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Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von Decembersoul »

Die 5 Sekunden hatten wir gemeinsam :lol: ...

Mein Fazit: so ne RSV4 fährt einfach mal so gut 5 sek schneller als ne R6 ...

Andersrum is schwierig :alright:
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Zwei von den fünf Sekunden waren einfach so weg. :shock: Ich habe keine Ahnung, wo die geblieben sind, aber nach dem Einrollen inklusive lockerem Umschiffen einiger Unerfahrener stand eine 2:18 auf der Uhr.

Und so wie ich dachte, "wow - da hat ja niemand mit gerechnet", folgte ein "das geht noch besser!". Leider wusste ich nicht so ganz wie. Ich will keine Zeit verschwenden und stiefele zur Puschmannschen Box, um Monsieur le Coach zu buchen.

Oh, là là, Monsieur le Coach n'est pas disponible. (mein liebster Satz in diesem Jahr...was ist in letzter Zeit schon verfügbar?) Er hat gerade Kundschaft. Aber zumindest den Preis kenne ich schon: Troiscentquatrevingtdixneufeuro.

:?:

Das Fragezeichen wird kleiner, als ich mühsam den einen Affen die Zahlen auseinandernehmen lasse und den anderen einzeln übersetzen. Es sind Dreihundertneunundneunzig. Uff. Nicht gerade wenig. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Und jetzt sind wir ja schon hier. Und ich wollte doch so gerne noch was lernen auf meine alten Tage.

Wir überlegen hin, wir überlegen her. Irgendwann piekt der eine Affe den anderen ins Auge, weil er die Nase voll davon hat. Ich bin ihm nicht böse. Er hat ja recht. Kleine Entscheidungen innerhalb von 10 Sekunden. Bei welchem beknarzten Management-Training hatte ich das noch aufgeschnappt?!? Egal. Es stimme ja. Und es half nichts.

Nach ein bißchen Hin- und Her mit Herrn Puschman, der sehr emsig mit allem und allen zu tun hatte, war meine EC-Karte um 399€ leichter und ich um eine Aufgabe schwerer. Ich würde mit Monsieur le Coach mit Intercom fahren.

Leider war am Dienstag, also morgen, kein Platz mehr frei, denn es gab nur die Möglichkeit für zwei Schüler an einem Tag. Also buchte ich notgedrungen den Mittwoch. Da war schon Kevin mit einer RJ15 notiert, aber er war einige Sekunden schneller als ich, so dass wir getrennt betreut werden sollten. Die R6 hatte an diesem Tag einen Boxenplatz verdient. Das war praktisch, denn am Mittwoch war das Rennen, da musste ich nicht den ganzen Weg vom Fahrerlager auf mich nehmen, sondern konnte durch die Box rausschnuffeln. Unpraktisch dabei war, dass ich einen ganzen Tag um das Rennen herum gebucht hatte. Normalerweise, sollte man annehmen, dass man vor dem Rennen für das Rennen trainiert. Aber gut, ein Tag mit Monsieur le Coach war ein Tag.

Uuuuuh, wenn ich dem Henning erzähle, was das kostet...


...dann hätte es ihm scheißegal zu sein. Niemand konnte mir verbieten, mein eigenes Geld auszugeben. Jetzt, wo es noch was wert war. Unser Henning, der mir den ganzen Tag lang um die Ohren säuselte, wie viele Sekunden er nun schon schneller war als ich.

Ich konnte das nicht so stehenlassen. Dieses Mal in Spanien würde wohl das letzte Mal einer Europatournee gewesen sein. Allein das Budget...und man konnte doch auch nicht die Kindschaft tagelang im Auto rumjuckeln.

Die Kindschaft amüsierte sich prächtig mit ihren Tretrollern. Fahrräder hatten leider nicht auf den Halter am Anhänger gepasst, so dass das das gebotene Amüsemeng war. Die Laune wurde durch das immer besser werdende Wetter nicht gerade schlechter, und ich war froh, dass wir bis jetzt keinen Zwergenaufstand zu erleben hatten. Beide waren gnädig. Vielleicht lag das auch daran, dass wir immer genug zum Essen hatten.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Am Dienstag beginnt mein Tag nicht ganz früh, aber auch nicht so spät wie am Vortag. Das Wetter hat sich mittlerweile wieder gedreht. Es ist trocken. Aber am Morgen immer noch kühl. Meine Sehschwäche hatte ich im Griff.

Während ich mich weiter damit abmühte, mit Gruppenteilnehmern von 2:15 bis 3:15 zurechtzukommen, konnte unser Henning längst in einer homogeneren Gruppe üben. Und er hatte, anders als ich, die Chance auf etwas schnellere Leute, von denen man sich die eine oder andere Ecke abgucken konnte.

Ich traf entweder immer wieder Hindernisse, bei denen ich die R6 mehr oder weniger zusammenstauchen musste - oder es zog etwas zügig an mir vorbei und verschwand am Horizont. Dazwischen gab es nichts. Wir waren eben wenige Teilnehmer auf einer großen Strecke. Herr Puschmann hielt nichts vom Streckenvollstopfen, auch wenn das etwas höhere Preise bedeutete. War mir sehr recht, nur in diesem Fall hätte es etwas voller sein dürfen - aber bitte nur mit Teilnehmern um die 2:15.

Im zweiten Turn am Vormittag fiel die 2:17. R6 hatte RSV4 geschlagen. Und anders als beim letzten Mal nicht unter Einsatz meines Lebens und angesichts des körperlichen Aufwandes eher unter Stress als mit Freude.

Dieses Mal war die 2:17 in meinem zweiten Turn locker gefahren, mit weiterhin Luft nach oben. 2018 gab es keine Luft mehr. 2021 gab es stattdessen ein Motorrad, aus dem ich ohne 7. Gang nicht mehr herausholen konnte. Und jetzt, etwa 18 Monate später, schien es noch keine Limitationen zu geben.

Locker, locker, locker. Gas, gas, gas. Und vor allem Durchziehen!!!

Das Stück den Berg hoch war mein erklärter Feind. Die RSV4 hatte keine Probleme mit der einen oder anderen Unregelmäßigkeit am rechten Griff. Die R6 strafte sofort alles ab, was nur irgendwie mit kurz Zumachen zu tun hatte. Selbst, wenn ich nur darüber nachdachte, war der Schwung schon weg.

Am gegenüberliegenden Stück der Strecke sah es besser aus. Da ging es bergab. 300 - 200 - 100 - geradeaus. Das war nicht, was ich vorhatte. Weit in der Vergangenheit hatte ich ausgeschlossen, dass ich den Geradeausweg jemals nutzen würde. "Meistens ist es nur im Kopf, wenn man die Kurve nicht kriegt. Physikalisch wäre es noch gegangen." Ich weiß nicht mehr, wer das in meine Gedanken brachte, aber es ergab für mich viel Sinn, also hieß es bei mir dogmatisch 300 - 200 - 100 - Kurve. Und es war eine Kurve. Lang und schnell. Und am Ende wieder bergauf. Ich gab mich zunächst damit zufrieden, mit dem ersten und letzten Drittel zurechtzukommen. Das dazwischen passte entweder - oder nicht.

Am Nachmittag holte mich mein Untrainiertsein ein. Seit dem letzten Mal Assen (das mit dem Virus) war ich nicht mehr alle zwei Wochen oder gar jede Woche auf der Strecke gewesen. Und die erste Woche nach dem Virus war ich absichtlich untätig, was die Muckibude anging. Man weiß ja nie...und Oschersleben? Das war schon wieder so lange her...
Das fehlende Training machte sich bemerkbar, die Beinmuskeln meldeten, dass sie kurz vor dem Burnout waren. Heute war Dienstag, und wir hatten noch zwei Tage zu fahren. Morgen sollte der große Tag werden. Mit Monsieur le Coach und dem Rennen, wo ich unseren Henning besiegen wollte. Aber während der sich in einer homogenen Gruppe amüsierte, durfte ich weiter mit Stop-and-Go kämpfen.

Ich fahre noch kräfteschonender. Und in meinem letzten Turn steht die 2:15.

Nichts kann diese Zufriedenheit schlagen, die sich breit macht, wenn das Veranstaltungsziel nach der Häfte der Veranstaltung erreicht ist.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Weniger zufrieden machte uns, dass wir den spanischen Nationalfeiertag verschlafen hatten. Zufälligerweise hatten wir uns am Mittag ein Gericht im Streckenrestaurant organisiert. Aber als unser Henning spät und irgendwie unentspannt vom Einkaufen auftauchte, wurde es klar. Es gab noch die letzten zwei Baguette von der Tanke und "spanischen Abend". Wir aßen, was so an Hängewurst, Allioli oder Oliven noch da war. "Zum Glück waren wir im Streckenrestaurant," dachte ich mir. Sonst wären die lieben Kleinen doch glatt verhungert.

Während unser Henning das Einkaufen versucht hatte, war mein Helm schon geputzt in der Coaching-Box abgegeben. Da sollte das one-way-Kommunikationskit drangebastelt werden, und ich wollte nicht zu spät damit anrücken. Nach und nach war dann auch der Rest meines Zeugs in der Box gelandet. Die anderen mussten Platz machen. Da stand sie nun, die kleine von Kinderhand verzierte Mopete, neben reichlich mit Lack und allerlei Schnickschnack glänzenden Geräten. Fast peinlich. Aber gut, es war wie es war. Ich hatte weder die Zeit, die Verkleidung ganz fertig zu reparieren, noch hatte ich übermäßig Interesse daran. Es war ein Einzelstück.

Ich sollte alles bekommen, was ich benötigte, sogar einen Kanister mit einem kleinen Rest, mit dem ich selbst tanken konnte. Was ich nicht hatte, war ein Tisch oder sonstiges, wo ich meinen Kram drauflegen konnte. Rustikal, aber nett. Und vor allem weit weg von unserem Henning und "Mamaaaaaa?"...

Endlich Urlaub.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von triple955i »

Moin,schöner Bericht,auch schön das du mich mal wieder erwähnst,jo das mit Sektdusche muss ich noch üben,ja und Osl so spät im Jahr ist doch recht frisch,aber hör bloss nicht auf zu fahren,ich brauch dich doch als Motivation
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von triple955i »

:P Auf dem Nachhause Weg wäre ich euch beinahe gefolgt
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Gerhard, schön, dass ich dir ein Beispiel sein kann, aber du musst mir nicht jede Linie nachfahren. :lol:




Ein wenig aufgeregt war ich schon. Wie das wohl morgen werden würde. Könnte ich überhaupt schneller? Und wie viel schneller könnte unser Henning noch?!? Am Ende dieses zweiten Tages hatte er 4 Sekunden Vorsprung. Und, werte Leserschaft, das kann man in Aragonien mit einer 1000er durchaus allein auf der Geraden gewinnen. Aber unser Henning hatte jetzt eine R6.

Und ich auch.

Er war schneller.


Ich vermisste mein dunkles Weizenbier, was ich extra für Assen bestellt, dann aber doch nie getrunken hatte. Es schmeckte im Gegensatz zu meinen Erwartungen ganz grausig, damals im August. Und dann war es beim Opa in der Bude stehengeblieben, wo ich genug damit zu tun hatte, mich selbst ins Auto zu befördern und keine Kapazitäten mehr für irgendein Bier übrig hatte.
Ja, das wäre jetzt schön. Und es hätte gut zum frischen Abend gepasst. So ab Sonnenuntergang wurde es empfindlich kühl, auch unter der Markise. Wir rückten enger zusammen, nur war die Kindschaft irgendwann so durchgefroren, dass sie einfach unter die Bettdecke musste. Wie gut war es, dass wir die tägliche Wäsche schon zusammen nach dem letzten Turn in unserer geheimen Geheimdusche im Geheimtower erledigt hatten. Massig Platz, gute Belüftung und eine Bank für die Klamotten. Jetzt noch irgendwen mit nassen Füßen aus der Dusche laufen zu lassen wäre reine Rabenelterei.

Sicher brauche auch ich meinen Schnellheitsschlaf. Aber es rappelt in der Birne. Ob Monsieur le Coach wohl was zum Meckern haben wird? Wird er auf Französisch meckern oder auf Englisch? Wird das teure Vergnügen überhaupt etwas bringen? Weil ich auf alle diese Fragen keinerlei Antwort habe, schlafe ich dann doch langsam ein.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Heute ist ein schöner Tag. Die Sonne scheint. Ich habe die schnelle Unterwäsche an. Die gute von Held. Mit einer Flasche Wasser und meinem Faltstuhl zockele ich in Richtung Coaching-Box. Glücklicherweise sind wir uns alle einig, dass ich vor zehn nicht fahre.

Mir ist doch etwas mulmig. Mit dem besten Frenglish, was ich habe, schildere ich mein Problem und was ich gerne von dem Coaching hätte. Er ist nett und hört brav zu. Und dann testen wir die Kommunikation. Alo, Alo? Ich höre was. Und es scheint laut genug zu sein. Der Monsieur wird mir mit einer Kamera hinterherfahren. Ich werde also alles auf Video bekommen, was wir heute zusammen fahren. Dachte ich...

Ich werde also in meinem rechten Ohr einen kleinen Monsieur sitzen haben.

Erste Kurve - ich höre FRANZÖSISCH. :banging: kann doch nicht wahr sein. Das passiert immer wieder, egal in welcher Sprache. Es hört sich ausreichend ordentlich an (die zwei Wörter, die ich kann) und dann quasseln die Leute los. Mein Frenglisch war so überzeugend, dass ich wohl eine Steilvorlage für ein Coaching auf Französisch geliefert habe. Er fährt mir brav hinterher. Das Französisch, was ich höre, ist auf jeden Fall zu leise. Dann fährt Monsieur le Coach auch mal vorne und dann weg. So schnell kann ich nicht abbiegen. Außerdem finde ich spontanes Verlassen der Strecke ohne vorherige Anzeige doof. Bei mir piepts. Dann ist der Turn zuende und ich kann den Helm absetzen. So schnell und so freundlich wie möglich versuche ich, klarzumachen, dass ich zwar, aber nicht sooo gut fahren, hören und zusehen kann und bitte für den nächsten Turn um die englische Version.

Auf meiner Uhr standen 2:16-17-18 und was mit Verkehr noch so möglich war. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt weder bekannt noch wichtig.

Wir schauen das Video. Monsieur le Coach hat nicht viel zu meckern. Auch, wenn mir das etwas peinlich ist, wie ich da um die Kurven biege. Wieder alles stock und steif, dabei wollte ich das doch gar nicht. Aber er hat einen Tipp für die kurveninnere Seite. Ich soll den Stummel doch lieber etwas eingedreht anfassen. Dann kommt der Ellenbogen automatisch mehr nach vorne und die Schulter auch. Hm. Da hatte ich nie drüber nachgedacht. Und ich lenke zu früh ein. Moaaah, wie konnte das passieren. :roll: Ich war eigentlich immer, also früher, sehr spät mit dem Einlenken, sogar so spät, dass es zu spät für das Vorderrad war. Danach gab ich mir Mühe, früher einzulenken. Deswegen wollte ich nicht mehr hinfallen. Und jetzt war es zu früh. :?
Und dann das Anbremsen vor der Corkscrew: "you brake here - I want you to break at 100." "same here" " and here." "here, you break at 200, not 300." Ooooh. Das auch noch. Mimimiii.

Während ich in meinem Faltstuhl versuche, die müden Beine, Arme und Schultern zu entspannen, sickert der Input langsam durch mein Gehirn. Anders anfassen...später einlenken. 100.200.

Der nächste Turn ist unser letzter vor dem Rennen. Ich nehme mir vor, gewissenhaft zu üben, aber mich nicht zu sehr auszupowern. Als ich den Helm aufsetze, habe ich den rechten Hörenstopfel absichtlich weggelassen, damit ich ja gut zuhören kann. Solange er hinter mir ist, klappt es koordinativ noch ganz gut. Ich höre sogar öfter "good". Und ich gab mir wirklich Mühe, denn nichts ist nervtötender als der beratungsresistente nicht lernfähige Schüler. Das wollte ich nicht sein.
Und dann fuhr er vor mir her. Und ich war verloren. Monsieur le Coach erklärte mir, was ich machen sollte auf Englisch, ja, aber mit französischem Akzent und Motorengeräusch im Hintergrund, während ich versuchte zu begreifen wie er fuhr, um dann hinterherzufahren. Egal ob mit oder ohne Affen. Das war nicht zu schaffen. Das rechte Ohr schaltete ab und ich versuchte, mich auf das reine Hinterherfahren zu konzentrieren.

Am Ende des Turns war ich fix und fertig. Und hatte nicht einmal mehr eine Stunde bis zum Rennstart. War ich überhaupt qualifiziert? Keine Ahnung, eventuell hatte die 2:15 gereicht. Aber wir waren hier mit schnellen Franzosen und Speer. Da hatte ich vielleicht doch nichts verloren.

Monsieur le Coach erklärt mir, dass ich doch mal eine Pause während der Fahrt machen sollte. Ich säße ja komplett aufrecht. Ich will das nicht glauben, aber er hat den Videobeweis. Er grinst mich an und sagt: "you need to put the boobs on the tank", ich entgegne, dass ich das doch schon täte, es wären nur ziemlich große Boobs. Wir lachen. Ernsthaft betrachtet versuche ich, mir eine Strategie auszudenken, wie ich noch platter auf den Tank passen könnte. Und da hat er auch einen Hinweis. Ich möge doch die Arme anwinkeln auf den Geraden und mal locker durchatmen. :shock: Das ist neu. Zumindest für mich. Für die Kollegen MotoGP eher nicht.

Und wie immer, die Linie ist nicht ganz schlecht, aber in der letzten Kurve, da muss ich noch mehr Schwung mitnehmen, kann noch weiter raus, noch schneller im Scheitelpunkt, noch weiter an das Bunte ran. Ich hatte endlich den Plan für das fehlende Drittel.

Irgendwann kommt Henning mit den kleinen Terroristen vorbei und bestätigt, dass ich tatsächlich starten darf. Jetzt aber schnell noch ein kleines Rennfahrermittag und dann ist es schon so weit. Mein rechtes Ohr dröhnt noch. Ich wusste nicht, dass die kleine R6 so laut ist. Kein Wunder, dass alle was gegen Rennstrecken haben. Vorm Rennen bloß die beiden Stopfel nicht vergessen...Tanken nicht vergessen...Airbag nicht vergessen...Pipi nicht vergessen.

Das 1000er Rennen läuft schon. Es gibt eine Verzögerung. Pipi nochmal nicht vergessen. Und was trinken. Und dann nochmal Pipi.

Ich bin fast gar nicht nervös. :mrgreen:
:horseshit:

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Beitrag von marq »

Hé hé hé, ça t'apprendra à parler le français avec un Français qui sait parler l'anglais! :D

Im Ernst, vielen Dank noch mal für all das hier!

Ich habe noch nie etwas von dieser Instruktor-Lehrling-Interkom-Geschichte gehalten. Und zwar exakt aus den von Dir geschilderten Gründen...

Viel Glück beim Rennen!
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Beitrag von Lutze »

marq hat geschrieben: Ich habe noch nie etwas von dieser Instruktor-Lehrling-Interkom-Geschichte gehalten.
Ich war echt verwundert das es dies gibt. Bin mal auf das Fazit gespannt, bisher hörte sich das fast eher an als wäre es sinnlos verbrannte Kohle. Kann mich aber täuschen.
Erfahrung ist eine gute Sache.Leider macht man sie erst kurz nachdem man sie gebraucht hätte!
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