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Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Mais, oui, das war Troy Corser, ob ich den denn gesehen hätte. Und amazing, his limits. Monsieur le Coach zeigt auf das Video an der Stelle, wo der gute Troy sich durchgequetscht hat. In der Leitplankenkurve außenrum. Ja, kann man machen. Muss man vielleicht auch, wenn man Troy Corser ist. Der Gute hatte die ganze Zeit nichts besseres zu tun, als jede Gerade mit einem Wheelie zu beglücken und jede Kurve mit einem qiuetschenden Hinterrad. Ich hatte Ohren. Ich war vorbereitet. Er fuhr halt vorbei. Ich zuckte mit den Schultern.

Und dann schauten wir eine Weile Troy Corser. Ich wollte schon immer ein Video von Troy Corser in Aragonien haben. :shit: Naja, so ganz schlimm war das dann auch nicht. Wir waren alte Bekannte. Zumindest in die eine Richtung. Irgendwann hatten wir irgendwo zusammen Geburtstag gefeiert. Also er seinen und ich meinen - und dann haben wir einmal angestoßen. Wo war das noch gleich?!? Hab ich vergessen. Aber es gibt ein Foto davon. Jetzt hatte ich also auch ein Video.

Nächste Runde. Es ist mittlerweile kurz vor vier, die Sonne senkte sich, und ich wollte doch gerne noch ein wenig fahren. Es half nichts. Egal, wie oft ich versuchte, Monsieur le Coach mitzuteilen, dass ich durchaus lange fahren konnte und nichts gegen eine längere Trainingsrunde hatte, er zog immer den Schluss, dass das nicht sinnvoll wäre, denn so nach zwanzig Minuten wäre man ja dann auch zu kaputt, um weiter üben zu können. Ich fügte mich, er war ja der Rennfahrer.

Nach noch etwas Pause fuhren wir wieder los und ich übte weiter. Bremse hier, einlenken da. Und Hindernisse elegant umfahren. Und umfahren werden. Insgesamt hatten wir aber freie Strecke. Einige Teilnehmer hatten nur drei Tage gebucht und waren bereits fleißig am Einräumen. In der langen Links hinter der Corkscrew hatte ich immer noch Probleme, den rechten Zeitpunkt zum Schalten zu finden. Und auch das Schalten ging wieder nicht ganz optimal. Ansonsten lief alles recht ordentlich. Als er dann vorfuhr, zog er ab wie eine Rakete. Zumindest im Gegensatz zu mir. Ich konnte nicht dranbleiben. Er hatte es für mich übertrieben - und mein Schutzmechanismus sprang an. Buuuuh, der ist soooo schnell, das schaffst du nie, halt mal besser Abstand. :bang:

Er merkte bald, das das so nichts wurde. Ja, leider, man kann mich nicht "ziehen". Ich kann immer nur selber fahren, langsam, langsam Sachen üben und umsetzen. (außer jemand muss unbedingt gespalten werden, der Fall lag aber nicht vor)

Als wir das nächste Video ansahen, räumte Monsieur le Coach ein, dass ich doch noch mehr Platz hätte, um was auszutesten. "Plus de confiance!" Versuchte er, mich zu ermutigen. Und mit großen Augen zeigte er auf die letzte Kurve vor der Geraden "honestly, braking at 200 is not bad for me". Ich könnte nur ein wenig mehr schnell fahren im mittleren Drittel. Ja, das mittlere Drittel, das war da, wo ich im Rennen ein wenig mehr schnell gefahren war, mit dem Ergebnis, dass ich mir danach ganz schnell fast in die Hose machen musste. Nein, in der Kurve war nichts mehr zu holen.

Und dann zeigt er mir noch eins zwei andere Sachen. Am Berg kann ich mehr Durchziehen (wer kann das nicht...) "you have the space to try, it is all safe". Ja, sag das mal einer Mutti von drei Kindern, die alle noch nach Hause fahren muss. Hmpf. Er hat ja recht. Jedes Mal, wenn Herr Bantli vorbeiflog, sah man gut, was alles so ging. Aber ich war nicht Herr Bantli.
Und hier - die lange links nach der Corkscrew - "you can see that you are too aggressive on the gas" - gibt es das überhaupt? Mit ner 600er? Noch bevor ich anfange zu grübeln, schaue ich genauer hin. Das Heck wackelt rauf und runter. Wenn es nicht vom dumm Schalten kommt, was kann es dann sein. Er überlegt. Vielleicht ist das Federbein zu hart. Ich hätte ja nun schon einen harten Reifen. Und dann kann das schonmal vorkommen. Und überhaupt, mein Reifen ist nichts mehr für mich bei diesen Temperaturen. Ich seufze. Wie viele von den Dingern hatte ich noch zuhause. Der Hinterreifen. Ich muss was tun. Er empfiehlt, bei Pirelli zu bleiben, aber bitte in Richtung soft zu gehen.

Ich gehe in die Reifenbox und bestelle das neue schwarz, rund, Loch in der Mitte, um zu testen, ob ich damit besser fahren kann. Morgen sollte es genau so warm werden und der SC3 würde kaum den ganzen Tag halten. Unser Henning hatte bereitwillig erklärt, das Ding am Abend noch einzubauen, während ich einkaufen würde.

Als wir uns anziehen, um den letzten Turn so gegen zwanzig nach fünf anzugehen, sage ich nochmal, dass ich gerne länger fahren würde. Scheint nicht angekommen zu sein. Nach nicht einmal zwanzig Minuten biegt Monsieur le Coach ab. In meinem rechten Ohr macht es "bip, bip, bip", bis um sechs die karierte Flagge weht.


Als ich dann die R6 in der Box abstelle, schaut mich Monsieur le Coach erstaunt an. Ich grinse: "J'ai dit que I can do long distance race." Oh, là, là, solch Kondition hatte er mir gar nicht zugetraut. Ja, wie soll er auch. Wir kannten uns ja nur kurz. Er bestätigt nochmal, dass ich gut fahre, aber ich bräuchte wirklich, wirklich plus de confiance, dann würde das schon was. Und ich sollte nochmal jemanden auf das Heck schauen lassen und eventuell noch was weicher einstellen. Und ich hoffe, dass zumindest diesmal unser Henning darauf hören wird.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von Schnuffel1 »

Moin!
Bisher lese ich hier immer nur still und heimlich mit. Jetzt muss ich mal meinen Senf dazu geben. Vieles kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe auch so meine beiden Affen. Mein Mann fährt auch schneller, aber ich scheiß drauf. Kann es sein, dass Du zu viel denkst? Ich hatte dieses Jahr mit meiner R6 meinen persönlichen "Durchbruch" auf der Strecke......ok, zugegeben noch nicht so, wie ich es gerne hätte, aber ich werde besser.......ein wenig.....vielleicht.....Hauptsache ich hatte Spaß und bin heil geblieben! Sollen doch alle schneller sein, ich bin eh keine zwanzig mehr.
LG, Tanja
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Heute Abend bekommen wir Besuch von Pützens, noch schnell die Box leerräumen, den USB-Stick mit den ganzen Videos abholen und dann ab in die geheime Geheimdusche. Moaaah, endlich kann ich heute Abend auch mal muäääh, muäääääääh, muääääääääääääääh aus unserem Etablissement schallen lassen wie die anderen Videoverliebten Analysten. Und das tut auch bitter Not, denn als ich anmerke, dass da hinten am Heck eventuell was zu fest eingestellt wäre, bekomme ich straks eine Absage. Nein, wir haben doch den Federweg und bla und kann nicht sein, bla. Gut, dann muss eben das Video herhalten. Ich hab ja nun Beweise.

Aber erst die geheime Geheimdusche und danach einkaufen. Inklusive Gästetortilla, man kann ja nie wissen, ob noch jemand Hunger hat. Unser Henning schickt sich an, die Schaffbux anzuziehen, um meinem Gerät den teuren Reifen zu verpassen. Selbst auf die Felge nökeln muss er den nicht. Nur ein- und ausbauen. In der Hoffnung, dass das nicht wieder zu Motzanfällen gerät. Der alte (nicht der Henning...) sieht eigentllich noch recht gut aus. Weg muss der nicht. Ich sage dem Reifenmann, dass ich le pneu gerne behalten möchte. Für einrollen. Wer weiß wo. Einen halben Tag geht der immer.

Nach weiterem Insistieren und dem Videobeweis dreht unser Henning irgendwie am Ferderbein was rum und verkündet, dass es nun weicher sein solle. Monsieur le Coach hatte sogar erwähnt, dass eventuell die Feder zu hart sei für mich, wenn denn die Einstellungen theoretisch passten. Aber soweit ins Detail wollte ich gar nicht diskutieren. Nicht heute Abend.

Heute wollte ich mich darüber freuen, dass ich mein Veranstaltungsziel um 3 Sekunden geschlagen hatte. Und ich hatte noch nicht einmal gebremst. (sicher hatte ich gebremst, aber nicht so, dass irgendwas in Stress ausartete, denn da hatte ich schon genug von)

Die Sonne ging unter, der Würstchenfön kämpfte mit Steaks und ich vermisste dunkles Weizenbier. Pützens Senior bestand immer noch darauf, dass den OM654 nichts schlagen könnte, dass mein gefühlt viel zu hoher Verbrauch beim Besten oder nichts ja von der kleinen Maschine mit dem schweren Auto käme und dass man das gar nicht sparsamer hinbekäme (ich hörte nicht auf , zu staunen, fuhr doch mein Super-B immer sparsamer und war nicht viel leichter - aber der war ja von VW) , während unser Henning und Pützens Junior sich darüber austauschten, ob denn nun eine R6 oder eine R1 oder eine RSV4 geiler wären. Wiederholt erinnerte ich vor allem unseren Henning daran, dass man ja auch das Leistungsgewicht erhöhen könne.

Als es noch frostiger wird, beschließen wir, die kleine Runde aufzulösen, um uns ins wärmere Bettchen zu begeben. Interessanterweise hat nicht einmal die Kindschaft etwas dagegen.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von der-bramfelder »

campari hat geschrieben: ...und ich dachte immer, zumindest Männer, die man dafür bezahlt, nehmen Aufmerksamkeit, Kümmern und Unterstützen ernst. :(
Gleich 3 Sachen auf einmal, seit wann sind Männer multitaskingfähig? 8)
# 566 - im Ruhestand
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

der-bramfelder hat geschrieben:
campari hat geschrieben: ...und ich dachte immer, zumindest Männer, die man dafür bezahlt, nehmen Aufmerksamkeit, Kümmern und Unterstützen ernst. :(
Gleich 3 Sachen auf einmal, seit wann sind Männer multitaskingfähig? 8)

Ich weiß nicht. Meiner ist leider auch nur multiaskingfähig.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von Henning #17 »

campari hat geschrieben: Und dann schauten wir eine Weile Troy Corser... Wir waren alte Bekannte. Zumindest in die eine Richtung. Irgendwann hatten wir irgendwo zusammen Geburtstag gefeiert. Also er seinen und ich meinen - und dann haben wir einmal angestoßen. Wo war das noch gleich?!? Hab ich vergessen. Aber es gibt ein Foto davon.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von luxgixxer »

Wie sagte Troy Corser mal in Brünn bei der Fahrerbesprechung::?

Don't race me, you will crash!

:mrgreen: :mrgreen:
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Henning #17 hat geschrieben:...

Cartagena 2017
Ach ja, der geheime Geheimgeburtstag auch noch zusammen mit damaliger Freundin von The Kielb.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von wizzard »

campari hat geschrieben:
Henning #17 hat geschrieben:...

Cartagena 2017
Ach ja, der geheime Geheimgeburtstag auch noch zusammen mit damaliger Freundin von The Kielb.

Lamby, Kielb und ggf noch Harley.... illustre Gesellschaft... aus der V4 Bande ...
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Es ist der letzte Tag in Aragonien. Und mir ist nicht einmal klar, ob dies der letzte Tag in Aragonien fürimmerimmer sein wird. Das Wetter wird herrlich, der Sommer geht weiter. Ich habe einen neuen Reifen hinten, da ist was weicher eingestellt, ab geht die wilde Fahrt.

Ab geht es aber erst, nachdem wir gemütlich gefrühstückt haben. Es wird ein äußerst gemütliches Frühstück, ich werde erst weit nach zehn dran sein. Böse bin ich nicht, denn so langsam und sehr sicher wünscht mein Körper eine Belastungspause und unterstreicht das mit dem einen oder anderen üblen Muskelkater. Ich habe genug Zeit, die Reifenwärmer aufzuziehen. Hui, ist das ein schöner neuer Reifen. Der mieft noch richtig nach Reifenmief. Ich kann mich gerade noch davon abhalten, mit dem Fingernagel reinzupieken. Dann gehe ich nach vorne, um meinen Problemreifenwärmer aufzuziehen. Eigentlich ist es nicht der Wärmer vom Problemreifen, allerdings sieht der im Gegensatz zu gestern Nachmittag gar nicht mehr so gut aus heute. Es dämmert mir, dass es eher begrenzt schlau gewesen ist, mehrere hundert Euro für einen richtig geilen Hinterreifen auszugeben ohne den vorderen auch zu erneuern. Aber gut. Wir waren sparsam, und bis jetzt zeigte der Reifen sich nicht bockig.

Es dauerte nicht einmal drei Runden und ich war ob meiner Dummheit fassungslos. :banging:

(im Hintergrund aktualisierte sich die Liste von Don'ts um "hinteren Reifen neu machen, aber vorderen nicht")

Jetzt, wo hinten alles perfekt auf die Strecke passte, merkte ich so langsam doch, dass am vorderen Ende was nicht mehr ganz optimal lief. Aber jetzt noch einen neuen Vorderreifen? Lieber wollte ich doppelt und dreimal so gut üben, damit wir, die R6 und ich, das nachlassende Vorderrad kompensieren konnten. Die Strecke war so gut wie leer, viele waren schon abgereist. Es stehen 14er, 13er und 12er Zeiten auf meinem Zettel. Zum Mittag, als es richtig schön warm ist, fahre ich meine schnellste Zeit, eine 2:12,125. Fast schon keine 2:12 mehr, aber nur fast.

Hinten war wirklich alles gut. Und vorne auch. Wenn auch mit etwas mehr Krafteinsatz verbunden. Aber in der Mitte, da gab es wieder ein Problem: Das Schalten. In der langen Links nach der Corkscrew muss ich in Schräglage schalten, was überhaupt nicht mehr funktioniert. Ich verfluche meine Resistenz gegenüber einem Umkehrschaltschema und sehe zu, dass ich damit klarkomme. Das Problem ist nur, immer, wenn ich es besonders eilig habe, klappt irgendwas damit besonders nicht. Sogar auf der Geraden, mit eins, zwei zählen und Fuß stehenlassen.

Schade. Vielleicht wäre sonst noch mehr drin gewesen. Gefühlt kostete mich jedesmal Gang nicht rein mehrere Sekunden.

Unser Henning fuhr interessanterweise auch zum High Noon seine schnellste Zeit. Eine 2:10,535. Aragonien geht (leider) mit einem Delta von 0:01,6 an unseren Henning. Ich versuche nicht mehr viel über was hätte sein können ohne die ganzen Schaltprobleme nachzudenken. Aber es ärgerte mich schon, zumal ich sogar auf der Geraden mit Kupplung und vorbildlichem Schaltvorgang den Gang nicht reinbekam. Zum Glück hatte das Gerät auf der Rückreise einen Termin in Dillingen.

Am Ende des Tages holen wir uns Zettel mit Zeitenausdrucken. Das ist gut, sonst hätte ich wohl nie gewusst, wie schnell ich wann wo gefahren bin. Einen Laptimer ließ ich meistens weg, das war irgendwie entspannter. Und wenn ich den Familiencup auch nicht in der Sprintwertung gewonnen hatte, ging die Enduranz klar an mich. Ganze 140 Runden hatte ich geschafft. Unser Henning nur 96.

Nach einem weiteren netten Abend mit Pützens packen wir am nächsten Morgen zusammen und rollen nach Figueres. Dort wird noch einige Tage im eiskalten Pool gebadet, bevor wir dann in Richtung Saarland fahren. Dort angekommen, schaut der Herr Klein (der ja die ganze Vorgeschichte mit der Schalterei kannte) prüfend die rechte, die linke Seite von Moped und dann mich an. Ich hoffe, dass es nicht zu peinlich wird. Er leitet ein mit: "ich kann mir schon vorstellen, woran das mit dem Schalten liegt." Dann kniet er sich hin, stupst die Schaltstange mit einem Finger an, wobei er fragt "hat das überhaupt mal jemand geschmiert?". Es macht "plopp" und da baumeln zwei Stangen so vor sich hin. Da, wo etwas befestigt sein sollte, war etwas lose. Ich möchte im Boden versinken. Dann geht es weiter. Er zeigt auf die Kratzer am Rahmen. "Kein Wunder, da kann man ja nur hängen bleiben." Die Raste war zu weich. Die ganze Schaltkonstruktion hatte immerzu, besonders in Schräglage links am Rahmen geschubbert, war unplanmäßig hängengeblieben. Ich weiß nicht, ob ich heulen oder brüllen soll und bleibe einfach stumm. Unser Henning besteht immer noch darauf, dass das eine gute Rastenanlage sei, ich wäre doch schon so viel damit gefahren.

Ja. War ich. Aber wenn ich doch von Problemen berichte, dann könnte man ja eventuell auch mal nachsehen.

Bevor es noch peinlicher wird, verabrede ich mit Dominik, dass wir noch einmal telefonieren.


Wir telefonieren mehrfach. Die Mängelliste hörte leider nicht bei einer schlecht umsorgten Schaltstange auf. Er legt mir deutlich ans Herz, einen Schrauberkurs zu machen. Ich hoffe immer noch, es gibt Rabatt für verzweifelte Ehefrauen, denn der Rechnungsbetrag wird immer höher.


Was habe ich gelernt?

0. Meine Kinder sind erstaunliche kleine Wundermaschinen, die zwar rumnörgeln, wenn es nicht schnell genug was zum Essen gibt, aber über 2000km durch Europa mal eben so wegstecken.

1. Mentale Fähigkeiten - Wieso fand ich Aragonien in 2021 eigentlich so anstrengend? Mit 8 Sekunden schneller kam ich gut zurecht. Abgesehen von der Übersetzung, die 2021 nicht optimal war, müssen wir hier wohl auf "alles nur im Kopf" verweisen. In 2022 lernte ich, jenseits meiner Schallmauer unterwegs zu sein, das weiter auszudehnen und zu replizieren, um dann ganz entspannt unseren Henning in Misano zu spalten. (ansonsten war ich nah dran) Wie auch in den Vorjahren schaffte ich durch therapeutisches Fahren sehr gut, mich wieder aufzurappeln. Alles nur im Kopf...

2. Reifen - Die Nutzung des "Universalreifens" hat ihre Grenzen. Mit dem Bridgestone kam ich gut zurecht, mit dem Pirelli auch, aber nicht ohne Einschränkungen und Wechsel des Modells.

3. Bremsbeläge - mir liegen eher die nicht ganz so bissigen, weil ich lieber früh und sanft anlege, nicht so stark bremse, um dann frühzeitig wieder ans Gas zu gehen. Mit etwas mehr Kurvenspeed :huh: wäre das wohl die Lizenz für noch weniger Sekunden. Liegt aber im Moment nicht im Bereich meiner Möglichkeiten.

4. Ambitionen - ohne das ist alles nichts. Ohne das Ziel, den Henning zu versägen, wäre ich nicht so weit gekommen. Unser Henning hat übrigens kürzlich die R6 in die Ecke geworfen, um sich wieder mit PS zu bewaffnen, denn es stört ihn ja so überhaupt nicht, wenn ich schneller sein sollte.

5. Die Gang - bei egal welchem Termin wurde immer wieder klar, dass es ohne eine Wagenburg wirklich, wirklich langweilig ist. Ich hoffe, dass uns (oder mich) auch in Zukunft noch jemand haben will. Und ja, wir vermissen unseren Sascha.

6. Mechaniker - ich habe leider nur den einen und ich weiß, dass der sich wirklich (ich mochte das lange nicht glauben) mehr um sein Zeug schert als um meins. Sonst wäre Einiges anderes. Was musste ich mir hier schon für Kommentare anhören von Unwissenden. Der arme Mann, der "ja schon immer alles macht" und seine permanent unzufriedene Frau. Ja, genau. :crazy:
Aber was soll ich tun, ich kann einfach nicht alles selbst machen (und ehrlich gesagt sehe ich es nicht ein, bei dem Pensum, was ich schon "arbeitsteilig" abbekommen habe) und eine Werkstatt ist hier auch nicht in der Nähe, wo ich was machen lassen könnte. Irgendwie aussichtslos.


Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die mit mir gelacht oder gelitten haben. Für 2023 habe ich nun doch kein Karriereende geplant. Vielleicht geht es nicht mehr ganz so viel nach Assen oder Aragonien und dafür mehr zu Strecken mit "M". Und vermutlich wieder mit unserem Henning und der Kindschaft.
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