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RN32 Motorschäden

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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von CP4enginecrack »

scm hat geschrieben:
CP4enginecrack hat geschrieben: Wie schwer sind die Pleuel?
Laut Carillo-Katalog für die R1 ab BJ 2015:
total 290 / rotating 215 / reciprocating 75

Wenn das nicht exakt mit den Werten der Serienpleuel übereinstimmt
wird der Motor damit wahrscheinlich stärker vibrieren, die Befürchtung,
er würde sich "auflösen" scheint mir übertrieben ...

Gruß
Sven
Danke für die Info.
Hab da aber eine andere Info im Netz gefunden
https://www.bikeside.de/Satz-CARRILLO-P ... euel-315gr

Die Serienpleuel haben laut Werksangaben ein Gewicht von 276g plus minus Tolernanz.
Das heißt, dass die CP Pleuel um 39g schwerer sind als Serie. Den Massenausgleich den Yamaha ausgelegt hat, passt somit nicht mehr und der Motor wird mit Sicherheit stärker vibrieren. Diese Vibrationen belasten das Gehäuse & Kurbelwelle unnötig und wird mit der Zeit Beschädigungen herbei führen.
Da wundert es mich nicht, dass es bei EDR Performance (ein amerikanischer Tuner) sehr viele Kurbelwellenschäden gab.
Ein solcher Eingriff in hoch dynamische System fordert mehr als eine Wuchtung der Kurbelwelle mit Meistergewichten. Es muss auch der Momentenausgleich 2ter Ordnung geändert werden.
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von scm »

CP4enginecrack hat geschrieben: Hab da aber eine andere Info im Netz gefunden
https://www.bikeside.de/Satz-CARRILLO-P ... euel-315gr
Ja, das passt auch zur Angabe im Carillo Katalog:
die älteren Pleuel (bis 2014) haben 315g,
die neuere Version (ab 2015) nur 290g.
https://cp-carrillo-catalog.cld.bz/CP-C ... g2021/156/
(rechte Seite ganz unten)
Die Serienpleuel haben laut Werksangaben ein Gewicht von 276g plus minus Toleranz.
Dann wären die Carillos 5% schwerer. Das entspricht gewisser-
maßen 2,5% mehr Drehzahl, also z.B. 12300 statt 12000/min.
Ohne dir zu nahe treten zu wollen: in welcher Größenordnung
liegt die Schwächung deiner Pleuel durch die Buchse im smallend?

Den Massenausgleich den Yamaha ausgelegt hat, passt somit nicht mehr und der Motor wird mit Sicherheit stärker vibrieren. Diese Vibrationen belasten das Gehäuse & Kurbelwelle unnötig und wird mit der Zeit Beschädigungen herbei führen.
Das ist schon richtig, zweifellos erhöht sich die mechanische Belastung durch
schwerere Pleuel, die Frage ist halt, um wieviel, und: "kann der Motor das ab?"

Ein solcher Eingriff in hoch dynamische System fordert mehr als eine Wuchtung der Kurbelwelle mit Meistergewichten.
Es muss auch der Momentenausgleich 2ter Ordnung geändert werden.
Nein, da irrst du: egal ob flat- oder crossplane, ein 4Zylinder Reihenmotor hat
keine freien Momente 2. Ordnung, solange nur die oszillierenden Massen aller
Zylinder gleich sind. Auch wenn die Carillos schwerer sind als die Serienpleuel,
das ändert in dieser Hinsicht überhaupt nichts.
Was sich ändert sind die Momente erster Ordnung, aber da kann offenbar oben
genannte Firma GW Abhilfe schaffen, und ja!, auch beim bigbang (crossplane),
sonst würden keine Meistergewichte verwendet.

Viele Grüße
Sven
Zuletzt geändert von scm am Samstag 20. November 2021, 21:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von Junkie »

CP4enginecrack hat geschrieben: Wuchter er auch Kurbelwellen vom Big Bang.?

Glaube schon. :wink:
IMG_20211120_215048.jpg
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von CP4enginecrack »

scm hat geschrieben:
CP4enginecrack hat geschrieben: Hab da aber eine andere Info im Netz gefunden
https://www.bikeside.de/Satz-CARRILLO-P ... euel-315gr
Ja, das passt auch zur Angabe im Carillo Katalog:
die älteren Pleuel (bis 2014) haben 315g,
die neuere Version (ab 2015) nur 290g.
https://cp-carrillo-catalog.cld.bz/CP-C ... g2021/156/
(rechte Seite ganz unten)
Die Serienpleuel haben laut Werksangaben ein Gewicht von 276g plus minus Toleranz.
Dann wären die Carillos 5% schwerer. Das entspricht gewisser-
maßen 2,5% mehr Drehzahl, also z.B. 12300 statt 12000/min.
Ohne dir zu nahe treten zu wollen: in welcher Größenordnung
liegt die Schwächung deiner Pleuel durch die Buchse im smallend?

Den Massenausgleich den Yamaha ausgelegt hat, passt somit nicht mehr und der Motor wird mit Sicherheit stärker vibrieren. Diese Vibrationen belasten das Gehäuse & Kurbelwelle unnötig und wird mit der Zeit Beschädigungen herbei führen.
Das ist schon richtig, zweifellos erhöht sich die mechanische Belastung durch
schwerere Pleuel, die Frage ist halt, um wieviel, und: "kann der Motor das ab?"

Ein solcher Eingriff in hoch dynamische System fordert mehr als eine Wuchtung der Kurbelwelle mit Meistergewichten.
Es muss auch der Momentenausgleich 2ter Ordnung geändert werden.
Nein, da irrst du: egal ob flat- oder crossplane, ein 4Zylinder Reihenmotor hat
keine freien Momente 2. Ordnung, solange nur die oszillierenden Massen aller
Zylinder gleich sind. Auch wenn die Carillos schwerer sind als die Serienpleuel,
das ändert in dieser Hinsicht überhaupt nichts.
Was sich ändert sind die Momente erster Ordnung, aber da kann offenbar oben
genannte Firma GW Abhilfe schaffen, und ja!, auch beim bigbang (crossplane),
sonst würden keine Meistergewichte verwendet.

Viele Grüße
Sven

Deine Rechnung mit 2,5% mehr Drehzahl verstehe ich nicht ganz. Die musst du mir genauer erklären.

Die Schwächung durch die Bearbeitung am Smallend des Pleuel ist ziemlich hoch, da hast recht. Jedoch ist der Schaft des Pleuel in der Berechnung noch wesentlich kritischer. In der Berechnung war zu sehen, dass die Lebensdauer am Smallend noch 33% höher ist als am Schaft, deshalb konnte die Buchse ohne bedenken unter Berücksichtigung von Temperatureinfluss und Vorspannkräfte durch Verpressung eingebaut werden.

Vergleichend wurden noch andere Pleuel berechnet welche ohne Problem 15000km standhalten. Die Werte sind annähernd gleich.

Hast du dir den Massen-Momentenausgelich der R1 CP4 mal genauer angesehen?
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von scm »

CP4enginecrack hat geschrieben: Deine Rechnung mit 2,5% mehr Drehzahl verstehe ich nicht ganz. Die musst du mir genauer erklären.
Ja, das war ein bißchen aus der Hüfte geschossen und auch nicht ganz richtig,
weil zu pessimistisch. Also nochmal von vorn:
wenn man an einem Motor schwerere Kolben oder Pleuel verbaut, dann erhöhen
sich dadurch die (bei vorgegebener Drehzahl) wirkenden Massenkräfte, also
die Kräfte, die über's Pleuellager am Hubzapfen wirken. Der Zusammenhang
"je mehr Masse, desto mehr Kraft" ist linear, wenn die Masse um 5% erhöht
wird, vergrößert sich die Kraft ebenfalls um 5%.
In unserem Fall wird das Pleuel um 5% schwerer. Insgesamt erhöhen sich
die bewegten Massen jedoch weniger, der Kolben, der eine ähnliche Masse
hat wie das Pleuel, bleibt ja unverändert (das hatte ich oben nicht berück-
sichtigt). Also gehen wir mal davon aus, daß durch den Einbau der Carillos
die bewegte Masse um 2,5% wächst. Jetzt kann man fragen: "Ist das viel
oder wenig?", und um das zu beantworten, bin ich auf die Drehzahl überge-
gangen. Mehr Drehzahl erzeugt ebenfalls höhere Massenkräfte, aber dies-
mal ist der Zusammenhang nicht linear, sondern quadratisch (doppelte Drehzahl
verursacht 4fache Kraft). Die oben erwähnte 2,5% höhere Massenkraft ent-
steht beim Serienmotor trotz der geringeren bewegten Massen also dann, wenn
er 1,25% höher dreht. Im Endeffekt bedeutet das: der Motor mit den Carillos
erzeugt bei 12.000/min dieselben Massenkräfte, wie es der Serienmotor erst
bei 12.150/min tut. Oder anders gesagt: wenn es dir gelingt, das Drehzahl-
niveau nur minimal niedriger zu halten als normal, ist dieser Nachteil der
schwereren Pleuel ausgeglichen.

Die Schwächung durch die Bearbeitung am Smallend des Pleuel ist ziemlich hoch, da hast recht. Jedoch ist der Schaft des Pleuel in der Berechnung noch wesentlich kritischer. In der Berechnung war zu sehen, dass die Lebensdauer am Smallend noch 33% höher ist als am Schaft, deshalb konnte die Buchse ohne bedenken unter Berücksichtigung von Temperatureinfluss und Vorspannkräfte durch Verpressung eingebaut werden.
Ah, du hast das simuliert!? Das ist natürlich profimäßig!
(gefällt mir eh gut was du da machst!)

Hast du dir den Massen-Momentenausgelich der R1 CP4 mal genauer angesehen?
Ja. Ich will hier kurz beschreiben, was sich durch den Einbau der schwereren Pleuel
ändern würde. Gehen wir mal davon aus, der Kurbeltrieb des Serienmotors wäre perfekt,
also alle Kolben und Pleuel gleich schwer und mit identischer Gewichtsverteilung, alle
Gegengewichte an den Hubwangen gleich und mit genau der theoretisch benötigten
Unwucht. Dann ist der Motor, wenn die Ausgleichswelle genauso perfekt ist, kräfte-
und momentenfrei bis zur 2. Ordnung (darüber hinaus müßte ich es mir noch überlegen,
aber diese höheren Ordnungen sind so schwach, daß sie in der Praxis eh keine Rolle
spielen).Wenn wir jetzt die Pleuel durch 4 identische, aber schwerere Carillos ersetzen,
passiert Folgendes:
Kräfte 1. Ordnung: unverändert ausgeglichen
Momente 1. Ordnung: erhöhen sich
Kräfte 2. Ordnung: unverändert ausgeglichen
Momente 2. Ordnung: unverändert ausgeglichen
Ein Vorteil der crossplane-Kurbelwelle, der völlige Ausgleich der 2. Ordnung, bleibt dir
also auch mit den Carillos erhalten, kümmern mußt du dich wenn überhaupt nur um
die Momente 1. Ordnung. Dazu müßte die Kurbelwelle neu gewuchtet werden, die
Firma GW bietet das an (im Gegensatz zu einer herkömmlichen flatplane-Kurbelwelle
müssen dazu Meistergewichte angebracht werden, was die ganze Sache etwas
aufwendiger/teurer macht). Im Prinzip wird dazu dann an nur zwei Stellen Material
aufgebracht (oder gegenüber entfernt). Eigentlich müßte das an jedem einzelnen
Gegengewicht geschehen, aber die Verteilung der Unwucht auf der Welle kann man
mit einer Wuchtmaaschine nicht kontrollieren, sondern nur, wie sich die Welle ins-
gesamt
verhält, leider. Und wenn du's ganz genau haben wolltest, müßte eigentlich
auch die Unwucht der Ausgleichswelle vergrößert werden, aber das ist schwierig
und vor allem das Ergebnis mit vertretbarem Aufwand nicht zu kontrollieren.

Zum Schluß noch ein Hinweis: der crossplane R1 Motor mit der Ausgleichswelle hat
von allen 4Zylindern den besten Massenausgleich. Wenn du da minimal was änderst,
ist er in dieser Hinsicht immer noch besser als ein konventioneller flatplane Motor
ohne AGW.

Viele Grüße
Sven
Zuletzt geändert von scm am Sonntag 21. November 2021, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von Wursti »

Vielen Dank für eure Antworten!

Das Thema scheint ja doch sehr komplex zu sein. Machen die 14 Gramm mehr (290 Carrillo zu 276 Yamaha) je Pleuel für Nicht-WM-Fahrer den Unterschied? Selbst wenn da 5 PS fehlen wäre es mir egal, hauptsache der Eimer ist haltbar und das Motorgehäuse bleibt ohne Loch.

Edit: Firma GW bietet ihre Leistungen übrigens nur für Firmenkunden an, zumindest war das vor ein paar Jahren so.
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von scm »

Wursti hat geschrieben: Firma GW bietet ihre Leistungen übrigens nur für Firmenkunden an, zumindest war das vor ein paar Jahren so.
Ja, stimmt, aber das ist doch kein Problem, dann läuft der Kontakt eben über den Yamaha-Händler des Vertrauens ...
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von Junkie »

Wursti hat geschrieben: Edit: Firma GW bietet ihre Leistungen übrigens nur für Firmenkunden an, zumindest war das vor ein paar Jahren so.
Das ist auch immer noch so, aber
Da finden sich doch im Regelfall Möglichkeiten.
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von CP4enginecrack »

Analyse vom Referenzpleuel[attachment=0]IMG_20220420_075023.jpg
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Re: RN32 Motorschäden

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Beitrag von Acki84 »

Und was hat die Kernhärtemessung ergeben?
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