohnwagenburg würdig hochziehen konnten! Nachdem wir sehr konstruktiv diverse Möglichkeiten des Grundrisses durchgesprochen hatten, setzte sich der Zigeunerhäuptling Heini durch und wir brachten nach seinen Plänen die prächtige Homebase zur Vollendung! Ich begrüßte nun die üblichen Verdächtigen im Lager der Fahrer. Man muß sagen, dass ich durch diverse Kontakte mittlerweile einen kompletten Abend damit verbringen könnte, Leute zu begrüßen und ein wenig Smalltalk zu halten. Ich sagte auch bei Rudi kurz Hallo und begutachtete „The Ösi One“. Schönes Ding, aber natürlich nichts gegen meine exorbitant geile Suzi ;-)

Zurück in unserer Festung stellte ich erfreut fest, dass diverse Steaks auf ihren letzten Gang warteten. Wir waren diesmal insgesamt 8 Personen, darunter auch der designierte Teamchef Leo und Teamchef junior, der ungelogener Weise als halbe Portion durchgeht, da er erst knapp 2 Jahre alt ist. Er hatte den besten Job am Wochenende und brauchte sich um nix zu kümmern. Nachdem er ohne Murren im Traumland kleiner Rennfahrer eingetaucht war, widmeten wir uns ganz dem Vernichten von Kartoffelsalat, Steaks und Budweiser und diskutierten die Lage. Heini mochte Brünn noch nie richtig gern. Besonders nach seinem Abflug letztes Jahr in der Rechts nach Start/Ziel fehlte ihm das letzte Quentchen Vertrauen in sein Vorderrad. Egal, dieses Jahr war bis jetzt ohne einen einzigen Ausrutscher fürs Team abgegangen und spätestens nach einigen Budweisern hatte die Rechts ihren Schrecken verloren. Morgen würden alle anderen bitterliche Tränen vergiessen, wenn wir sie niederstrecken, so sah das aus! ;-) Wir beendeten die Selbstbeweihräucherung recht früh und hüpften zufrieden in unsere Kojen.

Am nächsten stellte ich leichten Wind fest, es war aber zumindest trocken. Hoppel und ich hatten beschlossen, die radiale Pumpe zur endgültigen Spaltung der letzten Ungläubigen noch flux zu montieren. Es stellten sich bei der Montage allerdings diverse Probleme ein. Beim ersten Versuch waren die Dichtringe zu dünn, daher süffte die Pumpe unter Druck, dann waren die Gaszüge im Weg, da die Anschlüsse der Bremsleitungen unten angeschraubt sind und dann haben wir keinen vernünftigen Druckpunkt hinbekommen, weil die Fittinge nicht entsprechend gekröpft waren und die Bremsleitungen eine „Wölbung“ machten, in der sich wahrscheinlich Luft sammelte. So hielt ich irgendwann das Mopped im Stand in ca. 40 Grad Schräglage, während Hoppel die Bremse entlüftete. Das muss unglaublich professionell ausgesehen haben... Nach diversen Flüchen und mentalen Tiefpunkten hatte ich auch Hoppel mit meinem Gemeckere über dieses abartige Scheißding soweit entnervt, dass ich mir schon anhören musste, wer denn hier nun der Schrauber sei. Er hatte ja recht. Ich fügte mich meinem Schicksal und ließ ihn seine gewissenhafte Arbeit zu Ende bringen. Kurz nach 12 verkündete Hoppel, dass er mich nun auf die Strecke lassen würde, da er die Bremse für würdig empfand. In ca. 3,9 Sekunden hatte ich mich geschmeidig in meine getreue Schwabenlederhaut eingemümmelt, die allein durch ihr äusseres Erscheinungsbild unglaublich böse wirken musste. Der Bigblock war sofort warm und ich düste geschwind zum Vorstart. Hier erwartete mich die nächste Prüfung in Form eines unglaublich dicken Menschlings, der in einer potthässlichen Müllmannlatzhose vor mir stand. Er hatte eine exorbitant große Brille mitten in seiner Hackfresse, die mit noch dickeren Gläsern bestückt war. Ich fragte mich, ob er mich überhaupt sah oder ob er mich nur hörte... Wie auch immer, er machte eine unmissverständliche Handbewegung, die mich zum Stillstand zwang. Gut, er konnte ja meine Vorgeschichte an diesem Tag nicht wissen, aber er hatte exakt in diesem Augenblick auf Lebzeit bei mir verschissen, selber Schuld, der blöde Sack! Ich belegte ihn unter meinem Helm mit diversen Flüchen, die in diesem Forum unaussprechlich sind. Zum Glück hörte er das nicht, sonst hätte er mich wahrscheinlich erst Sonntag Nachmittag auf die Strecke gelassen. Ich stellte fest, dass er also weder sehen noch hören konnte. Blieb nur noch der Geruchssinn, anhand dessen er die Leute auf die Strecke ließ. Anscheinend hatte seine Nase gerade eine frische Prise geschnüffelt, den plötzlich geschah es und er machte die Ausfahrt frei. Bevor er es sich anders überlegen konnte, zündete ich alle Zylinder gleichzeitig und presste mich an ihm vorbei. Ich war mir eigentlich nach dieser Nr. sicher, dass ich die gesamte Start/Ziel für mich allein hatte, drehte mich aber trotzdem instinktiv um. Es kam eine lustige 5er Gruppe im Formationsflug auf mich zugeschossen, die gerade auf diverse Linien ausschwärmte, um gemeinschaftlich die Rechts anzubremsen. Der Müllmann mochte mich wirklich nicht, aber immerhin hatte ich es trotzdem auf die tschechische Kreisbahn geschafft und genoß die ersten Runden. In den Anbremszonen zuckte mein Kupplungshebel lustig vor sich hin, die AntiHoppingKupplung stellte sich vor. Mein Plan war, damit auf der Bremse alles zu atomisieren, um dann in den Kurven meinen breiten Arsch noch breiter zu machen. Dieses kleine Helferlein und der brutale Schub meiner satten Literschüssel sollten ein paar Sekunden meiner bisherigen Bestzeit aus CBR Zeiten (2:16,9) zu Staub zerfallen lassen. Nach kurzer Zeit winkte Robert jedoch zunächst zur Mittagspause.

Steffi und Tanja hatten ein üppiges Mahl zubereitet und wir genossen das Leben. Leider kam immer heftigerer Wind auf. Ich beobachtete mein Vorzelt, welches genau in Windrichtung stand. Ein Fuß hob sich einmal kurz an. Ich dachte so bei bei mir, ob es wohl doch besser sei, dass Vorzelt abzuspannen. Zum Glück war das aber nicht mehr nötig, denn im nächsten Augenblick hob das Vorzelt leicht wie eine Feder ab und klappte gekonnt samt Gestänge über den Wohnwagen. Das Gestänge schlug mit minimaler Geräuschentwicklung auf der anderen Seite des Wohnis auf ebener Erde auf und mein Mopped stand mitten im Freien. Ich war minimal entäuscht. Nachdem ich diverse Blicke erhalten hatte, dir mir zu deuten schienen „Das hab ich ja gleich gesagt“ schmollte ich und begab mich hinter den Wohni, um den Schaden zu begutachten. Eine Scheibe war kaputt und das Gestänge musste ein wenig nachgerichtet werden, war also noch halbwegs glimpflich abgelaufen. Wir zerlegten das Vorzelt zunächst und warfen die Reste auf einen großen Haufen. Jetzt war keine Zeit, das blöde Ding wieder aufzubauen.

Nachmittags knackte ich die 2:20 und war guter Dinge fürs Qualifying. Es war mal wieder festzustellen, dass dieses Jahr unglaublich viele Glücksritter auf 1000er Geschossen unterwegs waren, während besonders die 750er Klasse gering besetzt war. Das Qualifying für die offene Klasse war daher erstmals nach geraden und ungeraden Startnummern aufgeteilt. Es waren soweit ich das richtig in Erinnerung hab, über 60 Schräglagenjünger, die ihr Glück versuchen wollten. Das Qualifying selbst lief recht gut ab, ich war mit altem Reifenmaterial auf 17er Zeiten unterwegs und drückte auch eine hohe 16er dazwischen. Das sollte für Startplatz 8 reichen, also noch zweite Reihe. Das war völlig ok. Die Top 5 waren sowieso nicht meine Klasse, da die allesamt 12er Zeiten fahren konnten, den Rest konnte ich nicht abschließend beurteilen, malte mir aber im Idealfall einen 6. Platz fürs Rennen aus. Heini stand in seiner Klasse im wahrsten Sinne „Mitten drin statt nur dabei“ und war glaub ich in der 5 Startreihe gelandet. Er hatte wohl doch zu wenig Feuerwasser getrunken, um den Kurvengeist in der Rechts nach Start/Ziel zu beruhigen. Entsprechend wortkarg war er drauf. Wir sprachen ihm ein wenig Mut zu und hofften, dass er am morgien Samstag an seine alte Form anknüpfen konnte, imerhin war er letzes Jahr 5. geworden. Ich weiß leider nicht mehr genau, wann es geschah, aber Normen schien dem Kurvengeist der Rechts nach der Zielgeraden keinerlei Opfer dargebracht zu haben und so passierte was passieren musste und er hämmerte seine Kilogixx kopfüber ins Kiesbett der Vorderradrutschergedenkkurve. Sein Helm sah einmalig aus. Er schien das gesamte Kiesbett kopfüber durchkämmt zu haben. Ich ärgere mich, dass ich kein Foto von diesem Teil gemacht hab, es war wirklich beeindruckend. Ca. 70 Prozent des Helms waren sandgestrahlt und das nackte Gewebe war zu sehen. Selbst Normens Nase war ein wenig geschwollen. Zum Glück war weiter nix passiert und Normen konnte schon wieder lachen.

Wir liessen den Tag fahrtechnisch früh ausklingen und ich begab mich zunächst in die wunderschön gepflegte Körperpflegebutze am Ende des Fahrerlagers. Hier wählte ich Toilette Nr.2 als meine persönliche Bedürfnisschüssel und testete sie sogleich ausgiebig. Obwohl ich nicht abergläubisch bin, besuchte ich fortan ausschließlich Toilette Nr.2, da ich Nr. 1 für etwas größenwahnsinnig hielt. Wahrscheinlich war die eh für Rossi freigehalten.

Abends machte ich einen weiteren Streifzug durch das Lager der Fahrer und quatschte mit diversen Leuten über das morgendliche Sprintrennen. Natürlich erzählte ich niemanden von meiner AHK, dass sollte ja eine Überraschung werden.
Wieder in der speed4fun-Homebase angekommen, prüfte ich meine Bereifung und beschloß, direkt vorm Rennen eine jungfräuliche Hinterradpelle aufzuwerfen, um würdig aus den Ecken zu feuern. Gerade in Brünn hatte ich immer eine Vielzahl spontaner Rutscher, die ich zur Belustigung der Streckenposten einbaute. Natürlich hört der Spaß irgendwo auf und fürs Rennen wollte ich den Streckenposten eine kurze Unterhaltungspause gönnen. Heini hatte während meiner geheimen Gedanken bezgl der Reifenwahl den Grill zu neuerlichen Höchstseistungen motiviert und der Vorrat an Steaks und Kartoffelsalat musste entsprechend leiden. Wir gönnten uns noch das eine oder andere Kaltgetränk aus Tschechien bevor wir uns recht früh geschmeidig aufs Ohr hauten.

Am nächsten Morgen besuchte ich zunächst Nr2, um dann meine immer weniger werdende Kopfbedeckung etwas zu pflegen. Heini war ungewöhnlich früh dabei, sein Mopped fit zu machen, er wollte einige Extrarunden drehen, um seinen Speed wiederzufinden. Ich raffte mich nach einigen Toasts ebenfalls auf und hüpfte auf mein Brenneisen. Irgendwie war der Druckpunkt der Bremse schon wieder zum Stummel gewandert und Hoppel entlüftete dieses Mistding mal wieder. Ich drehte ein paar Runden zum Warmwerden und bereitete mich auf das zweite Qualifying für das Sprintrennen vor. In diesem passierte aber nix mehr und ich hielt meinen 8. Platz.

Endlich nahte der erste Showdown. Aufgrund meiner nicht vorhandenen Kondition in Most hatte ich tatsächlich etwas Waldlauf betrieben und war zumindest für das Sprintrennen frohen Mutes nicht wegen mangelnder Kondition rumzuschwuchteln. Also führte ich den frisch geschlüpften Hinterradpneu der Marke Pirelli zum Altar von Johannes Schuh und ließ ihn montieren, um ihn würdig dem Asphalt der brünnschen Berg- und Talbahn zu opfern. Die 1000er Klasse war als erstes dran und startete am frühen Nachmittag. Kurz bevor es losgehen sollte, fragte mich Hoppel, ob er meine Bremsbeläge noch mal checken sollte. Diese waren schon seit Pannonien drin und würden Brünn ganz sicher nicht überleben. Das hatte ich Hoppel zum Glück auf der Hinfahrt schon erzählt. Der Check ergab, dass ein Belag quasi nicht mehr existent war! Das war wirklich in letzter Minute und wäre ohne Hoppel ins Auge gegangen. Ich rollte also mit frischen Belägen zum Vorstart. Der hässliche Müllmann war degradiert und die Mannen um Robert ließen uns der Reihe nach auf die Strecke.

Aufgrund der AHK schwante mir nix Gutes beim Vorstart, aber es klappte besser als erwartet. Die Kupplung ist aber definitiv giftiger zu bedienen und will noch vorsichtiger eingekuppelt werden. Nun denn, nach zwei ziemlich flott gefahrenen Runden rollten wir zum Hauptstart und ich überlegte, ob ich irgendwas wichtiges vergessen hatte, mir fiel aber nix ein. Reifen ok, Bremse ok, Tank voll, fit wie ein halber Turnschuh, konnte ja quasi nix schief gehen. Ich stand innen und hoffte, dass man mir nicht die Tür zuschlägt beim Anbremsen. Die Ampel erlosch und ca. 50 Wahnsinnige stürzten sich auf die erste Rechts. Ich konnte meinen Platz halbwegs halten, bekam aber leichte Bedenken, als ich in der rechts ganz innen auf den Wellen war und neben mir nicht weniger als zwei andere zum Parallelflug ansetzten. Ich hatte mir fest vorgenommen, in den ersten Runden eines Rennen nicht mehr auf Abwarten zu fahren, sondern gleich etwas agressiver gegenzuhalten. Entsprechend flogen wir zu dritt aus der Rechts und ich sortierte mich zwischen den beiden am Bergaufstück ein. Nun sollte der erste Pillemann mit meiner exorbitant genialen AHK Bekanntschaft machen. Ich wendete das älteste Herbrennprinzip an und wartete seelenruhig, bis der andere den Anker warf. Boah, dass war aber spät!! Ich bremste trotzdem später als er und sah mich schon im Kies stehen, da mein Gehirn schon 50m früher sämtliche Notsignale und Rundumleuchten aktiviert hatte. Ich steppte die Gänge runter und ließ die Kupplung gnadenlos kommen. Mein Hinterrad quittierte das mit leichtem Schlingern, aber ohne auch nur den Ansatz von Stempeln. Ich musste genau jetzt umlegen und hoffte, dass sich das Hinterrad gefälligst beruhigte. Es tat mir den Gefallen und ich driftete ungewollt lässig in die Kurve. Das war eng! Nun konnte ich endlich die Lage vor mir sondieren. Ralf war natürlich vor mir, wie sollte es anders sein und außerdem noch diverse andere Pillermänner. Eine schwarze K2 hatte sich noch durchgepresst. Er war recht zügig unterwegs und unterhielt mich bei jedem Anbremsen mit Nebelschwaden, die aus seinem Auspuff kamen. Irgendwie schien der Motor seine beste Zeit hinter sich zu haben. Da meine Kombi frisch gefettet war, benötigte ich seine Ölung nicht weiter und versuchte, ihn kurzfristig wegzuschnupfen. Ich brauchte aber knapp zwei Runden dazu, bevor ich ihn Ende Start/Ziel ausbremste. Nun war der nächste Pillemann dran. Es war eine 2004er R1 mit Nummernschild. Was das soll, weiß ich zwar nicht, aber jeder wie er mag. Ich robbte mich hauptsächlich auf der Bremse an ihn ran und schnupfte ihn schließlich irgendwo weg. Es waren nur noch zwei Runden und eine ziemlich große Lücke zu Ralf, der nun direkt vor mir war. Ich schaute nebenbei auf meinen Lappenzeiter. Er signalisierte mir 2.15er Zeiten, das war sehr gut und ich eigentlich zufrieden. Aber man kann es ja mal versuchen und ich legte alles was ging in die nächste Runde. Ergebnis „nur“ wieder eine 2:15er Runde, aber wesentlich näher an Ralf dran. Der drehte sich öfters um und ich nickte ihm freundlich zu. In der letzten Runde ausgangs Omega wollte ich früh aufs Gas, um in der folgenden Rechts vor der Bergauf Schikane möglichstr nah dran zu sein. Leider war ich etwas zu früh auf dem Gas und musste noch mal kurz lupfen, um nicht gänzlich quer aus der Kurve zu kommen. So war der Abstand ca. 20 m auf Ralf. Eingangs der Rechts ignorierte ich daher noch mal sämtliche Bremspunkte und ließ mein Mopped lebensverneinend in die Rechts laufen. Mit mulmigem Gefühl schloß ich auf Ralf auf, ohne das mein Vorderbau Probleme andeutete. Ralf zog nach rechts, um für die Bergauflinks anzusetzen, ich blieb innen und presste mich ganz spitz rein. Ich stand gefühlsmäßig fast und musste brutal spitz umlegen. Ralfs Vorderrad tauchte nun links neben mir auf, aber ich konnte für die Rechts gerade so vorne bleiben und legte ein Quickigebet beim Gott der Beschleunigung ein. Ralf konnte ich hinter mir hören. Er hatte einen ziemlichen Gewichtsvorteil und eine saugut gehende R1. Mein Bigblock hielt aber gut gegen ich bremste die Links vor Start Ziel auf Kampflinie an. Ralf war nicht zu sehen und so schoss ich durch die Rechts auf Start/Ziel und überquerte vor Ralf die Ziellinie. War das geil! Ralf und ich gratulierten uns zu dem schönen Fight und ich war froh, ihn diesmal hinter mir gehalten zu haben. Spätestens, wenn er zu seiner Vorjahresform findet, würde das verdammt schwer werden. Mit Ralf macht mir das Herbrennen besonders Spaß, da wir uns gegenseitig darauf verlassen können, dass der andere keine Harakirimanöver fährt. So soll es sein! Vorne haben es sich die Top 5 mit 12er Zeiten besorgt und Michael Denz hat das Rennen schließlich gewonnen. Ich tauchte als 8. auf der Ergebnisliste auf.
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Beitrag von Freens »

Jetzt schon ein Meisterwerk...
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Beitrag von Nico »

Allerdings - danke für die Gute-Nacht-Lektüre! :D
Einfach endgeil!
Nico

www.Racing4Fun.de

Back to the days, when sex was safe and racing was dangerous.
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Beitrag von Chris »

Geil!!!
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Beitrag von Rudi »

Suuuuper Bericht, Hajo !!!

Nur, dass meine THE ÖSI ONE viiile schöner ist als dein NASENBÄR :wink: :wink:

Rudi
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Beitrag von Stoppie »

super geschrieben, super witzig, super spannend :!: :!: wann kommt Teil 2 :tongue:

- uhps - da habe ich doch glatt meine Frühstückspause überzogen :D
Gruß aus dem Münsterland
Stoppie
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Beitrag von Gixxerhoschi »

applause..........
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Beitrag von Chris »

Los, weiter jetzt!!!
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Beitrag von puch »

konkret genial, schfreu mich wieder mal ein bisschen das cih auch irgendwann mal wieder mit dem hajo blankziehen kann... :P
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Beitrag von Hajo »

Danke für die Blumen.

@chris
Nur keine Panik, muß ja auch irgendwann mal arbeiten. Werde mich bemühen, euch heute am späten Abend mit dem zweiten Teil zu beglücken, aber vorher wird das definitiv nix.
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