endlich Frühling ... oder doch noch Winter? Zumindest im Vorfeld des Renntrainings konnte man schon den einen oder anderen Gedanken daran setzen, wie bekomm ich nen Schneepflug vor die Karre gespannt oder wo gibts Reifen mit Spikes zu kaufen? Nach den Schneefällen in den Tagen vor dem Termin war mentales Durchhalten angesagt. Das wird schon klappen, der Frühling kommt bestimmt. Ja man wurde schon hier und da aufs Korn genommen wie man den im März nur ein Training buchen kann. Auch lies sich niemand überreden auch noch am Training teilzunehmen. Nun ja was soll ich sagen. Habt ihr einfach Pech gehabt oder auch "in your face". Das Glück belohnt die Mutigen
. Kaiserwetter war angesagt - so muss das sein. Zwei Tage Sonne - kaum Wolken sowie 10 bis 14 Grad von Samstag bis Sonntag. Der Frühling ist ein Biker. So viel ist sicher.Der Einlass ins Fahrerlager war ab 19 Uhr möglich. Wir hatten geplant um 16 Uhr zu starten um mit unserem Hänger gemütlich die 150 Kilometer bis 19 Uhr zu bewältigen. Wir hatten das Streckenhotel sowie ne Box gebucht. Das nötige Equipment passte wunderbar in den Passat. Kein Pavillion nötig, Moped auf den Hänger und fertig.
Wir wissen einfach nicht wo die Zeit am Freitag geblieben ist. Es war dann letztlich 18:30 Uhr bis wir los fuhren und gegessen hatten wir auch noch nichts. Also Unterwegs noch eingekehrt und mit einem geliehnen 80 km/h Hängerchen hat es dann bis 21:15 Uhr gedauert bis das Ziel erreicht war. Unterwegs machte ich mir schon viele Gedanken. Was mach ich den wenn die Anmeldung geschlossen ist und ich die Box nicht kenne in der wir unterkommen sollen. Nun ja, wirst scho nirgendwo unterkommen zum nächsten morgen. Sind ja alle nett. Aber wir hatten Glück. Es standen noch einige Teilnehmer an der Anmeldung an. Somit noch schnell den Haftungsverzicht ausgefüllt, angemeldet, Transponder abgeholt und ab zur Box 10, die uns für die kommenden zwei Tage beherbergen soll.
Ein kurzer Blick in die Box, wo ist noch was frei, ein paar Nasen waren schon da. Wir gesellten uns direkt irgendwo dazwischen. Bierbank hingestellt, Werkzeug ausgeladen, Moped aufgebockt und Strom organisiert.
Die Jungs links neben uns waren gerade dabei Ihre Matrazen aufzublasen. Auf die Frage ob das net noch ein wenig kalt wird, meinte sie nur "das geht schoo". Respekt dachte ich mir. Wir hatten da ähnliche Erfahrungen gemacht.
2016 mit Speer in Brünn gab es da auch im Juli ne Kälteperiode zum damaligen Toni Mang Training und wir auch nur mit Sommerschlafsäcken ausgestattet. Geil wars nicht
. Das hängt dir am nächsten Tag in den Knochen. Der Kollege zu unserer Rechten hatte seine Kawa aufm Zentralständer ohne Rollen gleich mal so quer gestellt, dass gut zwei Motorräder Platz gefunden hätten. Nun ja, wir vermuteten, der reserviert was für nen Kumpel. War dann auch so.
Unseren Hänger machen wir an der nächsten freien Laterne fest. Nach dem Abladen waren nur die Schrauben, welche die Rampe festhielten verschwunden. Hmmmm naja egal. In der Dunkelheit findest jetzt eh nichts mehr. Der Renndienst wird sicher Ersatz haben meinte meine Frau.
Super Sache, noch was über das ich mir bis zum nächsten morgen Gedanken machen konnte. Obwohl totmüde, war ich ja nicht schon aufgeregt genug. Wir bezogen erstmal unser Zimmer im Streckenhotel Motodrom. Da hatten wir auch ne Menge komischer Bewertungen über das Hotel im Vorfeld gelesen. Aber nichts von all dem stimmte. Ja es ist jetzt nicht mehr das Modernste. Aber sauber, echt nette Mitarbeiter und ein gutes Frühstück ist am Start. Auch das Mittagsbuffet wird mit Liebe zubereitet und mit 83 € die Nacht samt Frühstück (telefonisch gebucht) kann man nicht meckern. Da kommt mich mein Miettransporter von Sixt teurer und kalt isses da drin sowieso. Die Rechnung ging somit auf.
Entspannt war ich aber trotzdem nicht. Die halbe Nacht wach gelegen und über jeden mist nachgedacht. Direkt nach der Winterpause, einmal zu Hause die Hausstrecke gefahren und sonst noch gar nicht aufm Bock gesessen. Kann das gut gehen? Dementsprechend gerädert mit wenig Schlaf war ich dann auch. Meine Saison 2017 ging für mich persönlich sehr erfolgreich zu Ende. Kann man hier nachlesen: viewtopic.php?f=3&t=45148
Nun gut also nachm Frühstück sind wir vom Hotel erstmal wieder ins Fahrerlager gefahren. Kleine Späße beim Einlass auf die Strecke heben die Stimmung
. In der Box angekommen erstmal Reifenwärmer drauf, Kamera montiert, nochmal die Kette eingestellt. Ein Satz Gabelschlüssel fehlt mir noch in meiner Ausstattung. Muss ich für das nächste mal dran denken. Danke an den Boxenkollegen für die Hilfe. Ich hatte bisher noch keine Kette selbst eingestellt. Ist eigentlich ne einfache Sache.Dann ging es zur Fahrerbesprechung. Entspannt um 8:30 Uhr. Es soll Trainings geben die machen sowas 45 Minuten früher. Ja Hafenegger steht dieses Jahr auch noch im April. Warum zum Teufel machen die das so früh? 8:30 Uhr ist doch ne gute Zeit
. Wolfgang von Speer Racing hielt die Ansprache. Hast du eine Fahrerbesprechung mitgemacht, hast du alle mitgemacht?! Vielleicht. Ja wir hatten gutes Wetter. Die Sonne heizte bereits auf aber dennoch waren gerade einmal 2 bis 3 Grad am frühen morgen. Also der Appell an alle es langsam angehen zu lassen. Beim flanieren an den Boxen fiel auf, dieses Fahrerfeld ist im Vergleich zu nem Toni Mang Training auf nem höheren Niveau unterwegs. Wie vermutet waren viele hier um für den anstehenden DLC Lauf am Ostersamstag zu trainieren. Achja, nach meiner fulminanten Leistung in Brünn letztes Jahr hatte man mich direkt in Gruppe Gelb eingeteilt. Moment dachte ich, Gruppe Gelb? Ich war doch schon safe in rot ja fast schon in weiss unterwegs. Hmmmm, ok. Die Jungs von Speer werden es schon wissen. Auf jeden Fall machte mich das einen Tick nervöser, da nun sicher war, das Niveau bei dieser Veranstaltung wird hoch sein.
9:20 Uhr, Gruppe grün hatten den ersten Turn hinter sich gebracht. Soweit mir bekannt ohne Abflug. Los gings. Erste Runde locker einrollen ... ach herrje. Der Winter steckt dir in den Knochen. Der Kombi passte aber besser
. Das Training hat sich gelohnt.Zweite Runde, die Parabolika runter, Hosenboden zusammengekniffen und Vollgas. Kurz vor dem Anbremsen aufn Tacho geschaut - 264 km/h, ok ganz ordentlich. Scheisse Bremspunkt verpasst. Ob das noch als Hinterschneiden durchgeht? Sicher!
Die Kurven nahm ich auch eher rostig und überhaupt, nichts wollte so richtig laufen wie in Brünn letztes Jahr. Kein Hanging off, kein Knie am Boden keine entspannte Sitzhaltung und beim Anbremsen total verkrampft mit dem Armen abstützend. Eine 2:16 min war auch nicht die Runde die ich mir erträumt hatte. Ich plante ja eher so in Richtung 1:55 min ehrlich gesagt.
In der vierten Runde legte sich der erste Kandidat auch direkt vor mir hin. Da hab ich live gesehen was ein guter Airbag verhindert. Ja, entgegen meinen Beitrag über den Vergleich von Airbagkombis, wo ich eher zu einem ohne Airbag tendiere, werde ich mir definitiv dieses Jahr einen zulegen. Ein Boxenkollege stieg auch recht früh ab und der Airbag rettete ihm das Schlüsselbein.
Beim gerade vor mir stattfindenden Sturz flog die Maschine in der links vor der langen Parabolika im hohen Bogen ab. Der Fahrer knallte auf den Boden und rollte mehrmals heftig um sich herum. Der Airbag scheint da einiges gerettet zu haben. Ohje da kommt jetzt sicher rote Flagge. Das rote Trauma aus Most hatte ich da noch im Kopf. Aber nichts. Die Streckenposten am HHR sind echt top. In der nächsten Runde war schon alles geborgen. Kurze Gelbphase, kein Abbruch. Die Tschechen sind da ja eher konservativ unterwegs und schwenken meist schon rot wenn einer in die falsche Richtung niest. Aber ich verstehe schon. Kein durchgängiger Rettungsweg usw. ... nun gut Most ist ein anderes Thema.
10:40 Uhr, der zweite Turn lief nicht besser wie der Erste. Und auch hier legte sich direkt vor mir wieder einer an der selben Stelle auf die Nase. Auch der dritte Turn liefen für mich nicht viel besser. Dennoch wurde ich mittlerweile warm und die Zeiten zeigten, ganz falsch mach ich es wohl nicht, aber sicher auch nicht richtig.
Nachdem ich mir hier und da die Linie abschauen konnte ging es zumindest in Richtung 2:01 bis 2:03. Dennoch war ich nach jedem Turn völlig fertig. Das war doch letztes Jahr nicht so ??? Ich bemühte mich weiter und brachte es sogar auf eine 1:58. Für Gruppe gelb war ich definitiv zu schnell, obwohl ich technisch echt schlecht fuhr. Das sah auch die Zeitnahme so und verpasste mir den Aufkleber für Gruppe rot. Willste nicht gleich wieder raus? Da haste jetzt nen Doppelturn gewonnen. Puhhh ne las mal. Erstmal was trinken.
Im vierten Turn in gruppe Rot - Alter sind die schnell. Da waren sie die DLC-Teams. Pepe-Tuning, Box44 und weitere bliesen an mir vorbei. Teilweise zweimal pro Runde. Ich hoffe bis heute die waren mit zwei Fahrern am Start
. Ich sah was die anders machten und wo ich verlor. Aber ich konnte es nicht umsetzen. Da ist wieder fachkundige Hilfe nötig. Also ab zur Instruktorbox und Christian nahm sich meiner an. Er wusste letztlich nicht was er mit mir machen sollte. Im Vorgespräch kam heraus, eigentlich weiß ich es doch. Matthias hatte mir letztes Jahr bereits alles notwendige Wissen vermittelt. Im Kopf isses. Aber in der Umsetzung noch nicht. Gut, wir machen mal nen Videoturn.
Zum Turn selbst gibt es nicht viel zu sagen. Gelbes Leibchen umgeschnallt und ich hatte echt Probleme Christian zu folgen. Selbst als er nur 2:01 er Zeiten fuhr. Wir analysierten im Nachgang: Beschissene Sitzhaltung, zu wenig Geschwindigkeit mit in die Kurve genommen und viel zu Spät rausbeschleunigt. Alleine auf der Parabolike und Start-Ziel Geraden liegen 3 Sekunden. Nun ja aber wenn ich vor der Parabolika direkt nach der Rechts ab dem grünen Streifen durch die Links beschleunige lieg ich doch auch auf der Nase?
Nein, du musst langsam aber permanent von unten nach oben durchziehen und nicht wild durchprügeln. Dann hast du schon viel früher Top Speed, meinte Christian. Auf meine Frage, warum sich so viele heute morgen ablegten meinte er nur ganz cool im mega geilen niederländischen Akzent: "Weil's Scheiße war"
. Also das Wetter. Der Asphalt zu kalt etc.Wenn der Asphalt warm ist passiert da nix. Gut, ich hab dann noch mein persönliches - ich nenne es "Video of Shame" - bekommen. Aber gut ich wusste Bescheid.
Der letzte Turn für diesen Tag stand noch an. Aber die Kondition machte nicht mehr mit. Ich fuhr nochmal raus, dennoch endete das eingangs Motodrom mit einem Ausflug durch das Kiesbett. Die Kraft hatte mich verlassen und der Kopf war stur. Es ist nichts passiert. Der Reifen war schmutzig, was natürlich zu einigen hämischen Kommentaren in der Box sorgte. Dennoch Marquez hätte den Ritt durch das Kiesbett nicht besser ausbalancieren können
- oder es war einfach nur Glück. Ich bin zwar Rossi-Fan aber der fährt ja eher selten in den Kies. Daher das Beispiel.Der zweite Tag, ich war ausgeruhter trotz Zeitumstellung. Bin ja tot ins Bett gefallen. Auch meine Frau schlief super, war sie doch auch voll dabei und fieberte mit. Überhaupt löste es erstaunen aus, dass die Partnerin da mit so viel Engagement dabei ist. Der Nachfrage eines Boxenkollegen ob sie den noch Schwestern hätte die zu haben seien, musste man leider eine Absage erteilen
. Sie könnte im übrigen ein super Riding-Coach sein. Alles was Christian als Instruktor zu mir sagte, hörte ich schon im Vorfeld von Ihr.Der zweite Tag lief anders. Der erste Turn war noch etwas behäbig aber schon mal viel besser als der gesamte erste Tag. Ich versuchte direkt mich wieder an das was Matthias sagte zu erinnern und die Tipps von Christian endlich umzusetzen.
Auch ein Tritt in den Hintern mit "Du fährst einfach scheisse" von Christian, gut scheisse sagte er nicht, er brach den Satz ab, aber ich wusste was gemeint war und konnte es vertragen. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt.
Vergiss die Zeiten, fahr einfach. Nicht denken meinte meine Frau - machen. Dafür sei der Spaß zu teuer um dann schlecht in der Gegend rumzugurken. Recht hat sie.
Ab dem zweiten Turn platzte endlich der Knoten. In der Parabolika standen fast 290 km/h an. Das sprach dafür, dass ich Christians Tipps hier schon umsetzte und früher ans Gas ging. Beim Anbremsen nahm ich Haltung ein, klappte um und ja der Körer war dort wo er sein sollte. Neben dem Bike und sonst nirgends! Es schliff rechts, es schliff links - keine Bananenhaltung, die Linie passte immer besser und endlich konnte ich es genießen. Das Lächeln kehrte zurück. Tief bremste ich mittlerweile in die Kurve und zog direkt wieder am Gas. Es sah von der Tribüne angeblich schön aus.
Mittlerweile konnte ich in Gruppe rot nicht nur mitschwimmen und wurde fast gar nicht mehr überholt, ja sogar hier und da überholte ich den einen oder anderen. Es gab spannende Zweikämpfe und die Handzeichen der anderen Jungs am Ende des Turns signalisierten anscheinend auch Wohlwollen für den spassigen Kampf auf der Strecke. Am Ende fuhr ich im letzten Turn des zweiten Tages konstant tiefe 1:57er Zeiten bei entspannter Sitzhaltung und ohne mich bis zum Ende zu verausgaben. Hätte ich die Runde mal ordentlich zusammengebracht, so meint der Starlange GPS 4, hätte es im letzten Turn sogar ne hohe 1:54 werden können. Aber gehen wir es weiter langsam an. Das kommt schon und die Saison fängt ja erst an.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einer guten Zeit mit den Jungs in der Box, wovon wir den einen oder anderen sicher am Ostersamstag wiedersehen werden, fuhren wir dann zufrieden nach Hause. Es hat ne Menge Spaß gemacht.
Weiter geht's im April in Oschersleben. Unsere erste Erfahrung mit einem anderen Anbieter als Speer Racing. Wir sind gespannt und von der guten Orga bei Speer wirklich verwöhnt. Hafeneger strengt euch an
. Die Messlatte liegt hoch.
und Auspuffvernichter 
(mittlerweile Nr. 6)
. Spaß beiseite. Es stand auch aufm Zuschauer-Flyer, dass man nicht einfach in die Boxen gehen soll wenn man keine Berechtigung hat. Das haben wir dann auch gelassen. Sollen sich ja alle konzentrieren können und net um die Zuschauer rumarbeiten.