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Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

Alles rund ums Thema Racing bzw. was in anderen Rubriken nicht wirklich passt,
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von briese159 »

Welche 3 Sekunden? Deine oder alles was möglich ist?
Yamaha R1 Racing Parts!!
https://bfracing.de/shop4/
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  • Boo Offline
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von Boo »

Bei den meisten Fahrern vermutlich die persönlichen. Machst halt mal nen Test und fährst nen halben Tag lang komplett ohne Hangoff und schaust die Rundenzeit an.
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von werko#2 »

Servus,

Wie im Fahrwerksbuch "Motorradfahrwerke perfekt abgestimmt" beschrieben und bei unzähligen Testfahrten und Messungen mit 2D-Lenkkraftsensoren festgestellt, kann ichs nur wiederholen:

Ein Motorrad reagiert bei Richtungswechseln überwiegend auf den Lenkimpuls, also dem Verdrehwinkel des Lenkers, bzw. des Vorderrades. Eine Gewichtsverlagerung des Fahrers kann diesen Vorgang zwar unterstützen, aber niemals eine präzise und vorallem schnelle Kurvenfahrt einleiten. Ausgiebige Versuche mit einer Kawasaki Z 1000 und einem am Rahmen befestigten zweiten Lenker, der also keinerlei Lenkimpulse auslösen kann, demonstrierte dies klar und deutlich. Weder der Schenkeldruck am Tank, noch das bewusste belasten einer Fußraste erzeugte den gewünschten Richtungswechsel. Bis etwa Tempo 100 km/h legt das Motorrad bei der Nutzung des Starrlenkers einen extrem instabiles, unberechenbares Fahrverhalten an den Tag, dass weder durch Gewichtstransfer noch sonstigen Hokuspokus in den Griff zu bekommen ist. Einzig und allein mit der sanften aber gezielten Drehbewegungen des Lenkers kann die Kawasaki präzise und sicher auf der Linie gehalten werden.

Lenkimpuls, sonst bewegt sich nix am Motorrad, egal ob Sumo oder Supersportler. Wir habens mit Horst Gräf von Speer Racing für die Fahrversuche und Aufzeichnungen für das Fahrwerksbuch ausgiebig mit der oben erwähnten Z 1000 und oben montiertem Starrlenker ausprobiert.

Gruß Mini
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von nilz »

Und so etwas dachte ich mir…
Also nicht vom gravierenden Ergebnis her, sondern vom Versuchsaufbau. Gibt doch so viele, die beruflich mit Kraft/weg/sensorik zu tun haben…
Und das hatte noch keiner getestet… ^^

Ein großes Danke an werko#2…
Zahlen, Daten, Fakten…
~ TRT ~ TrottelRacingTeam...
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von wizzard »

briese159 hat geschrieben:Welche 3 Sekunden? Deine oder alles was möglich ist?
deine 3sekunden ... :barney:

...die Goldwaage des tages wurde soeben vergeben ...

würde mich wundern wenn jemand hier zwischen "Messer zwischen den Zähnen" und "etwas Druck rausnehmen" mehr als 3 Sekunden langsamer ist...

für den einen sind 1.42 halt volle kanne und 1.45 gemütlich... für den anderen 1.55 und dann 1.58...
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von oso_de_la_nariz »

Interessante Diskussion:
Schau Euch mal den hier an
https://www.youtube.com/watch?v=X1MpHH4QQZE
Ab 6:20 wirds interessant.

Und dann gab es ja auch noch den hier ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=UYsqkN_c3h0

Zusammengefasst könnte man sagen, dass man auch (schnell) fahren kann ohne Körpereinsatz.
Aber ich habe kein Video gefunden wo demonstriert wird, dass man nur mit Körper um die Ecke kommt.
Wahrscheinlich geht das schon, aber nicht wenns zackiger gehen muss.
Das Problem ist wohl eher, dass die meisten den Lenkimpuls umbewusst geben - unabhängig davon ob man am Lenker zieht oder den drückt.
----> Alles ist lernbar. Intelligenz erkennt man erst an der Kreativität des Lösungswegs. <----

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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von werko#2 »

Servus,

Wir hatten vor längerer Zeit in MOTORRAD einen Handlingtest mit unterschiedlich schnellen/guten Fahrern auf der Honda CBF 600. Dort war ein Lenker mit 2D Sensoren montier (Foto unten), der die Lenkkraft über Dehnmessstreifen gemessen hatten. Je schneller die Fahrer durch den Slalomparcours gefahren sind, desto höher waren die Lenkkräfte. Die "Tester" waren ganz normale Motorradfahrer, die von Lenkimpuls, Massenkraft, rotierende Massen keine blassen Schimmer hatten. Aber je zackiger sie den Slalom und die Ausweichsimulation gefahren sind, desto mehr haben sie am Lenker gezogen. Bei denen, die nicht zurecht kamen, haben wir dann auf den Lenkimpuls hingewiesen, also nicht am Tank drücken oder sich in die gewünschte Kurvenrichtung lehnen, sondern außen ziehen oder innen drücken- und schwupps, waren die um Welten schneller und schräger unterwegs. Wie gesagt, auch über dieses Thema ist im Buch einiges aufgeführt, genau so, wie zum Thema Druck auf die Fußrasten, um den Grip zu erhöhen. Was ganz einfach nicht möglich ist, weil man sich auch nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kann. Wobei ich selbst fast auf dieses Idee hereingefallen bin. Beim Motocross Training ist mir aufgefallen, dass ich beim Kurvenfahren, speziell in den Anliegern, enger fahren kann, wenn ich das kurvenäußere Knie an den Tank presse. Was ja soviel heißen würde, dass ich damit eine Kraft auf das Motorrad ausüben könnte. Abends in der Werkstatt bin ich dann nochmal auf die EXC 450 aufgesattelt und hab probiert was passiert, wenn ich vorn am Tank sitze und das linke Knie/Oberschenkel an den Tank presse? Eigentlich garnix. Oder? Genau, die Krafteinleitung links am Tank hatte zur Folge dass ich als Gegenkraft den Lenker nach Links einschlug. Einen Lenkimpuls also nach rechts erzeugte. Und genau dieses "unbewusste" Lenken,dass auch der wirklich erfolgreiche WM-

Superbiker Matthias Neukirchner beschreibt. Schnell und vor allem ganz schnell Motorradfahren ist zu 80 % Intuition und Talent, der Rest ist messbar. Macht uns aber nicht bedingt schneller.
Gruß Mini
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von SebastianR »

Chapeau, guter Beitrag! :!:
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von R6-Pille »

Schön, dass Experte Mini hier mal Licht ins Dunkel bringt und Einiges klarstellt. :!:

Zu „Fussrasten und Gripp“ fällt mir noch ein, dass man beim heraus beschleunigen aus unebenen Kurven einen Vorteil bekommen kann wenn man sich leicht in die Rasten stellt.

Man unterstützt damit die hintere Federung was vorteilhaft für Gripp und Fahrstabilität ist.

Ansonsten bringt das mit dem Druck nix wie Mini dargestellt hat.
Es gibt immer einen Schnelleren
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Re: Richtige Sitzposition. Erklärt von Max Neukirchner

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Beitrag von Zündfunke »

Ich muss hier auch mal mein Senf dazugeben.
Für mich ist das vollkommen neu, dass der Lenkimpuls auf der Rennstrecke tödlich sein soll. Ich halte das Gerücht auch für Blödsinn. Ohne Lenkimpuls kann das Motorrad nicht schnell und gezielt gelenkt werden. Zu beachten ist, dass es wirklich nur ein einmaliger Impuls zum Einlenken ist. In einer rund gefahrenen Kurve ist der Lenker kraftfrei. Ich z.B. kann da wunderbar die Arme entspannen. Denn ich klammere mich nicht am Lenker fest, sondern halte mich mit den äußeren Bein am Tank und dem inneren Fuß auf der Raste. Kurze Anekdote: Ich hab in Assen in der letzten Links vor SZ die linke Hand rausgehalten um mein Abbiegen in die Boxengasse anzuzeigen. Ich war vor lauter guter Laune etwas zu schnell und hab in voller Schräglage den Asphalt gestreichelt. Das lief alles sehr entspannt ab, ohne mit der rechten Hand zwanghaft lenken zu müssen. Anderes Beispiel für den Lenkimpuls in Wechselkurven. In kurzen Kurven führt man den Impuls kurz und unbewusst aus. In Spa gibt es vor SZ eine schnelle Wechselkurve, meine von links nach rechts. Bei 200 und schneller muss man ganz bewusst kräftig und recht lang einen Lenkimpuls ausführen damit die Fuhre überhaupt rumkommt. Da hilft kein rumhopsen auf den Rasten oder ein schnelles Umsetzen. Thema Umsetzen zum Einlenken. Wenn man sich beim Einlenken schnell in Hanging Off bewegt, kann das den Vorgang unterstützen. Es fühlt sich leichter an. Es bringt aber auch viel Unruhe ins Fahrwerk, was kontraproduktiv ist. Umsetzen vor dem Anbremsen und eine geschmeidige Bewegung in Hanging Off hält das Motorrad viel stabiler und bringt ein besseres Gefühl am Lenker. Das Einlenken geschieht bei mir nur mittels Lenkimpuls. Besonders spürbar geschieht das in spitzgefahrenen Kurven. Schnelle Kuvenwechsel z.B. in Oschersleben aus der Triple raus in die Rechtkurve bekomme ich schneller hin, wenn ich meinen Körper mit dem äußeren Bein am Tank nach rechts wuchte.Damit ich nicht nach rechts runterfalle fange ich mich mit dem linken Bein am Tank ab. Dabei nutze ich den Schwung vom Körper mit zum Umlegen.

Statisch gesehen macht Hanging Off an sich nichts anderes als den Gesamtschwerpunkt von Fahrer + Motorrad zu verändern. Um eine höhere Kurvengeschwindigkeit fahren zu können, muss der Gesamtschwerpunkt weiter zum Kuveninneren gebracht werden. Dass kann mit dem Motorradschwerpunkt geschehen, aber nur bis irgend etwas schleift. Oder eben mittels Hanging Off. Je weiter der Oberkörper neben dem Motorrad hängt, umso weiter wird der Gesamtschwerpunkt vom Motorradschwerpunkt zum Kurveninneren verschoben. Wenn ich z.B. merke, dass ich zu schnell in einer Kurve bin und die gewünschte Linie nicht halten kann, könnte ich einen kurzen Lenkimpuls zum Nachregeln geben. Das führt aber zu 2 Problemen. Erstens die Schräglage des Motorrades wird größer. Folge: Schleifen/Aufsetzen oder Überschreiten des Grenzbereichs. Zweitens bringt der Lenkimpuls Unruhe ins Fahrwerk. Ich lasse in diesem Fall den Lenker wie er ist und hänge meinen Oberkörper etwas weiter raus/tiefer. Das Motorrad bleibt stabil und zieht wieder enger rein. Wie bereits erwähnt halte ich mich (naja fast) nicht am Lenker fest, sondern mit Bein und Fuß. Ich habe mich lange gefragt wie ich da zum Teufel Druck auf irgend eine Raste ausüben soll um das Motorrad zu lenken oder mehr Grip zu erzeugen. Auf die äußere Raste drücke ich zwar recht kräftig, aber nur um mich mit dem Knie am Tank festzuklemmen. Der Kraftfluss ist nur zwischen Bein, Fuß, Motorrad, Knie. Damit beeinflusse ich das Fahrverhalten des Motorrades kein bisschen. Auf die innere Raste drücke ich auch nur um mein Oberkörper neben dem Motorrad zu halten. Kraftfluß Fuß, Bein, Arsch, Motorrad. Auch damit kann ich das Fahrverhalten des Motorrades nicht beeinflussen. Es geht nur über die Schwerpunktverlagerung. Komplizierter wird die Betrachtung noch, wenn man noch betrachtet, wenn der Fahrer nicht sitzt, sondern nur auf den Rasten steht. Das führt hier aber zu weit und trifft auf die wenigsten Fahren zu.

Zurück zu dem Filmchen. Ich finde die Erklärungen sehr laienhaft und zum Teil auch falsch. Und das von einem Vollprofirennfahrer, der eigentlich wissen sollte wie es funktioniert. Talent hin oder her.

Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.
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