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Ex Vi Termini Part III (Most) - The Final Chapter

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Beitrag von Shark »

anderl hat geschrieben: Nach der Schikane hat es 2 Fahrer getroffen (Luca, ??)...
Luca hat sich in der ersten der Doppelrechts verabschiedet, gefühlte 12 cm vor meinem Vorderrad... :twisted:

In der langen Links ist Samstag nach der Mittagspause irgendwas helles mit vielen, vielen Überschlägen abgeflogen.

Gruß
Shark
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Beitrag von Phoenix »

Apropos "gefühlte 12cm vor deinem Vorderrad"...sorry nochmals für mein optimistisches Manöver bei der Boxenausfahrt, Shark! :(
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Beitrag von Phoenix »

Tag 3 – Gentlemen, start your engines


Um 10.00 Uhr war das Rennen des zweiten speed.to Laufs. Ich war aufgeregt wie vor meinem erstem Renntraining letztes Jahr und rannte wie ein Tausendfüssler mit Adidas Schuhen durch die Box. Irina schickte mich dann aufs Klo, damit ich partiell dehydrieren kann um wenigstens ein wenig ruhiger zu werden. Dort traf ich auf Luca, der trotz Prellungen und Dehnungen beide Läufe bestreiten würde. Dies bestätigte mich wieder in der Annahme, dass die da vorne nicht ganz sauber sind. Wahnsinn. Aus den Toiletten kamen allerlei witzige Geräusche. Also war ich wenigstens nicht der einzige der aufgeregt war.
Kurz vor der warmup lap fiel mir dann noch auf, dass meine Hinterradabdeckung lose war und am Reifen schliff. Super. Genau das was man fünf Minuten vorm Rennen braucht. Mit Kabelbinder alles kurz fixiert und raus (eigentlich sollten mich demnächst namenhafte Kabelbinder Hersteller sponsorn, ich habe die Teile schon Kiloweise an der Maschine).
Als ich am Vorstart stand habe ich mich natürlich erst mal auf den falschen Platz gestellt. Typischer Rookie halt. Nachdem ich meinen Starplatz hatte für das speed.to Rennen (hier stand ich auf dem 15. – meine Glückszahl!) verflog die Nervosität.
Mir war klar, dass ich nicht vom Fleck kommen würde, da ich ne absolute Wheely Schwuchtel bin und das meines Erachtens tödlich ist für einen guten Starter. Ich wollte einfach nur so schnell wegkommen, dass ich hinten niemanden behinderte. Aber es sollte anders kommen.
Anderl lief graziös wie eine Gazelle durch die Reihen um den Vorstart einzuleiten. Ich hatte mich natürlich schon im Vorfeld über einen guten Start mit einer tausender informiert und hatte allerlei Dinge über 8000 Umdrehung und langem schleifen der Kupplung gehört. Da ich aber Student bin und kein Geld für Kupplungen ausgeben möchte entschloss ich mich kurzerhand einfach meinen typischen Stuttgart-downtown-Ampel-Poser-Start hinzulegen. 4000 Umdrehungen, Kupplung schnell kommen lassen und den Rest mit dem Gasgriff regulieren. Und was soll ich sagen, es lief perfekt. Als Spontanejakulator anfing zu steigen knallte ich den zweiten rein und drehte den Hahn voll auf. Ich flog mit einem gepflegtem powerwheely vom Vorstart und verputzte dabei mehrere Leute. Jetzt war nur die Frage ob das auch ein zweites mal klappen würde und ob die anderen gerade wirklich hundert Prozent gegeben hatten.
Ich lies mir Zeit mit der warmup lap um nicht ewig am Start stehen zu müssen. Nicht gut für die Nerven.
Dann war es soweit. Die Ampel ging an. Ich behielt den linken Fuß auf der Raste um schnell schalten zu können und legte mich komplett auf den Tank. Die Ampel ging aus und alles zoomte davon. Es war der absolute Wahnsinn. Der Sound. Das Adrenalin. Die Beschleunigung. Ich schaffte den Start wieder so gut und konnte gleich mehrere verputzen. Shark verwechselte seine GSXR wahrscheinlich mit der des Ghostriders und legte einen 0 auf 45 Grad Wheely in Rekordzeit hin. Aber wenn es nach oben geht, geht es nicht so schnell nach vorne und das nutzte ich aus um vorbei zu kommen. Hajo konnte ich auch aus beschleunigen, aber das richtige Problem sollte erst noch kommen. Da wollten 30 Maschinen auf der Linie durch, wo nur Platz für eine ist. Die Idee von Johnny eine Tube Vaseline mit nach Most mitzunehmen machte jetzt auf einmal Sinn!
Wie ich da durch gekommen bin, weiß ich bis heut nicht, aber es hat funktioniert. Ein weiteres Problem war, dass ich jetzt auf der langen links viel langsamer war als gewohnt. Hier überholte mich dann auch Gottfried Mohr von außen. In meinem Problemstück sortierte sich das Feld noch, so dass es eh nicht so schnell dadurch ging. Nach der Spitzkehre jedoch war Platz und auf einmal ballerte der Hajo an mir außen vorbei als es in die Senke ging. Ich dachte für einen Moment meine Maschine hätte einen Rückwärtsgang und ich wäre aus versehen reingerutscht. In diesem Moment hatte es Klick gemacht und ich schaltete von Renntraing auf Rennen um. Ich klemmte mich an Hajo ran so gut es ging und holte ihn beim Anbremsen auf den Matadorbogen wieder ein. Mein Heck schlingerte zwar beachtlich, aber ich hatte gelernt, dass das Gerät das so braucht. Die Sau. Also gab ich es ihr. Ich konnte das erste mal in meinem Leben eine Maschine minimal quer anstellen um einzulenken in dem ich einfach das Auskeilen des Hecks missachtete und in die Kurve auf der Vorderradbremse tief und hart einlenkte. Ja, wie geil ist das denn!
Wir fuhren durch das Waschbrett und mir war klar, dass irgendwo hinter mir der Meeresbewohner lauerte und mir bei der ersten Gelegenheit in den Arsch beißen würde weil ich ihn mit Sicherheit aufhielt. Aber im Waschbrett konnte er meiner Meinung nach auch noch nicht viel schneller. Die restlichen vier Komma irgendwas Km Strecke würden das Problem werden. Wenn ich Kampflinie fuhr konnte ich ein Überholen vielleicht hinauszögern, aber dann würde mir der Hajo entfliehen. Also legte ich mir eine neue Taktik zurecht: „Gib endlich mal Gas und hör auf zu Taktieren du Schwuchtel“.
Ich brezelte aus dem Waschbrett raus und ignorierte all die Schläge die mir das Fahrwerk direkt ins Rückgrat übermittelte. Den schnellen Linksknick nahm ich auch ziemlich fix doch dann packte Hajo einen Trick aus der selbst James Bond neidisch gemacht hätte. Irgendein Pillemann hatte bei der ersten rechts der Doppelrechts innen mächtig Öl verloren und das Zeug ist mit Tonnen von Bindemittel überzogen worden. Alle fuhren drum herum, nur Hajo brezelte abseits der Ideallinie voll durch und bescherte den hinterher fahrenden eine äußerst neblige und staubige Linie.
Nachdem ich 500 Gramm Ölbindemittel eingeatmet hatte und der Luftfilterkasten meiner Maschine so aussah als hätte ich ihn im Sand vergraben und dann wieder eingebaut, wurde wieder die Verfolgung aufgenommen. Ich ballerte die Gerade runter und nahm das Tor zur Hölle richtig gut. Hehehe, so langsam fühlte ich mich Wohl im Hades. Ich fuhr noch eine Runde hinter ihm her konnte aber nicht wirklich aufschließen. Hajo war zwischenzeitlich an Mario vorbei und nun lag dieser in der langen links direkt vor mir. Er wurde langsam rausgetrieben und ich ging ihnen rein. Das alles bei 230 Km/h und dem Knie im Gras. Ich fuhr wieder meine alberne Linie bis zur Spitzkehre und verhinderte somit einen Gegenangriff. Hajo war zwar noch in Sichtweite, aber so langsam dämmerte es mir, dass der in einer ganz anderen Liga als ich spielt und von Runde zu schneller werden wird. Egal, du bist hier um Rennen zu fahren, also gib ihm !!!
Nach der Spitzkehre fuhr ich das erste mal etwas freier und unverkrampfter und konnte mich ganz auf meinen speed konzentrieren. Das hinderte Shark aber natürlich trotzdem nicht daran mich eine Runde später genau an der Stelle zu verputzen an der er es angekündigt hat. Das war übel. Mit Ankündigung! So etwas nennt man im Basketball „In your face!“ Aber okay, durch einen Kampf würde ich erfahrungsgemäß wieder schneller werden. Ich donnerte dem Hai so schnell wie ich es mich traute hinterher und sah jetzt zum ersten mal wie schnell er wirklich fahren kann und wo ich Zeit liegen lasse. Es gab nur eine Stelle wo ich an ihn wieder rankam und das war in der letzten Doppelrechts. Als er eine Runde später sich dort auch noch verbremste dachte ich, ich hätte ihn. Aber das wurde nichts. Wir flogen auf die zweite rechts zu und ich ging minimal früher vom Gas damit es nicht ungemütlich würde zwischen uns. Ich dachte, dass dies eh nichts ausmacht, da ich mich auf der Geraden ansaugen und vorbei gehen könnte. Ansaugen konnte ich mich, ausscheren auch, leider tauchte dann vor der Spitzkehre jemand auf und das wurde mir dann doch zu eng, da es ja eh nur um die goldene Ananas ging.
Shark legte ihn sich zurecht und überholte ihn außen in den schnellen links. Mist, das wars. Ich hing fast die gesamte Runde hinter dem fest obwohl ich in der Anbremszone vorm Waschbrett und der Doppelrechts hätte zuschlagen können. Aber da muss ich einfach noch lernen mehr Kampfgeist zu entwickeln. Ich überholte in dann in der Doppelrechts und sah den Hai nur noch in weiter Ferne. Eine Runde später kam ich dann aber wieder schnell ran als Shark in einen Kampf mit Gottfried Mohr verwickelt war. Aber die Hoffnung starb schnell, als die zwei ihre Hackordnung klar gemacht hatten fuhr der Zug verdammt schnell ab. Ich drehte meine Runden und konnte im Augenwinkel in der Spitzkehre immer ein Motorrad hinter mir sehen. Dreh dich jetzt bloß nicht um, da hängt wahrscheinlich die halbe Meute hinter dir.
Zu dem Zeitpunkt gab ich noch mal richtig Stoff bis zu meiner ersten schwarz-weißen Flagge. In der Outlap klatschten manche Streckenposten und wedelten mit den Fahnen. Ich hatte absolut keine Ahnung auf welchem Platz ich stand, aber in diesem Augenblick kam ich mir vor wie einer von den Großen Jungs. Eine Riesengaudi war das. In die Box gefahren und schnell einen dicken Schmatzer von meinem Boxenluder kassiert. Anderl rückte die Ergebnisse erst zur Siegerehrung raus.
Das IGM Superbike Rennen bei dem ich auf dem 12. Startplatz gestanden hätte, lies ich aus. Ich hatte einfach keine Lust mehr drauf. Da ich nicht besonders viel gegessen hatte, war meine Konzentration nicht die beste und ich wollte den Bock nicht noch beim letzten Event in die Ecke pfeffern.
Luca räumte beide SBK Rennen ab, die schnellste Runde fuhr der Faxi (der leider unverschuldet gestürzt war) und Mr. Phoenix bekam seinen ersten Pokal für den 9. Platz in der SBK Klasse. Ich war total perplex, weil ich erstens nicht mit einem 9. Platz gerechnet hatte und eh dachte, dass die Staubfänger nur bis zum 5. verteilt werden.
Das Grinsen das sich bei der Siegerehrung in mein Gesicht geschmuggelt hat habe ich bis heute noch nicht los bekommen.


Epilog – In eigener Sache

Ex Vi Termini bedeutet soviel wie: “mit Kraft kommen Grenzen.” Ich hielt das für eine sehr passende Überschrift der Trilogie. Ich fahre jetzt seit drei Jahren Motorrad. Letztes Jahr war ich das erste mal bei einem Renntraining. Die Anzahl der Renntrainings insgesamt kann ich an einer Hand abzählen. Ich habe eine Maschine die mir Leistung im Überfluss beschert.
Ich war mir lange Zeit nicht bewusst, wer da eigentlich mit wem fährt. Ob ich mich nicht überschätzt habe. Ob ich jemals im stande sein werde eine Sportmaschine halbwegs artgerecht zu bewegen. Aber seit dem Pannonia Ring fühle ich mich richtig wohl auf meiner Maschine und konnte dies das erste mal richtig umsetzen. Ich habe festgestellt, dass nicht nur die Maschine einen ans Herz wachsen muss, sondern auch das drum herum. Nur so bekommt man das nötige Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ich möchte mich nochmals bedanken für die vielen helfenden Hände am Pann nach meinem Abflug und für die großen und kleinen Hilfen während der letzten beiden Events. Teller, Grill, Besteck, Steckdose, Auto, WD40, was auch immer.
Vielen Dank Leute !
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Beitrag von Mäddie »

:D :D :D Natürlich hat mich deine Beschreibung der Hades-Kurve an Dantes Einstieg in die Hölle erinnert:

Bild


Tiptop gemacht, Alter!
"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983
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Beitrag von tomlang »

Hallo Du aus-der-Asche-gestiegener-Vogel,

sehr schön geschrieben, da fährt man fast mit! Dein Training auf der Kloschüssel scheint's voll zu bringen... :D

Die wichtigste Regel "To finish first, you first have to finish" hast Du offenbar gut intus. Weiterhin alles Gute!

Freundliche Grüße
Thomas
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Beitrag von Mallispoeks »

Wirklich schön geschrieben, hatte teilweise das Gefühl ich säße auf dem Pussypad deines Mopeds...

Aber was mich immer wieder verblüfft ist, dass ihr scheinbar alle fotografische Gedächtnisse habt. Mir gelingt es oft Mittags nicht mehr mich zu erinnern, was ich zum Frühstück gegessen hatte :(
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Beitrag von AlexR6 »

he absolut weltklasse. :)


schön wenn wir uns mal in ADR oder sonstig wo übern weg fahren würden....:)

greets

alex
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