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SV650 aus dem letzten Jahrtausend

Der Bereich für Eure Projekte, Um- und Aufbauten. Auch Tips und Tricks zu Feinheiten, aber keine Standardthemen wie: so wechselte ich die Bremsbeläge.

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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Ein Markierungs-Strich könnte auch 12PS anzeigen, vielleicht aber auch nur 9,5? Ansonsten hätten die zwei Messungen ja auch nur 30-35Nm. Hinterrad oder Kupplung ? Who knows? :wink:
Absolute Zahlen bei einem Rollenprüfstand sind sowieso mit größter Vorsicht zu genießen, da man sie aufgrund des Messprinzips für jedes Massenträgheitsmoment, eines jeden Motorrades, in jedem Gang neu kalibrieren müsste, damit das Ergebnis stimmt. Ein leichterer Lichtmaschinen Rotor bringt einem Motor kein Gramm mehr an Leistung, die Endgeschwindigkeit bleibt unverändert, trotzdem sieht man auf einem Rollenprüfstand ein deutliches PS Plus aufgrund der veränderten Dynamik. Hersteller nutzen nicht ohne Grund einen gebremsten Motorprüfstand.
Das Diagramm soll einen prozentualen Unterschied verdeutlichen für einen Motor, an dem Innen nichts von den Teilen getauscht wurde. Keine anderen Nocken, veränderter Ventiltrieb, andere Kolben oder bearbeitete Kanäle.
Im normal benutzen Drehzahlband von 7-11.000rpm hat sich die durchschnittlich abgegebene Leistung um 10% erhöht. Vorallem das Drehmoment Loch unter 8000rpm, worüber sich viele Fahrer zurecht beschwert haben, ist gestopft. Das sollte damit verdeutlicht werden.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von R6-Pille »

Knubbler hat geschrieben:Ein leichterer Lichtmaschinen Rotor bringt einem Motor kein Gramm mehr an Leistung, die Endgeschwindigkeit bleibt unverändert, trotzdem sieht man auf einem Rollenprüfstand ein deutliches PS Plus aufgrund der veränderten Dynamik.
Das haut mich jetzt um. :o
Damit würde auch ein leichterer Reifen ein PS Plus bringen da die Rolle schneller hoch beschleunigt wird.

Ich dachte immer dieser Effekt wird durch das Ziehen der Kupplung ausgeglichen.
Je leichter die rotierenden Massen an dieser Stelle sind desto schneller wird die Rolle auch wieder abgebremst.

Der gebremste Prüfstand beim Hersteller dient meines Wissens dazu die verschiedenen Lastzustände besser abbilden zu können.

Sorry, aber bitte hier noch mal eine kurze Stellungnahme von dir auch wenn du etwas im "Stress" bist.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von chris9 »

naja, wenn'st Kupplung ziehst ist der komplette primär strang weg. also letztlich auch gelogen.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von krad »

Knubbler hat geschrieben:Ein Markierungs-Strich könnte auch 12PS anzeigen, vielleicht aber auch nur 9,5? Ansonsten hätten die zwei Messungen ja auch nur 30-35Nm. Hinterrad oder Kupplung ? Who knows? :wink:
Die Drehmoment-Skala wird wohl x2 sein, also 69 Nm vs 75? :)
Ausgehend von den 86 PS ist es wohl am Rad.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

R6-Pille hat geschrieben:
Knubbler hat geschrieben:Ein leichterer Lichtmaschinen Rotor bringt einem Motor kein Gramm mehr an Leistung, die Endgeschwindigkeit bleibt unverändert, trotzdem sieht man auf einem Rollenprüfstand ein deutliches PS Plus aufgrund der veränderten Dynamik.
Das haut mich jetzt um. :o
Damit würde auch ein leichterer Reifen ein PS Plus bringen da die Rolle schneller hoch beschleunigt wird.
Ich dachte immer dieser Effekt wird durch das Ziehen der Kupplung ausgeglichen.
Je leichter die rotierenden Massen an dieser Stelle sind desto schneller wird die Rolle auch wieder abgebremst.
Der gebremste Prüfstand beim Hersteller dient meines Wissens dazu die verschiedenen Lastzustände besser abbilden zu können.
Ich antworte später darauf. Ausführlich wie gewohnt geht leider im Moment wirklich nicht.
Zuletzt geändert von Knubbler am Freitag 10. Juni 2022, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von R6-Pille »

@Knubbler

Sorry, habe schon selber meinen Denkfehler gefunden.
Aussage mit dem leichteren Lichtmaschinenrotor ... ist doch logisch.

Beim Ziehen der Kupplung wird das Trägheitsmoment von der kompletten Kurbelwelle inklusiv Rotor abgekoppelt.
......
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Genau, Logik siegt meistens :D
Der Rollenprüfstand kann die Leistung leider nicht direkt messen, aber macht dies indirekt, indem er die Zeit der Rollendrehung genau misst. Das ist auch schon der ganze Trick, die Formel lautet M=I*a

Drehmoment M [Nm] = Massenträgheitsmoment I [kg*m²] * Beschleunigung a [rad/s²] (von der Winkelgeschwindigkeit ω)

Was insofern logisch ist, wenn sich die Rolle mit gleichbleibender Geschwindigkeit dreht und sich nicht ändert, dann liegt kein Drehmoment an. Und Beschleunigung bedarf eben angelegtem Drehmoment. Das Massenträgheitsmoment der Rolle ist bekannt und Geschwindigkeit/Beschleunigung wird gemessen/abgeleitet. Somit hat man das Drehmoment und auch die Drehzahl, das kann man dann ganz leicht in Leistung umrechnen (ω*M*1,36/1000 = PS).
Das Problem bei dieser Art der Messung ist, es gibt eine Unbekannte und das ist das Fahrzeug auf der Rolle, denn das addiert sein Trägheitsmoment dazu und man weiß nicht wie hoch es ist. Daher muss es eine Kompensation der Unbekannten geben, quasi ein Durchschnittsmotorrad im Speicher.
Aber welchen Teil fügt nun ein Motorrad einem Prüfstand hinzu? Das kann man jetzt mühselig berechnen, indem man weiß, dass sich Trägheitsmoment quadratisch mit dem Übersetzungsverhältnis verhält, sprich Übersetzung von i=4 ergibt das 16-fache Trägheitsmoment. So kann man jetzt die einzelnen Stufen bis zu Kurbelwelle berechnen. Dazu muss man allerdings das Massenträgheitsmoment der einzelnen Bauteile kennen.
Wie gesagt, kann man die aufwendige Methode der einzelnen Stufen wählen, aber wenn man das schon mal gemacht hat, merkt man, die Stufen in der Mitte mit Kupplung und Getriebe haben fast keinen Einfluss auf das Ganze. Man kann es sich mit diesem Wissen also einfach machen und die Rotationsenergie des Kurbeltriebs, des Hinterrades und der Rolle vergleichen. Die Rotationsenergie (I*ω²) ist einfach die andere Seite der Medaille vom Trägheitsmoment, denn umso mehr Massenträgheitsmoment, umso mehr Energie muss investiert werden für die Drehung, auch das logisch. Beide Teile sind direkt miteinander verbunden durch die Übersetzung.
Wenn man jetzt also eine fette Honda Goldwing mit exakt kalibrierten 100PS und eine leichte 2t Rakete RGV250 mit auch 100PS auf der Rolle misst, dann liegt naturgemäß die Goldwing eine ganze Ecke unter und die RGV deutlich über 100PS im Ergebnis, denn beide weichen von dem Normalmotorrad ab im Trägheitsmoment. Aus diesem Grund hat auch der ausgebaute LiMa Rotor eine deutlich messbare Auswirkung. Wie viel genau, das hängt vom Verhältnis der Rotationsenergie ab. Ein Dynojet 250i hat beispielsweise eine mächtige 17kg*m² Rolle, während ein mobiler Traktal Prüfstand nicht mal 1kg*m² zusammen bringt.
Die Messung der Verlustleistung wird immer noch heiß diskutiert, denn sie findet eben nicht unter Volllast statt. Aber auch hier wird das gleiche Prinzip des Massenträgheitsmoments und der sich ändernden Geschwindigkeit angewendet. Jedoch bremst da vorallem Reibung und nicht das Trägheitsmoment des bereits beschleunigten Hinterrades. Ein schweres Rad könnte die Reibung sogar besser kompensieren. Stell Dir vor es hätte eine Tonne Gewicht. Dann hätte man erst furchtbar wenig Leistung bei der Messung und anschließend fast keine gemessene Verlustleistung, da das schwere Rad durch ein bisschen Reibung nicht wirklich gebremst wird. Und wie Du schon sagtest, der Kurbeltrieb ist von der Verlustmessung komplett ausgenommen.
Wie man sieht, ein Rollenprüfstand ist keine exakte Messung, denn er misst lediglich indirekt. Durch seine eigene sehr hohe Wiederholgenauigkeit (>1%) ist er allerdings optimal geeignet um Veränderungen unter ähnlichen Bedingungen zu messen. Genau dafür nutze ich ihn. :D

Hoffe das hilft soweit weiter. Aber eigentlich geht hier ja nicht um die Funktionsweise/Ungenauigkeit von Rollenprüfständen, sondern wie man es schafft der RS660 in einem Nachmittag Arbeit so eine Leistungs-Charakteristik zu verpassen, und das ganz ohne klassisches Motoren Tuning wo der Motor zerlegt wird und die Späne fliegen :wink:
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Hier hab ich noch einen kleinen Schnappschuss, welcher am Prüfstand entstanden ist und ein wenig davon zeigt, um was es geht. Wer meine Zylinderkopf Analyse aufmerksam gelesen hat, der wusste ja sowieso schon ungefähr, an welcher Stelle ich ansetzen werde. :wink:
Bis bald dann!
Bild
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von businesskasper »

Los, wann kannst du liefern, damit ich weiss, wann ich meine 660er bestelle. ;)
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Vielen Dank für das Interesse :D
Ich weiß noch nicht, ob ich in die Richtung gehen werde, etwas für die Aprilia anzubieten. Da hängt immer ein ziemlicher Rattenschwanz dran, den man auf den ersten Blick nicht sieht. Mein Interesse war/ist mich mit den Gründen der "schwachen Brust" der 660 zu beschäftigen und etwas daran zu verbessern.
Erstmal gehen die Modifikationen an die Fahrer, mit denen ich zusammenarbeite :wink:
Am Wochenende gab es bereits einen ersten Test im freien Training. Ein schneller Fahrer, welcher vorher auch schon mal die Basisversion der RS gefahren ist. Er hat unsere Version für 15min getestet und war positiv überrascht. Er meinte, man würde das Drehmoment deutlich spüren. Was ich auch schwer hoffen will, dass man 14% mehr Druck bei 7000rpm aus einer Ecke raus spürt :mrgreen:
Das ist vom Verhältnis, als hätte die 660er mit der originalen Drehmomentkurve satte 750ccm an der Stelle.
Aber wie schon erwähnt, das waren jetzt nur die ersten Tests. Es gibt noch viele Parameter, an denen gedreht werden kann. Man wird sehen was dabei raus kommt, bis jetzt bin ich zufrieden fürs Erste.
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