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SV650 aus dem letzten Jahrtausend

Der Bereich für Eure Projekte, Um- und Aufbauten. Auch Tips und Tricks zu Feinheiten, aber keine Standardthemen wie: so wechselte ich die Bremsbeläge.

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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Elle »

scm hat geschrieben:Also zumindest bei einteiligen Pleueln sind die Carillos meist sehr viel
schwerer als die Serienteile. Das liegt daran, daß sie am bigend nicht
einsatzgehärtet sind sondern einen eingepressten Laufring für's Nadel-
lager dort haben.
Z.B. 500er Yamaha Einzylinder: Serie 324g vs. Carillo 449g (Gesamtmasse)

Bei den geteilten Pleueln ist der Unterschied wohl weniger dramatisch.

Gruß
Sven
Das kann ich bei einteiligen Varianten für KTM Motoren so nicht bestätigen. Die letzten hatten keinen eingepressten Laufring. Schwerer waren die aber trotzdem, in jeder Hinsicht.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von scm »

Hab grad mal nachgeschaut, offenbar haben nur die "klassischen" Carrillos
in H-Beam Ausführung den separaten Laufring, nicht die Versionen mit I-Profil.
Jetzt aber back to topic ...
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Elle hat geschrieben:H-Schaft Pleuel sind irgendwie Mode im Moment.

Kannst Du mal Gewichte angeben? Also gesamt, oszillierend und rotierend? Jeweils Serie und Carillo?
Also von den gezeigten Pleuel kann ich es nicht angeben, da sie nicht mir gehören. Hoffentlich verständlich.
Aber von der SV kann ich die Werte gerne als Beispiel angeben.

Bild

Das SV Pleuel hat 391g: Rotierend 293g - 98g Oszillierend
SV Carillo Pleuel hat 383g: Rotierend 282g - 101g Oszillierend

Die rotierenden Massen lassen sich ja sowieso komplett ausgleichen und bei der SV generell kein Thema, denn da kann man im Fall bis zu 3kg an Kurbeltrieb und Lichtmaschine los werden.
Die 3g mehr oszillierende Masse sind auch kein Thema, erstens weil man mit entsprechenden Schmiedekolben schnell 20g sparen kann. Zweitens sind beim 90° V2 die Massenkräfte der 1. Ordnung mit entsprechender Wuchtung ausgeglichen, und dass sich die 2. Ordnung mit der geringeren Amplitude groß auswirkt, dreht die SV nicht hoch genug.
Bei manchen Motoren ist das H Schaft Pleuel aber auch deutlich schwerer als die Serie, das stimmt.
Ich persönlich würde die H-Schaft trotzdem verwenden, da ich mit Serienpleuel schon unschöne Sachen gesehen habe. Hier wieder zwei SV Beispiele (Nein, keine Motoren von mir :wink: )

Bild

Bild

Das Pleuel ist abgerissen und der Rest hat noch ein paar Runden im Gehäuse gedreht, deshalb der 90° Knick. Dabei hat es den anderen Kolben zerschlagen und die Laufbuchse abgetrennt, das ist der Ring da unten im Gehäuse.


Hier noch ein Fall:

Bild

Bild

Das Pleuel hatte keine Lust mehr auf die stickigen Blow-By Gase im Gehäuse, ist abgerissen und wollte mal ein bisschen Frischluft schnappen :wave:
Dabei wurde das Gehäuse hinter dem Anlasser durchschlagen, der weggerissen und massig Öl verteilt.
Wäre jetzt nichts was ich gerne erleben möchte.
scm hat geschrieben:Ja, die machen was her, die Carillos!
Woher weiß man eigentlich, daß sie besser sind als die Originalen?
Wissen ist immer so eine Sache ohne detaillierte Analyse. Aber wenn mal man davon ausgeht, dass die Serie und Carillo aus dem selben Material geschmiedet werden, dann bleibt immer noch die Form als Unterschied. Die Querschnittsfläche in der Mitte ist beim Carillo etwas größer, von daher wäre es in der Zug Belastung bei hohen Drehzahlen schon mal etwas stabiler. Auf der Druck Seite ist das Pleuel durch seine T-Träger Form stabiler gegen Knicken.
Und wie schon erwähnt am aller wichtigsten, der Look ist einfach spitze 8)
Zuletzt geändert von Knubbler am Donnerstag 28. Juli 2022, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Elle »

Die Knicksicherheit beim H Pleuel ist natürlich größer. Dafür macht es die Biegeverformungen des Kurbeltriebs nur etwas widerwilliger mit.

Kannst Du Makroaufnahmen der Bruchfläche an dem abgerissenen Serienpleuel machen? War an dem explodiertem Motor am Schwungrad / LiMa Rotor "manipuliert"? Wie sieht das Tragbild der Lagerschalen aus?
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Kurbelwelle und Polrad waren Serie. Die Lagerschalen hab ich nicht mehr, sahen aber ganz normal aus, bis auf die Seitenkräfte durch Pleuel umbiegen.
Wer sich mit Bruchstellen gut auskennt, darf gerne aufklären :D

Bild

Bild

Edit: Thema wird HIER fortgeführt
Zuletzt geändert von Knubbler am Donnerstag 28. Juli 2022, 15:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von cider101 »

Das kenne ich - meine Thunderace meinte anno 2014 auf der Parabolica in HH auch, dass sie lieber einen auf Triumph machen würde und hat eine Pleuel und Kolben raus geschmissen... bei mir wars das untere Pleuelauge welches gebrochen ist. Bis auf die Kühlerschläuche war nicht mehr viel zu gebrauchen.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Eventuell werde ich mal bei Gelegenheit ein paar zerstörte Teile in die Materialanalyse geben, bestimmt interessant.

Zurück zu den Yamaha MT Teilen. Da muss als Nächstes die Ausgleichs- und Kurbelwelle gewuchtet werden.
Die Ausgleichswelle ist im Vergleich zur Kawasaki ER6 zum Beispiel, ist ziemlich winzig.

Bild

Leider fehlt es ihr an Gewicht und zum Aufschweißen ist kein Platz im Gehäuse. Da bleibt nur der Weg über Schwermetall Stopfen, um das Gewicht zu erhöhen und den Schwerpunkt nach außen zu verschieben. Damit sollen die Massenkräfte der 1.Ordnung ausgeglichen werden, sie dreht also mit Kurbelwellen Drehzahl.

Bild

An der Welle befinden sich keine organischen Freiformen, also konnten sie super ins CAD übertragen werden. Durch Stopfen mit höherer Dichte im richtigen Abstand, lässt sich das Ausgleichsgewicht dann auf die neuen Pleuel und Kolben anpassen.

Bild

Für die Kurbelwelle wurden erst die neuen Meistergewichte errechnet und Rohlinge aus Stahlplatten geschnitten mittels Feuerstrahl.

Bild

Diese wurden dann zu schraubbaren Gewichten für die Hubzapfen bearbeitet.

Bild

Bild

Jetzt die große Frage, die Kurbelwelle ist bereit um dynamisch gewuchtet zu werden, aber die normale Firma dafür hat bis Anfang Januar zu. Kennt jemand jemand, der einen kennt mit dynamischer Wuchtmaschine? Am besten natürlich irgendwo in Südbayern, aber Post geht natürlich auch. Das wäre klasse :D
Zuletzt geändert von Knubbler am Donnerstag 28. Juli 2022, 15:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von scm »

Merkwürdige Gestaltung der Hubscheiben ... die jeweils
äußeren sehen ja aus wie man es erwartet, aber die am
mittleren Hauptlager, scheint nicht so als ob deren Schwer-
punkt gegenüber dem Hubzapfen liegt?
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von Knubbler »

Ja die Wangen sehen tatsächlich merkwürdig aus und die ganze Kurbelwelle hat auch einige Pfunde zu viel auf den Rippen. Aber ist ja nicht meine Welle und aus Erfahrung kann ich sagen, es ist ein riesen Aufwand mit dem erleichtern und der Nachbearbeitung, also bleibt es beim Wuchten :D
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Re: SV650 aus dem letzten Jahrtausend

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Beitrag von froetz »

Ist die Form vielleicht der Zündfolge geschuldet? Wäre für mich als mehr oder weniger Ahnungslosen evtl. eine Erklärung.
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