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Ketten Philosophie

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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von techam »

Die Kette hat nach meinen Aufzeichnungen (Racechrono) zwischen 5500 und 5800km drauf.

Worauf ich hinaus will:

Die Laufleistung einer Kette sagt garnichts über das Risiko eines Kettenrisses aus!

Die Laufleistung ist ein Faktor, sicherlich. Aber nichtmal der aussagekräftigste.

Ich habe die oben gezeigte Kette mal seziert:

Dazu habe ich in unregelmäßigen Abständen Kettenglieder und Pins entfernt und nachgemessen.

Aufweitung der Kettengliederbuchsen liegt zwischen 0,02 und 0,05mm

Aufweitung der Laschenaugen: maximum 0,005mm

Einlauftiefe der Pins: Nicht messbar (<0,01mm), lediglich Grauflächenbildung.

Außer ein Pin der Kaltverschweißungsspuren aufweißt. (Dazu später mehr)
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20191204_154326.jpg
20191204_154337.jpg
Wie man sieht ist der generell Zustand der Kette noch sehr gut für die doch recht hohe Laufleistung. Wäre der eine Pin nicht, würde ich der Kette ganz locker nochmal die gleiche Laufleistung zutrauen.

Die Kritischen Versagensfälle, brechende Pins und aufreißende Laschenaugen sind wir noch weit entfernt von.

Kommen wir also zu dem einen Pin und dem eigentlichen Thema meines Posts, nämlich das eine Vielzahl von Faktoren beim Kettenversagen eine Rolle spielen, nicht nur die Laufleistung.

Erster und Wichtigster Punkt ist der Wartungszustand. Wer seine Kette gut pflegt, dessen Kette hält ganz locker 10-20x mal so lange. Im Umkehrschluss, bei schlechter Pflege kann eine Kette auch schon nach 500km reißen.

Weiterer sehr wichtiger Faktor sind die Einsatzkonditionen. Fährt man bei Regen? Mal durchs Kiesbett gestaubt? Einige Strecken sind schmutziger als andere. Das hat großen Einfluss.

Dann nicht zu unterschätzen: Fehlbedienungen. Zu viel/ zu wenig Kettenspiel? Fluchtungsfehler? Abgenudelte Schwingenschoner. usw.
(Schon nach einer einzigen Fahrt mit zu hoher Kettenspannung sollte man die Kette in den Müll werfen, egal wie alt die ist. Oftmals wird ein oder mehrere Kettenlaschenaugen aufgedehnt.)

Kommen wir aber zu dem Pin mit der Kaltverschweißung. Dieser war direkt neben dem ursprünglichen Kettenschloss. Vielleicht klingelt es ja schon bei einigen. Die Kette wurde auf zwei fabrikaten mit Oberzugschwinge gefahren..

Beim Trennen habe ich damals, wie viele Andere es sicher auch machen, den Hohlnietkopf zunächst mit der Flex weggeschliffen, geht ja auch viel einfacher den Pin dadurch auszupressen.
Dabei werden jedoch auch die verbleibenden Kettenglieder relativ heiß, 100-200°C sind schnell erreicht. Macht auf den ersten Blick nichts, führt aber dazu, dass das Kettenfett in den Angrenzenden Gliedern degeneriert und somit nicht mehr ordentlich schmiert. Zudem härdet der X-Ring aus. War an diesem richtig gut zu sehen und auch die deutlich stärkeren Reibspuren an der Kettenlasche auf den ersten Bild deuten darauf hin. Das Fett bekommt man aber nicht wieder dort rein, das ist der Nachteil von O und X-Ring Ketten.
Daher war dieser Pin nicht ausreichend geschmiert und zeigt diese Aufschweißungen.

Wie ich sage, es gibt viele Faktoren.

Ein letzter, wichtiger Faktor ist noch das vernieten. Dieses ist, vor Allem wenn man eines der "preiswerten" Werkzeuge nutzt auch immer eine potenzielle Gefahrenquelle. Wenn ein Hohlniet nicht richtig aufgespreizt ist, kann das Kettenlid abgestriffen werden, oder bei übermäßiger/krummer Verpressung entstehen Risse im Niet.

Will ich damit jemandem ausreden seine Kette alle XY-Kilometer zu wechseln? NEIN. Solange es vernünftig gemacht wird, macht man damit nichts falsch. Auch wenn das Risiko einer Fehlverpressung tendenziellbei häfigen wechseln zunimmt.

Sollte man jemanden ächten der seine top geflegte 5000km Kette weiterfährt? NEIN.

Es gibt relativ eindeutige Indikatoren die einen den Zustand einer Kette einschätzen lassen, der Wichtigste ist die Längung. Sowohl die gesamte, als auch die punktuelle. Dabei kann eine Kette 10.000km alt sein und kaum gelängt, die ist immernoch besser als eine 100km alte die aufgrund zu hoher Kettenspannung schon gelängt ist.

Was man also lassen sollte ist das wiederverwenden von Ketten die man mit der Flex geöffnet hat.
Und bei DID habe ich noch nie etwas von diesen ominösen 300km gelesen, dort wird die Verschleißgrenze eigentlich immer in %-Längung angegeben.

MfG Christian
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von Lutze »

techam hat geschrieben:Im Umkehrschluss, bei schlechter Pflege kann eine Kette auch schon nach 500km reißen.
Wie kann man eine Kette bei 500 km Laufleistung schlecht pflegen? Die ist doch erst mal perfekt gefettet ab Werk und sollte selbst wenn man sie nicht anfasst problemlos halten. Oder aber wir konstruieren hier diverse Offroadaktionen auf den ersten 500 km.
Oder aber man hat sie zuvor perfekt gereinigt um dann DryLube zu verwenden und fährt dann im Regen. Aber auch da sollte sie selbst ohne DryLube nicht nach 500km sterben.
Erfahrung ist eine gute Sache.Leider macht man sie erst kurz nachdem man sie gebraucht hätte!
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von techam »

Ein Beispiel wäre die Verwendung eines Reinigungsmittels welches die X/O-Ringe auflöst.

Klar sind das unwahscheinliche szenarien.
Es geht jedoch darum zu zeigen, dass Laufleistung alleine nichts aussagt.

MfG Christian
  • zx10speed Offline
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von zx10speed »

@Christian, also so wie die Kette nach der Laufleistung aussieht, kann sie ja nur auf einen sehr schwachen Motorrad gelaufen sien, oder????
raceflash.de , öhlinsservice.de[/i][/b]
keine PN, bitte nur mails, karsten@bikeshop-luechow.de
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von techam »

Zuerst etwa 800km auf einer GSXR750k1, danach die restlichen Kilometer auf einer Honda SC50.
Also sicherlich keine 200PS Brenner aber auch nicht gerade SV650-niveau.
  • chris9 Offline
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von chris9 »

Danke für diesen hervorragenden Beitrag.
Ob bohren oder flexen...man kann ja kühlen zwischendurch, wollt ich noch anmerken.
wichtig scheint mir auch, das Schloss fetten nicht vergessen:
IMG_20191202_113845.jpg
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von gixxn »

Ich "vermute" die meisten Kettenrisse entstehen durch schlechtes / falsches Vernieten.
Davor fürchte ich mich eig. am meisten, dass Leute an sicherheitsrelevanten Sachen herumschrauben ohne wirklich eine Ahnung oder wenigstens ein Gefühl dafür zu haben.

Ich sags mal so, alles kann man eben nicht wissen, auch wenn man sich selbst so einiges zutraut.
Wenn man dann noch zu stolz ist zu fragen oder um sich etwas zeigen zu lassen, dann wirds richtig gefährlich.

Also bitte kein falscher Stolz, lieber einmal mehr fragen als einmal zu wenig!
Man lernt nie aus, auch nicht in hohem Alter. 8) :wink:


gruß gixxn
  • Wildsau Offline

Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von Wildsau »

techam hat geschrieben:Zuerst etwa 800km auf einer GSXR750k1, danach die restlichen Kilometer auf einer Honda SC50.
Also sicherlich keine 200PS Brenner aber auch nicht gerade SV650-niveau.

Die SV 650 hat serienmäßig eine 525er Kette, während viele 600er nur ne 520er haben.
Vermutlich spielen da auch die Lastwechselreaktionen,
die bei nem Zweizylinder meist deutlich härter sind als bei nem Vierzylinder, eine Rolle. :wink:

Bezüglich vernieten...
Mir gefallen die Vollnieten inzwischen am Besten.
Nur das Whale Nietwerkzeug ist halt relativ teuer.
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von madsin »

also ne r6 rj09 hat serie ne 532er Kette...
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Re: Ketten Philosophie

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Beitrag von Wildsau »

532er?
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