Kettenspannerschraube abgerissen

[techam]

Deine Schraube hat aber mit ziemlicher Sicherheit gefressen, wenn
sogar der volle Kerndurchmesser beim Losschrauben abreißt.

Mit ziemlicher Sicherheit, ja. Manchmal ist aber die Schraube "überkontert" worden und
dadurch eingerissen. Dann kann es durchaus passieren daß sie erst beim wieder Lösen
ganz abreißt. Sprich es wäre einen Versuch wert mit so einem Teil, aber da ist höchste
Vorsicht geboten: wenn der dann auch noch abschert fängt der Spaß erst an, die Dinger
sind um einiges härter als die Schraube und entsprechend schlecht zerspanbar.

Möglich ist das natürlich, dass die Schraube vorgeschädigt war, aber selbst in dem Fall ist es immernoch nötig gewesen dass die Schraube beim Herausdrehen ein signifikantes Drehmoment erfahren hat, was auf ein mindestens sehr schwergängiges Gewinde hindeutet. Und dann wirds mit den ganzen zuvor genannten Tricks, ob Mutter anschweißen, Linksausdreher, Einschlagausdreher, Radiale Körnerschläge usw schon sehr schwer.

Und wie du sagst, wenn ein Ausdreher abbricht, dann ist mehr oder weniger vorbei mit Hausmitteln.

Die BGS-Dinger werden sicher nicht so extrem sein, aber das Set das ich habe ist bis etwa 62 HRC Randschichtgehärtet. Da ist dann mit VHM schon fast kein Beikommen mehr und man muss auf Funkenerrosion setzen.

Mir ist mal soein Ding in einem Motocross Motor abgebrochen. Auchnoch unterhalb der Gewindeoberkannte. Durch den schrägen Bruch war selbst mit hartmetall kein Anfang zu bekomen. Am Ende konnten wir den Motorblock nur retten indem wird Ausdreher und Schraubenrest mit einem Schlagdorn einfach gewaltsam nach hinten durch das Gewinde getrieben haben, sodass die Gewindeflanken abgeschert sind. Der Motor wäre dabei aber fast drauf gegangen.

Das ist einer der Gründe warum ich alle Gewinde nurnoch direkt durch ausbohren und Helicoil-Einsatz repariere, seit dem habe ich wesentlich weniger Ärger mit sowas. In 99% der Fälle funktioniert das beim ersten Anlauf und geht auchnoch schneller.

MfG Christian

[gixxn]

Grundsätzlich würde ich das jemanden machen lassen der Erfahrung hat mit solchen Arbeiten.
Vielleicht findest du eine ordentliche Schlosserei in deiner Nähe, die sollten dann auch das passende Werkzeug haben.
Bitte keinen Linksausdreher verwenden, das kannst du zu 99% vergessen, wenn die wirklich beim Rausdrehen abgerissen ist.

Nur was ich nicht verstehe, warum hier gleich von Gewindereparatur (Helicoil etc.) gesprochen wird.
Wenn man das sauber ausbohrt bis zum Kernlochdurchmesser, kann man den Rest mit dem Gewindeschneider
wieder nachschneiden. Das ist normal kein Problem und geht mit Geduld und viel Gefühl.
Am besten mit einem guten alten 3er Set (Vor-, Mittel- und Fertigschneider), so kannst du die Belastung auf den
Gewindebohrer minimieren.

Wie gesagt, ist keine Arbeit für Anfänger.
Entscheidend ist hier viel Geduld, Erfahrung und das richtige Werkzeug.

Eine Schwinge im eingebauten Zustand hat natürlich den Vorteil dass die Schwinge nicht eingespannt und gehalten werden
muss. Dieser Vorteil ist nicht zu unterschätzen bei solchen Bohrarbeiten.
Also wenn du weißt was du tust, kann man es als erstes auch so probieren.

Ansonsten Schwinge ausbauen und ab in eine Schlosserei damit.
Und bei der Gelegenheit gleich die Schwingenlager kontrollieren und ggf. wechseln.
Oder du bekommst eine gute, gebrauchte Schwinge. Das wäre wohl (abgesehen von den Kosten), die einfachste Lösung.



gruß gixxn

[Lutze]

Wenn man das sauber ausbohrt bis zum Kernlochdurchmesser, kann man den Rest mit dem Gewindeschneider
wieder nachschneiden.

Ich habe es noch nicht erlebt das die Schraube wenn sie mit langsam größer werdenden Durchmesser ausgebohrt wird sie sich nicht kurz vor erreichen der Gewindegänge dann doch ausgedreht hat bzw. wenn man nicht aufpasst nach innen verschwand. Mit dem Gewindeschneider kann man dann natürlich trotzdem ran um sicher zu sein das das Gewinde sauber ist.

[kadett 1]

normalerweise hätte ich gesagt, schweiß eine mutter drauf, aber da könnts wirklich probleme mit der temperatur geben.

Keine Angst ne 10er schwarze Mutter drauf geschweißt und fertig. Kann jeder Schlosser oder kfz/Lkw schlosser draufbruzzeln. Kurz warten und dann enfach heraus drehen. Funktioniert so auch bei Krümmerstehbolzen etc.

[navisus]

Wie schon gesagt, da würde auch hochfester schraubenkleber reichen.

[kadett 1]

Die Wärme Einwirkung ist aber bei Kleber eher gering

[Box17]

Fast alle hier aufgeführten Lösungsansätze, außer die unsäglichen Linksausdreher, habe ich schon mit Erfolg in diesen Fällen ausprobiert. Manchmal war es erst im zweiten Anlauf der richtige Weg.
Gut geholfen hat fast immer Wärme. Ob von außen, z.B. Heißluft oder Lötlampe, von innen über aufschweißen oder über Wärme durch Reibung.
Wichtig fand ich immer vorher zu überlegen, wie ein Plan -B- noch umzusetzen ist...

Und ursächlich waren fast immer 2 Dinge:
- übermäßiges Anziehen der Kontermutter und damit Schwächung der Schraube, wie von SCM erwähnt.
- Kontaktkorrosion der Schrauben (meist aus Stahl) mit dem Muttergewinde (meist ein Leichtmetalllegierung).
Nicht vorhandene Schmierung trocken eingesetzter Schrauben, einwirkendes Wasser und Salze sowohl von außen als auch von der Innenseite des Schwingenholmes, z.B. begünstigt durch fehlende Ablaufbohrungen, hat da viel geschadet.

Wenn ich das Muttergewinde nicht mehr retten konnte, weil mir z.B. der Bohrer doch zu weit verlaufen ist, habe ich auch mit Gewindeeinsätzen gearbeitet. Helicoil meist als erste Wahl wegen des geringen Platzbedarfes und weil die Einsatzlänge exakt anzupassen ist. Ansonsten Time-Sert Buchsen. Die benötigen aber meist mehr Material im Durchmesser und in der Tiefe und die Einsatzlänge der Buchse ist fix.

Nach dem Einstellen des Kettendurchhanges die Achse festziehen, die geschmierten Spannerschrauben nur an die Einstellblöcke beidrehen (nicht festziehen, bis sie sich durchbiegen) und die Kontermutter handwarm anziehen.