
Der dritte Lauf zum Sportfahrerpokal von ProSpeed stand an. Man könnte glauben, die Vorbereitungen seien immer die selben. Weit gefehlt... Aufgrund einer Urlaubssperre von Hoppel war mir diesmal kein Mechanix zugeteilt und ich musste die Anreise nur in Begleitung von AC/DC, Aerosmith, und ZZ-Top antreten. Aufgrund der lustigen Stau-Erlebnisse der letzten Anreise wollte Heini sein Gespann schon um 5 Uhr in Bewegung setzen. Ich fand das aber albern und wollte zu einer menschwürdigeren Zeit gen Osten pilgern. Nach mittlerweile 4maligem Werkstattaufenthalt meines T4 hatte ich die leise Hoffnung, dass er nun endlich eines T4 würdig funktioneren würde und wollte am Vortag der Abreise eine 100er Zulassung für mein zierliches Gespann machen. Bis jetzt blickte ich bei erreichter Reisegeschwindigkeit ständig panisch in den Rückspiegel und vermutete bei jedem Auto, dass länger als 2 Sekunden hinter mir fuhr, einen Messwagen. Um in meinem fortgeschrittenen Alter nicht ständig dieser nervlichen Belastung ausgesetzt zu sein, wollte ich mich zumindest bis 100km/h legal bewegen. Die liebreizende Telefonstimme vom TÜV lachte hemmungslos, als ich fragte, ob ich heute Nachmittag vorbeikommen könnte, die blöde Kuh. Bei der Dekra war man mir aufgeschlossener ggü. und gewährte mir um 17:30 Uhr eine Audienz. Der Inschenjör begutachtete gerade einen unredlichen Chopper und drehte damit ohne Helm eine Runde auf dem Hof. Nachdem er dem Vollbart den Dekra-Segen erteilte, war ich dran. Die DOT-Nr der Wohnireifen stellte ihn vor ein größeres Problem. Als ich mal kurz nicht aufpasste, war er komplett unter dem Wohni verschwunden, da er die DOT-Nr nun auf den Innenflanken der Reifen vermutete. Ich überlegte schon, die 112 zu wählen, da tauchte er wieder auf. Nicht ohne Stolz erklärte er mir, dass die Reifen nur ein halbes Jahr alt seien. Genau dies hatte ich ihm schon vor seiner Suchaktion gesagt. Irgendwann bekam ich schließlich einen Wisch, mit dem ich beim Straßenverkehrsamt für weitere Arbeit für unsere lieben Beamten sorgen musste. Mein Plan war, mich am nächsten Morgen, dem Tag der Anreise, überpünktlich kurz vor 7:30 Uhr in die Schlange der ausländischen Mitbürger einzureihen, die vor den Toren der Bürokratenhochburg in einer mir unverständlichen Weltsprache die Vorzüge eines 3er BMW diskutierten.
Die Nacht war wie immer kurz, ich träumte süß von abartigen Schräglagen und wilden Wheelies und wachte kurz nach 5 Uhr auf. Dies ist ganz im Gegensatz zu normalen Arbeitstagen, an denen jedes Mal ein Hebekran benötigt wird, um mich aus dem Bett zu hieven. Nun gut, getreu dem Motto „Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit“ machte ich mich in aller Gelassenheit reisefertig und dockte den Wohni an meinen Bully an. Ich war die Ruhe selbst, schließlich fuhr ich ganz allein und brauchte auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Nach dem obligatorischen tränenreichen Abschied von meiner Familie rollte ich mit lieblichen Klängen von Angus’ Harve Richtung Zulassungsstelle. Urplötzlich hatte sich die Matrix verschoben und es war kurz vor halb acht! Scheiße, die nervösen indischen Kameltreiber würden alle schon vorm Straßenverkehrsamt stehen und ich würde wahrscheinlich die WarteNr. 498 ziehen und in diesem Leben keine Plakette mehr bekommen. Bei der Zulassungsbutze angekommen war zu meinem Erstaunen niemand vorm Eingang zu sehen. Kein Wunder, die saßen alle schon drinnen. Ich machte mich ganz klein und zog sowohl eine normale Nr. als auch eine vom Sonderschalter. Der Sonderschalter dient nur dazu, Fahrzeuge abzumelden und um die korrekte Entgratung von Nummernschildlöchern zu kontrollieren. Egal, so einen blöden 100er Stempel können die mir da auch schnell geben. Die normale Nr. war die 48 und die SonderNr. die 14. Wie zur Hölle zwei Minuten nach Öffnung der Schleuse solche Wartenummern entstehen, werde ich nie begreifen. Wahrscheinlich ziehen sich die Kameltreiber für ihre ganze Sippschaft Nummern als Andenken. Unglaubliche 15 min später leuchtete endlich die 14 am Sonderschalter und ich saß 3 Millisekunden später vor einer hässlichen Frau. Bevor ich was sagen konnte, sprang sie auf und ging. Warum nur, sah ich tatsächlich so scheiße aus? Gefühlte 20 min später kam sie mit einem dampfenden Pott Kaffee zurück. „Danke, ich möchte keinen Kaffee sondern nur eine 100er Plakette für mein Wohnwagengespann.“ „Guter Mann, bei mir bekommen sie die nicht, die gibt es oben bei der Führerscheinstelle!“ Ok, dieser Servicestützpunkt deutscher Bürokratie fing an, mich zu nerven. In der Führerscheinstelle fragte ich mich durch und konnte zu meinem Erstaunen ohne Nachweis einer WarteNr. mein Anliegen vorbringen. Es war ein Menschling, der aussah, als ob er 40 Jahre geraucht hat, dies aber nun für den Weltfrieden aufgegeben hat. Das Büro war voll mit AntiRaucherZeitungsartikeln, die an Schränken klebten und einer riesigen Schale Bonbons, die sehr gut schmeckten. Der Mann war entsprechend ruhig drauf und erklärte mir den Ablauf. Ich bekam schließlich eine Zahlkarte, mit der ich am Kassenautomat 15 Euro in die Staatskasse einzahlen sollte. Dieser Automat stand, wie sollte es anders sein, am Ende der Zulassungsschalter im Erdgeschoss. Also runter, an der hässlichen Frau vorbei und zum Automaten. Ich wartete geduldig auf die beiden vom Exraucher erwähnten Quittungen, die der Automat ausspucken sollte. Eine für mich, eine für ihn und ich besuchte ihn erneut. „Oh, sie sind aber schnell, ich habe ihre Aufkleber noch gar nicht fertig“ Es schien schwierig zu sein, mir diesen lustigen Aufkleber zu geben, dachte ich völlig entspannt. Evtl. sollte ich dem Mann eine Zigarette anbieten. Ich tat das natürlich nicht, sondern bedankte mich freundlichst für die beiden Aufkleber und klebte sie an mein ungeduldig wartendes Gespann. Weitere 2 Millisekunden später hatte ich endlich die Reisegeschwindigkeit erreicht und ließ Hildesheim allein zurück. Aufgrund meines immensen Zeitverlustes trieb ich den Bus zu neuen Höchstleistungen und brannte alles her, was mit Anhänger unterwegs war. Selbst ein Sprinter mit Ladefläche war nicht sicher vor mir und ich quetschte mich an ihm vorbei. Das schien ihm nicht zu gefallen und er ging nach links. Schönes Ding, er hatte nicht mal ansatzweise eine Chance! Ich gab meinem Bus den vierten Gang und trat bis aufs Bodenblech durch. Mein Bus machte dicke Backen und riss brutal an der mobilen Pennbutze. Mr. Sprinter verhungerte auf halber Höhe, der lahme Sack! Gut, auf meinem Tacho stand jetzt eine völlig alberne Geschwindigkeit, aber das wars mir wert. Nachdem ich wieder auf Reisegeschwindigkeit runter war, setzte er erneut an und ich ließ ich ihn gewähren, brannte ihn aber noch mehrmals zu meiner eigenen Belustigung gnadenlos nieder, wenn es der Verkehr zuließ. Irgendwo hinter Leibzig hatte ich ihn soweit, das er wortlos die nächste Ausfahrt nahm, um bitterlich zu weinen ob der Tatsache, von einem Gespann niedergestreckt worden zu sein. Ich gönnte der Kapelle Aerosmith ihren ersten Auftritt, Angus hatte eine Pause verdient. Nach diversen Erfahrungen mit Abkürzungen durch das erzgebirgische Unterholz steuerte ich diesmal mitten durch Dresden. Der Plan war gut. Bis auf die Baustelle an der UNI oder was das ist. Hier gab es eine einspurige Verkehrsführung und man sortierte sich im Reißverschlußverfahren ein. Nur ein ungarischer Wurzelzwerg in einem riesigen Truck schien anderer Meinung zu sein. Nachdem ich schon mit mehr als halber Gespannlänge vor ihm war und einschweren wollte, erklang ein Hupkonzert, das mich an HellsBells erinnerte und der Ungar drängte mich ab. Ich wich aus und konnte gerade noch einer unschuldigen Bake das Leben retten. Dieser blöde Puffmusiker glaubte wohl, er wischt sich seinen Arsch mit besserem Klopapier ab als der Rest der Welt. Ich spürte ein kleines Kribbeln in der Nasengegend. Direkt danach gab es einen lauten Knall und er ganze Bus war voll Rauch. Ich öffnete ein Fenster und nachdem sich der Rauch verzogen hatte, saß auf dem Fahrersitz nicht mehr der gutmütige kleine Hajo, sondern das böse dickköpfige Einzelkind. Ich fädelte mich hinter ihm ein und betete, dass er in meine Richtung fuhr. Er tat mir den Gefallen und so folgte ich ihm unauffällig. Irgendwann lichtete sich die Baustelle und wir kamen auf ein Stück vierspurige Straße. Ich überholte den Wurzelzwerg und setzte mich vor ihn auf der rechten Spur, links konnte der normale Verkehr durch. Es kam eine exorbitante Steigung und ich ließ die Geschwindigkeit auf meiner Spur auf ca. 20 km/h fallen. Der Ungar hatte einen gefühlten Sicherheitsabstand zu meinem Wohni von 30 cm, war mir egal. Ich trottete den Berg mit 20 hoch und konnte mir ein schönes Hupkonzert anhören. Daraufhin verlangsamte ich auf Schrittgeschwindigkeit. Als endlich die linke Spur frei war, zog die Arschkrampe tatsächlich rüber, aber das brachte ihm selbstverständlich nix. Oben auf dem Berg angekommen gab es erneut einen Knall und Hajo war zurück. Ich ließ den Ungarn allein und sah ihn nie wieder. (Ja, ich weiß, sowas macht man nicht und ich machs auch nie wieder

Am nächsten Morgen wurde ich von nettem Regengeprassel geweckt. Der Wohni wog im Wind leicht hin und her. Ideales Wetter, um sich noch mal umzudrehen und unter der kuscheligen Decke zu verschwinden. Ich tat es. Wie ich da so lag, dachte ich an mein Vorzelt, dass schon letztes Mal einen Überschlag einstecken musste. Wir hatten es diesmal gesichert, aber ob es den Böen standhalten würde? Ich schaute lieber mal kurz durchs Fenster. Zu meiner Zufriedenheit sprang Heini schon eifrig zwischen den wegrutschenden Zeltstangen hin und her. Guter Mensch, der Heini! Ich bekam einen völlig übertriebenen Spruch, ob ich evtl. mitspielen wolle. Flugs sprang ich in meine Sturm-Flip-Flops und half Heini beim Stangeneinfangspiel. Wir fragten uns, ob wir dieses Jahr wohl irgendwann mal komplett regenfrei bleiben würden. Für das WE waren ca. 20% Regenwahrscheinlichkeit vorrausgesagt. Die hatten wir jetzt schon locker erreicht. Konnte also für den Rest des Wochenendes nix mehr schief gehen. Das Wetter beruhigte sich tatsächlich und ab ca. 10 Uhr war es trocken. Der Asphalt im Fahrerlager war schnell trocken, die Rennpiste allerdings schien das Wasser wie ein Schwamm zu speichern. Ich fuhr glaub ich um halb zwölf das erste Mal raus. Heini, der alte Pessimist, sagte mir voraus, dass die Piste noch feucht sei, so ein Quatsch. Nach einer Runde kam ich wieder rein. Die Strecke war noch nass, hatte ich ja gleich gesagt. Nachdem ich die Reifenwärmer wieder drauf hatte, stellte ich Öl am rechten Gabelholm fest. Der doofe Simmerring war seit der Überarbeitung von Hubert Hofmann ganz leicht am Nebeln, aber jetzt schien er endgültig das Zeitliche gesegnet zu haben. Leichte Panik kam auf, da ich keine Ersatzholme dabei hatte. Die lagen wie üblich im weit entfernten Niedersachen. Ich wischte den Holm trocken und fuhr erneut für eine Runde raus. Ergebnis war wieder starker Ölsüff am Holm. Das Spielchen hab ich noch zweimal wiederholt und dann die Hoffnung aufgegeben. Als Rettung blieb nur Robert. Ich fragte ihn, wo der nächste Suzukihändler ist, um die Dichtringe kurzfristig tauschen zu lassen. Robert beorderte Mr. Sebimoto zu sich. Dieser funkte sogleich den Suzukihändler an, um mir dann mitzuteilen, dass keine Simmerringe vorrätig wären! Wie eine riesige vom Blitz getroffene Trauerweide schlich ich zu meiner kranken Suzi zurück und wischte erstmal den Holm trocken. Das konnte es doch noch nicht gewesen sein. Sollte mich das Rennglück jetzt verlassen haben? Hatte ich zu wenig Korea getrunken? Quälende Fragen durchbohrten mich. Der Plan stand fest: Ich wollte mit dem Bus nach Hause fliegen, um Ersatzteile zu holen. Vorher fuhr ich noch einmal raus, quasi um ganz sicherzugehen. Keine Ahnung warum, aber der Moppedgott hatte ein Einsehen mit mir und der Holm blieb quasi trocken. Danke! (Später stellte sich heraus, dass Johannes vom Renndienst sogar einen Satz Simmerringe dabei gehabt hätte) Ich beobachtete den Holm natürlich weiterhin, aber er gab zunächst Ruhe.
Also konnte endlich das normale Fahren beginnen. Die Strecke war zwischenzeitlich auch komplett abgetrocknet und so purzelten die Rundenzeiten. Auf den stündlichen Ausdrucken standen in meiner Klasse nur Kuhl und Denz vor mir, aber das hatte nix weiter zu sagen, da im Augenblick sicherlich noch alle zulegen konnten. Das erste Qualifying rückte näher und ich gönnte meinem Boliden hinten einen fast neuwertigen Slick. So gestählt rollte ich zum Vorstart. Hier waren mal wieder ne Menge Gaskranke zu bewundern. Ich reihte mich ein und wir wurden nach und nach auf die Piste gelassen. Das Wetter war gut und meine Kleine brüllte erfreut vor sich hin. In der ersten schnellen Runde bemerkte ich auf der Gegengeraden ein leichtes Grollen. Ich schaute kurz nach oben, aber da war nix außer strahlend blauem Himmel. Muß mich wohl verhört haben. Ich bremste also die Links gewohnt spät an. Seit den AHK Zeiten fühlte ich mich auf der Bremse richtig gut und war der Meinung, das mir hier niemand was vormacht. Umso erstaunter war ich, als ein rotes, dumpf grollendes Etwas an mir vorbeiflog. Ich befürchtete ein Motor- und gleichzeitiges Bremsproblem des Kollegen, da sowohl die Geräuschkulisse für diese Klasse völlig unsinnig war und gleichzeitig der Bremspunkt in den Bereich „Das klappt nie“ gehörte. Zu meiner weiteren Erheiterung schaffte es der Pilot, die Fuhre vor dem Kiesbett in weitem Bogen auf dem Asphalt zu halten. Es war eine Ducati alter Baureihe (also max. die 998) Er schien sich verfahren zu haben, denn wir befanden uns in der 4Zylinderklasse. Egal, wo er schon mal da war, wollte ich ihm zeigen, was geht. Ich musste mächtig beißen, konnte aber folgen. In der Bergaufschikane klebte ich ihm direkt an seinem zierlichen Hinterteil und beschleunigte ihn auf dem Bergaufstück aus. So, da war also die Reihenfolge wieder hergestellt. Die Links bremste ich jetzt auf der gefühlt allerletzten Rille an, nur um von diesem durchgeknallten Duc-Treiber abermals hergebrannt zu werden. Er flog auf der Bremse wieder respekteinflößend an mir vorbei. Und ich rede jetzt nicht von einem ganz engen Manöver, sondern er ließ mich so alt wie Inge Meysel aussehen. Das waren zig Meter, die er später bremste. Seine weite Linienwahl zeigte mir zumindest, dass ich es ihm nicht allzu einfach gemacht hab. Nichstdestotrotz zeigte mir dieses Manöver mal wieder, dass immer noch mehr geht. Ich hatte jedenfalls verstanden und ließ den Duc-Mann ziehen. Ich beendete das Qualifiying auf 4, also ausnahmsweise mal erste Startreihe. Ganz vorn Christian Kuhl, dann der Duc-Mann und Michael Denz auf 3. Ich erkundigte mich bei Robert, ob Ducati seit neuestem auch komplette Motoren (also mit 4 Zylindern) baut. Robert verneinte, aber der Duc-Mann hatte anscheinend in seiner Klasse keine Spielkameraden und wollte nun in unserer Klasse mitfahren. Robert erlaubte ihm dies. Das steht ganz im Gegensatz zu dem prinzipientreuen Robert, den ich kannte. Letztes Jahr hatte ich das im anderen Bericht erwähnte kleine Motorproblem und die Blade fürs Sprint-Qualifiying nicht ganz fertig bekommen. Also bat ich Robert, das Qualifiying ausnahmsweise mit der 600er von Heini fahren zu dürfen, um später überhaupt starten zu können. Dies wurde kategorisch abgelehnt, obwohl ich dadurch nun wirklich keinen Vorteil gehabt hätte. Bei Robert darf man nur starten, wenn man eine gezeitete Runde im Qualifiying hat. Also war auch nix mit hinten anstellen und ich durfte das Sprintrennen von draußen beobachten. Wie auch immer, der Ducatifahrer war mittendrin statt nur dabei.
Fahrtechnisch war damit die Luft an dem Tag raus. Ich kontrollierte noch die Bremsbeläge und stellte erschreckenderweise fest, dass die Belagstärke schon deutlich abgenommen hatte. Das könnte eng werden. Sicherheitshalber hatte ich auch meine Ersatzbeläge zu Hause liegen lassen. So reservierte ich mir beim Renndienst einen Satz für alle Fälle. Der Gabelholm hatte wieder leichten Nebel, aber ich machte mir noch keine größeren Gedanken. Voegly aus dem Forum kam noch vorbei und begrüßte mich freudig. Ich kannte ihn bisher nur von E-Mails und begrüßte ihn ebenfalls freudig. Er pilotierte wie ich ein K1 Kilogeschoss und wir trommelten ein wenig über die diversen Umbauten unserer Brenneisen und wünschten uns viel Glück für die Rennen. Heini und ich machten unsere Boliden fertig für die Nacht, indem wir sie sicher unter dem Vorzelt verstauten und diverse Schlösser montierten. Danach konnten wir uns endlich der Beschwörung des Wettergotts widmen und opferten ihm diverse alkoholische Getränke, um ihn gnädig zu stimmen.
Der nächste Morgen war trocken und ich freute mich, dass wir genügend Opfer dargebracht haben. Dem Sprintrennen stand also nix mehr im Weg. Das zunächst anstehende 2. Qualifiying brachte keine neuen Erkenntnisse und wir behielten unsere Plätze. Ich startete ich also endgültig aus der ersten Reihe. Das machte mich irgendwie etwas nervöser als ich sowieso schon immer bin. Ich redete mir ein, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen. Ist ja auch so, oder? Kurz vor dem Rennen wischte ich noch mal den Gabelholm trocken und schon hupte Robert zum Vorstart. Wir rollten der Reihe nach in die Einrollrunde und sortierten uns in der Startaufstellung. Das Wetter war perfekt, die Reifen gut (vorne neu, hinten nur ein Sprintrennen alt) und der Tank voller als nötig. Ich atmete tief durch und blickte auf die freie Piste vor mir. Denz und Kuhl schrieb ich ab, die konnte ich niemals halten, dem Duc-Mann war eh alles zuzutrauen und dann kam schon Ralf Pietsch auf meiner Liste. Den wollte ich bei der Ehre meiner Schwiegermutter hinter mir halten. Nun gut, der Fahnenträger schickte uns in die zwei Aufwärmrunden und es wurde ernst. Die Ampel leuchtete in tiefstem Rot, um wenige Sekunden später komplett zu erlöschen. Ich kuppelte mittelmäßig ein und flog mit leicht steigendem Vorderrad auf die Erste rechts zu. Hier bloß nicht mädchenhaft früh vom Gas gehen. Ralf Pietsch schoß wie immer an mir vorbei, ansonsten quetschte sich nur ein Kollege durch, den ich nach einer Runde aber wieder hinter mir lassen konnte. Ralf tauchte vor mir auf. Er hatte zum Glück immer noch nicht zu seiner Vorjahresform gefunden und ich kam auf der Bremse gut ran. Vor jeder Kurve streckte mir seine R1 wild feuerspeiend ihr keckes Heck entgegen. Böse Zungen behaupten, der Motor beinhalte das ein oder andere Spezialteil. Ralf schwört aber bei seinen Nasenhaaren, dass der Motor Serie ist. Feuerspeiende R1en scheinen also normal zu sein. Wie auch immer, wir flogen gemeinschaftlich um die herrliche Piste von Brünn. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Sollte ich mit einem Angriff bis zur letzten Runde warten? Mein Großhirn sagte mir, dass ich es so machen sollte, aber der Schalk in mir flüsterte mir beständig ins Ohr „Brems ihn aus, brems ihn aus“ Also gut, soll ja Spaß machen. Ich flog also im Synchronflug hinter Ralf auf die Bergaufschikane zu. Da dies eh die Ralfmemorialausbremskurve war, bremste ich mich mutig innen rein. Ralf kannte dies ja von den letzten beiden Rennen und konterte geschickt. Er stach links wieder an mir vorbei. Dafür hatte er nun die schlechtere Linie, um auf das Bergaufstück rauszubeschleunigen. Ich holte weit aus, legte sehr spitz um und konnte das Gas früh aufziehen. Das feuerspeiende rote Monster kam näher. Ich war kurz vor der Anbremszone vielleicht eine halbe Moppedlänge hinter Ralf. Ich dachte an den Duc-Mann und reagierte erst, als Ralf auf die Bremse ging. Ich flutschte auf der Bremse wieder an Ralf vorbei und war auf Start-Ziel vorn. Ich hatte ein mächtiges Grinsen auf meinen Lippen und bremste die Rechts Ende der Zielgeraden besonders spät an. Ralf blieb zunächst hinter mir. Nun hatte allerdings ich die Führungsarbeit zu leisten. Dies gelang mir nur leidlich. In den Kurven ging irgendwie nix und ich spürte den heißen Atem des roten Drachens hinter mir. Ich kam keinen Millimeter weg. Ich Puffmusiker hätte lieber warten sollen, jetzt konnte Ralf meine Eierei studieren und mich jederzeit zentrifugieren. Nach einigen nervenaufreibenden Runden, in denen ich Ralf beständig hinter mir hören konnte, entdeckte ich auf Start/Ziel eine gelbe Flagge. Ich nahm wie bei dieser Fahne befohlen merklich Gas raus und hob die Hand, um selbiges anzuzeigen. Ralf tauchte sofort neben mir auf, sah aber dann auch die Fahne und steckte fairerweise wieder zurück. So düsten wir durch die Rechts. Am Ende der Kurve lag ein Mopped im Kies. Ok, das wars, Vollgas! Ich hatte den eigentlichen Punkt zum Rausbeschleunigen schon verpasst und fürchtete Schreckliches. Tatsächlich wurde mir plötzlich mächtig warm an meinem schmeichelhaften Po und wenig später tauchte der rote Drachen neben mir auf. Er setzte sich komplett neben mich. Was tun? Ralf war auf der Innenbahn und hatte die besseren Karten. Ich wusste aber auch, dass er hier immer relativ früh den Anker wirft. Also wartete ich mal ab, wo er den Anker wirft. Er warf ihn aber einfach nicht, der doofe Sack



Das bedeutete, dass der kleine dicke Hajo hinter Christian Kuhl als Zweiter auf der Ergebnisliste stand! So musste es also sein, wenn Gibernau hinter Rossi ins Ziel kommt. Das erste Mal Treppchen, und dann gleich Zweiter, Wahnsinn! Damit war ich dem Sinn des Lebens wieder ein Stück näher gekommen. Ob ich jemals ein Rennen gewinnen werde, steht in den Sternen, aber Zweiter war ich auf jeden Fall schon mal, geil! Natürlich hatte ich mächtig Glück beim Rennverlauf und außerdem fehlten ein paar ganz schnelle Leute, aber was solls, die hätten ja alle kommen können! Das Leben ist schön.
Für die Pokalübergabe am Abend machte ich mich besonders hübsch, um den fetten Pokal anständig begrüßen zu können. Leider gab es von Robert keinen Sekt, sonst hätte ich den wahrscheinlich in die Menge gejagt, wer weiß, wann ich zu sowas mal wieder komme


Bleibt so schön, ihr Gaskranken


