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Bremsbeläge schräg abgefahren

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Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von traceeliot »

Hallo an die er"fahren"en unter euch.
Nach langem mitlesen möchte ich hier auch mal eine Frage stellen, in der Hoffnung die eine oder andere erleuchtende Antwort zu finden...

An meinem Mopped nutzen sich die Vorderrad-Bremsbeläge einseitig ab (siehe Foto).
DSCF1760.JPG
Das Ganze ist symetrisch an beiden Zangen, jeweils die zur Fahrbahn nähere Seite (unten, kleiner Kolbendurchmesser 30mm) zeigt eine höhere Abnutzung.
Technisch sehe ich die Bremsanlage zunächst mal als in Ordnung an. Die Kolben in den Zangen haben keine Riefen und die Dichtungen habe ich bereits ausgetauscht. Die Serienbremspumpe habe ich wegen dem "weichen" Druckpunkt gegen eine Brembo RCS19 getauscht. Die Bremsflüssigkeit habe ich bei den Wartungsarbeiten zweimal getauscht. Das Phänomen ist aber nach wie vor gleich.

Gezeigt hat sich das Ganze, nachdem ich meine Technik beim bremsen umgestellt habe. Ich bremse nun nach dem eintauchen der Gabel "sehr" hart, und löse die Bremse allmählich zum einlenken (je nach Kurve: einlenken mit Restdruck oder einlenken ganz ohne Bremsdruck).
Vorher hatte ich den Bremsdruck sehr "gemütlich" gesteigert und vor dem Einlenken vollständig gelöst (was bequem war, aber leider zu sehr langen Bremswegen führte).

Um die Beläge einigermaßen "aufzubrauchen" drehe ich sie nach einem Tag (typisches Hobby-Rennstreckentraining mit ca. 6x20Minuten-Turns). Nach dem zweiten Tag sind sie dann quasi gleichmäßig bis auf das Ende der Verschleißmarken abgenutzt.

Diese Technik habe ich im Einsatz:
Mopped: SC57 '06 Serie
Bremspumpe: Brembo RCS-19 (davor Nissin Serie)
Bremszange: Tokico Serie
Beläge: TRW CRQ (ohne Federblech, mit Hitzeableitplatte)
Scheiben: Yutaka Serie


Als Ursachen konnte ich (vermutlich) folgende eigene Thesen widerlegen, da das Phänomen sowohl davor, als auch danach existiert:
1. Bremsbeläge
- vor der Umstellung der Bremstechnik hatte ich die gleichen Beläge im Einsatz

2. Luft im System
- Bremsflüssigkeit ist neu
- fading nach Bremspumpentausch vollständig eliminiert

3. Dichtungen verschlissen/undicht
- Dichtungen erneuert
- Kolbenoberfläche i.O.
- Rad dreht einigermaßen frei
- keine Bremsflüssigkeit auf den Trägerplatten

4. unterschiedliche Krafteinwirkung
- die unteren Kolben haben 30mm, die oberen Kolben 32mm Durchmesser. Somit ist bei gleichem Druck die Kraft auf die oberen Kolben höher (F=p*A)
→ nach dieser Physik müssten doch dann die Beläge oben stärker verschlissen sein, als unten...


Was meint ihr? Was könnte das Phänomen verursachen?
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  • amade Offline
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von amade »

Servus. Tippe mal auf Temperaturproblem. Wenn die Kolben größer sind, können diese besser Wärme abgeben. Die Kleineren könnten dann eventuell stecken. Ist aber nur eine Vermutung. Was für Kolben fährst du? Alu, Stahl oder Titan?
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von traceeliot »

Was für Kolben fährst du? Alu, Stahl oder Titan?
Kolben sind originale aus Stahl

Wenn die Kolben größer sind, können diese besser Wärme abgeben. Die Kleineren könnten dann eventuell stecken
Also du meinst, durch die höhere Temperatur im kleineren Kolben ergibt sich eine größere Wärmeausdehnung, und dadurch ein geringeres Rückstellen, weil der Kolbenumfang stärker auf die Dichtung drückt?
Das ist ein Ansatzpunkt. Müsste bei Stahl aber schon ein deutlicher Temperaturunterschied sein. Bei Alu sehe ich dieses Problem eher wahrscheinlich.
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von VDW333 »

Hatte das gleiche Bild bei meiner SC57, halte ich für normal - Selbstverstärkung auf der einlaufenden Seite, deshalb ist da der Kolben ja auch kleiner - wird bei "aggressiven" Belägen nochmal schlimmer, versuch mal EBC GPFAX.
Frank
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von gixxersixxa »

Hab das selbe Bild bei meiner 600er K4
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von sven76 »

An meiner kawa auch, an der seite wo der bremsschlauch in den Sattel geht ist stärker abgenutzt
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von Rene zx10r »

Bei mir mit R6 Zangen ebenfalls das gleiche Bild,,,,,,
Wenn Du Schiss vor der ersten Kurve hast Kauf Dir lieber Knallerbsen und ne Windel :alright:
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von udtzo »

Mein Tipp: Dichtungen in den Bremszangen tauschen (lassen).
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von gixxn »

sven76 hat geschrieben:An meiner kawa auch, an der seite wo der bremsschlauch in den Sattel geht ist stärker abgenutzt

Und du fährst sicher vorwiegend Rechtskurven oder?

Ich würde dieses Phänomen mal in Richtung Physik und Mechanik verschieben!
Das Zeug verbiegt sich eben doch alles "mehr oder weniger" oder gibt unter Beanspruchung eben in
irgendeine Richtung nach.

Je nach Bauteil bzw. Material wird sich das je nach Moped mehr oder weniger bemerkbar machen.

Ich würde mir da nicht so viel Kopf deswegen machen. Neue Beläge rein und weiter gehts!
Nur das Tauschen der Beläge von links nach rechts bzw. untereinander würde ich hier nicht mehr empfehlen.
Wobei man das ja eig. auch nicht tun sollte.


gruß gixxn
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Re: Bremsbeläge schräg abgefahren

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Beitrag von traceeliot »

VDW333 hat geschrieben:Hatte das gleiche Bild bei meiner SC57, halte ich für normal - Selbstverstärkung auf der einlaufenden Seite, deshalb ist da der Kolben ja auch kleiner - wird bei "aggressiven" Belägen nochmal schlimmer, versuch mal EBC GPFAX.
Danke für diesen Ansatz.

Da musste ich jetzt erst mal eine Weile grübeln, was an meiner Bremse zu einer Selbstverstärkung führt.
Theoretisch hat eine Standard-Scheibenbremse keine Selbstverstärkung.
Dazu müsste das andrückende Bauteil in einem Winkel <90° gegen den Belag wirken, und der Belag selbst müsste radial verschiebbar sein. Dann würde sich der Abstand zwischen Belag und andrückendem Bauteil mit zunehmender Bremskraft verringern und die andrückende Kraft wiederum zunehmen --> verstärkendes Moment.

Beide Voraussetzungen sind an meiner Bremse theoretisch nicht gegeben. Jedoch denke ich, dass durch Alterung die Momentstützen der Bremsbelagplatten mit der Zeit ausschlagen bzw. "Untermaß" der Bremsbelagplatten ( --> Beläge sind nun verschiebbar) und "Freiraum" der Kolben in ihren Führungen (diese können "verkanten" und liegen somit in einem Winkel <90° an) praktisch eine minimale Verstärkung möglich ist.

Das Ganze würde aufgrund des Verhältnis Kolbendurchmesser / Freiraum in erstem Anschein Sinn ergeben (der größere Kolben würde weniger "Verkanten" und somit weniger "Keilwirkung" erzeugen).

Kann das jemand so bestätigen?
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